Ingolstadt
Märchenwelt und Heiliges Land

Zwei junge Frauen aus Ingolstadt erkunden in sechs Tagen Israel mit all seinen Facetten

17.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

Foto: Michael Brandl

Ingolstadt (DK) Nahostkonflikt, Krisenherd, Terrorgefahr - das sind Schlagworte, die aus aktuellem Anlass gerne mal fallen, wenn die Rede auf Israel kommt. Zwei junge Frauen aus Ingolstadt haben das Heilige Land - die Wiege vieler religiöser Stätten - sechs Tage bereist. Ihr Fazit: Bitte keine Vorurteile!

Ende Mai war es für Melanie Fuß und Nicole Nestler, beide 24 Jahre alt, soweit. Auf sie wartete das Abenteuer Israel, das Melanie beim Gewinnspiel des staatlichen israelischen Verkehrsbüros gewonnen hatte. Zwei junge Frauen, die in punkto Reisen schon fast zu den alten Hasen gehören. Melanie, die nach dem Studium eine Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin anstrebt, hat schon über 30 Länder besucht. Nicole, die derzeit BWL studiert, ist schon oft mit den Eltern verreist. Und natürlich mit ihrer langjährigen Schulfreundin, mit der sie zuletzt Schottland und Las Vegas erkundet hat. "Wir finden andere Kulturen spannend. Unsere Erde ist einfach so vielfältig", erklären die beiden ihr chronisches Fernweh.

Israel stand schon lange auf der Wunschliste. "Im Toten Meer baden, Jerusalem sehen", schwärmt Melanie. Das mulmige Gefühl, das sie wegen des Nahostkonflikts beschlich - und das war eine der ersten Überraschungen -, löste sich schon bei der Anreise in Wohlgefallen auf. Der Flughafen sei modern, die Sicherheitsvorkehrungen sehr gut gewesen, so ihr Eindruck. In Israel selbst fanden sich die beiden mit Mietwagen und Navigationsgerät schnell und unkompliziert zurecht. "Das Land ist ja nicht so groß. Es war total einfach, den richtigen Weg zu finden", sagt Melanie.

Auf die Frauen wartete ein kompaktes Programm mit Sehenswürdigkeiten und Eindrücken, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Da waren zum einen die Gotteshäuser, wie die Brotvermehrungskirche, und religiösen Stätten, wie die Klagemauer, die sie faszinierten. "Das hat mich mitgerissen", so Nicole. "Man fühlte sich in den Gassen um 2000 Jahre in der Geschichte zurückversetzt." Zum anderen erlebten sie das Leben in der Hafenmetropole Tel Aviv als sehr offen und westlich orientiert. Für die Studentinnen schlicht das "Kalifornien des Nahen Ostens", das durch kilometerlange weiße Strände, Muskelbuden, Menschen in Flip Flops und jede Menge Hunde - dem Trend-Haustier dort - auffällt, wie Melanie es beschreibt. Das Leben in der auch als Schwulenmetropole bekannten Stadt sei ihres Erachtens in Ländern wie Dubai, Tunesien und Ägypten so nicht vorstellbar.

Die Woche in Israel bestach durch ihre Kontraste: Auf Halbtagestouren wandelten die Frauen auf den Spuren von Jesus Christus. In Nazareth befanden sie sich nahezu abseits der großen Touristenströme. Ein großes Aha-Erlebnis wartete in der ersten Nacht auf die Urlauberinnen. Jerusalem feierte sein Lichterfest, die Stadt präsentierte sich hell erleuchtet, erfüllt von meisterlicher Musik, Tänzen und voller feiernder Menschen. "Wie in einer Märchenwelt", schwärmen sie. Doch das war nur der Anfang. Eine ganze Reihe Orte und Sehenswürdigkeiten erlebten die Entdeckerinnen in "144 Stunden Abenteuer", wie Melanie und Nicole den Trip nach Israel in einem Online-Reisebericht treffend beschrieben haben. Aber ist Israel tatsächlich ein Ziel für allein reisende junge Leute? Erst einmal betonen sie die schier grenzenlose Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, der sie überall begegnet sind. Was ihnen negativ auffiel: die eher unorthodoxe Fahrweise der Israelis. "Die überholen links wie rechts, da muss man gut aufpassen", sagt Nicole. Gefühlte Sicherheit dafür anderorts: in der Stadt und am Strand sei stets bewaffnete Polizei präsent gewesen, so Melanie. Und ja: man kann Israel allein bereisen, finden die beiden. Aber auch Familien dürften sich wohlfühlen im Gelobten Land, weil es einfach "extrem vielfältig" sei.

Vom Konflikt mit Palästina hätten sie nichts mitbekommen, versichern sie. Allerdings seien sie auch nicht nach Bethlehem, das unter palästinensischer Autonomie steht, gefahren. "Das wäre sicher ein weiterer Kontrast zu Israel gewesen", sagt Melanie. Auch sei ihnen die biblische Geschichte während der Reise bewusster geworden. Da gebe es Gläubige, die würden mit einem Kreuz auf dem Rücken den Leidensweg Christi nachlaufen, erzählen sie. Das sei schon ein anderes Gefühl, als es nur im Fernsehen zu sehen.