Hohenwart
Märchenstunde für Erwachsene

Ursula Hellner war zu Besuch bei der Bezirksversammlung des Frauenbundes

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Kinderkram? Von wegen! Märchen bergen auch für Erwachsene noch viel Stoff zum Nachdenken. Das bewies Ursula Hellner nun bei der Bezirksversammlung des Frauenbundes in Hohenwart. - Foto: Tyroller

Hohenwart (SZ) "Die schönsten Märchen aus drei Weltreligionen" - unter diesem Motto stand die Märchenstunde bei der Bezirksversammlung des Frauenbundes in Hohenwart.

Bevor sich die Frauen ins Märchenland entführen ließen, wurde im allgemeinen Teil zusammengetragen, was in den einzelnen Bezirken gut und schlecht läuft. Dabei fielen besonders Probleme bei den anstehenden Neuwahlen auf. In den Bezirken Aresing, Sandizell, Hohenwart, Pfaffenhofen und Oberlauterbach-Strobenried stehen diese Wahlen heuer an. Dabei fehlen vor allem neue Mitglieder, die frischen Wind in die Vereine bringen.

Dann warteten die Frauen bei einer kurzen Pause mit Kaffee und Kuchen gespannt auf die Märchenerzählerin Ursula Hellner. Diese ließ auch nicht lang auf sich warten und packte ihr Märchenbuch und verschiedene Requisiten - passend zu den Religionen Christentum, Judentum und Islam - aus. Schließlich hatten sich die Frauen Märchen aus den drei Weltreligionen gewünscht. Dabei hätten die drei Glaubensrichtungen viel gemeinsam, sogar mehr Gemeinsames als Trennendes.

"Märchen und Religion? Kann das überhaupt zusammengehen", fragte Hellner daraufhin in die Runde. Dass dies gut möglich ist, bewies die Erzählerin auch zugleich und begann mit dem ersten Märchen aus dem Judentum. Die Heilige Schrift im Judentum stellt die Tora dar. Jedoch komme es darin sehr auf die Pädagogik an, man merke immer den erhobenen Zeigefinger.

Im ersten Märchen ging es um einen Schuster, der eines Tages dem König dienen musste. Da er durch diese Arbeit jedoch kein Geld verdiente, musste er das königliche Schwert eintauschen, um sich etwas zu essen kaufen zu können. Als der König dies mitbekam, verdonnerte er ihn dazu, über einen angeblichen Mörder zu richten. Da der Schuster dem Verurteilten seine Unschuld in den Augen ansah, wendete er einen Trick an. Er rief zu Gott, dass er sein Schwert in ein hölzernes verwandeln solle, wenn der Mann unschuldig sei. Da er jedoch sein Schwert zuvor schon gegen sein altes aus Holz geschnitztes Schwert eingetauscht hatte, zog er nun tatsächlich ein hölzernes Schwert hervor.

Nachdem die Zuschauerinnen gebannt dem ersten Märchen gelauscht hatten, erübrigte sich Hellners Frage, ob sie nun noch ein zweites jüdisches Märchen hören wollten. Durch ein lautstarkes "ja, gerne" ermutigt, legte die Erzählerin mit dem zweiten Märchen los. In diesem ging es um einen Mann, dem sein Leben überdrüssig war. Deswegen betete er zu Gott, dass er ihn entweder zu sich nehmen solle oder ihm den Weg ins Paradies zeigen solle. So machte sich der Mann auf, um ins Paradies zu gelangen. Am Abend wurde er müde und stellte seine Schuhe mit den Spitzen in Richtung Paradies. Im Laufe der Nacht drehten sich die Schuhe wie durch Zauberhand in die Richtung aus der er gekommen war. Der Mann merkte den Unterschied nicht und lief wieder in sein Dorf zurück. Jedoch empfand er von nun an sein vorheriges Leben wie ein Leben im Paradies. "Drum dreh einfach deine Schuhe um!", schloss die Erzählerin verschmitzt.

Auch mit dem nächsten christlichen Märchen, "Die Geschichte von der Perle", konnte die Erzählerin die Frauen in ihren Bann ziehen. "Die Perle ist das Symbol für die Seele", fügte sie danach erklärend hinzu. Dieses Märchen brachte die Zuhörerinnen nicht nur zum Lächeln, sondern vor allem zum Nachdenken. "Zum Abschluss erzähle ich ein humorvolles Märchen. Ich möchte Sie schließlich nicht ganz nachdenklich nach Hause gehen lassen", meinte Hellner abschließend. Tatsächlich brachte das islamische Märchen über den Pechvogel Jabre die Frauen mehrmals zum Schmunzeln.

Eines haben die Frauen auf jeden Fall aus der besinnlichen Märchenstunde gelernt: "Märchen sind vielmehr als Kinderkram!" Dies hatte die Märchenerzählerin zu Beginn verkündet. Darum erzähle sie auch hauptsächlich für Erwachsene. Außerdem würden Märchen den Menschen zeigen, wie aus Unglück Glück entstehen kann. Ein solches Glück wünschte die Erzählerin ihren Zuschauerinnen zum Abschluss und entließ sie mit diesen Worten.