Obereggersberg
Märchen erfrischend anders

Oberpichler Duo führt auf Schloss Eggersberg den "Froschkönig" auf

21.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:03 Uhr

Der Froschkönig lugt dem Pianisten Frank Oberpichler über die Schulter. Mit perlenden Klängen unterlegte der Instrumentalist die Erzählungen und Gesänge seiner Partnerin Rale. - Foto: Götz

Obereggersberg (gtz) Es gibt wohl kaum einen passenderen Ort für die Märchenbotschaften des Oberpichler Duos als Schloss Eggersberg. Umrahmt von knisterndem Gebälk in einem Renaissanceschloss inmitten von dunklen Wäldern, nutzten die beiden Gäste das spezielle Ambiente für einen traumhaften Abend.

Die mit Zuschauern voll besetzten Reihen gingen gemeinsam mit Rale und Frank Oberpichler auf eine musikalische Märchenreise, die stilvoll mit einer Ouvertüre eingeleitet wurde, in der die Akteure des Märchens "Froschkönig" und ihre typischen musikalischen Motive vorgestellt wurden. Die beiden Vortragenden, seit 35 Jahren sind sie ein Paar, ergänzten sich perfekt. Frank Oberpichler schaffte mit seinem Keyboard in perlenden Klängen, flotten Läufen und wiegenden Melodien die harmonische instrumentale Begleitung zu den Erzählungen und Gesängen, in denen seine Partnerin Rale über das Leben philosophierte, von Kindheitsträumen und dem Wesen der Märchen als Lebenshilfe berichtete. Lernprozesse seien mit den Prüfungen gemeint, die oft in Märchen zu bestehen sind.

Der Symbolgehalt der handelnden Personen aus dem Froschkönig wurde genau erklärt. Der König verkörpere das Beherrschende im Leben, die Königstochter stelle den Befreiungsdrang von alten Mustern dar, und der Frosch als Wesen, das einer körperlichen Wandlung unterliegt, demonstriere den Reifungsprozess, der schließlich zu einem guten Ende führt. Mit lebhaftem darstellerischen Geschick, vielseitigen Ausdrucksmöglichkeiten und eingängigen Texten aus eigener Produktion wurde die Geschichte im Wechsel von Gesang und Sprache aufgerollt. Die prägnante instrumentale Untermalung verlieh den Märchenszenen besonderen Reiz und verzauberte die Zuhörer, die alle längst dem Kindesalter entwachsen waren, aber dennoch aufmerksam lauschten.

Einem aktuellen Thema widmete sich das zweite Märchen aus dem Erzählschatz der Gebrüder Grimm. Die Bremer Stadtmusikanten als Akteure, die wegen ihres Alters und ihrer körperlichen Gebrechlichkeit abgeschoben werden sollen, griffen die vielschichtige Problematik des Seniorenalters auf. Esel, Hund, Katze und Hahn stellten sich musikalisch vor und marschierten auf der Bühne beherzt ihren Weg in eine selbstbestimmte Zukunft. Dass jeder sein Leben ebenso mutig in die Hand nehmen soll, lautete der verschlüsselte Ratschlag dieser Märchenszenen.

Das Publikum genoss den abwechslungsreichen Abend und spendete immer wieder einzelnen Szenen begeistert Beifall. Belohnt wurde ein ungewöhnlicher Abend voll erfrischender Unterhaltungskunst.