Männer in Röcken

04.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Wenn Frauen oder Männer Baumstämme werfen – dann sind Highland Games angesagt. Am Sonntag fanden die Spiele anlässlich der 1100-Jahr-Feier in Buxheim statt. - Foto: Graf

Buxheim (gfs) Muskel bepackte Männer in Röcken und Frauen, die Baumstämme werfen: Auf den ersten Blick etwas seltsam waren die ersten Highland Games, die am Sonntag anlässlich des Ortsjubiläums in Buxheim stattfanden.

Doch im Verlauf der Spiele wurde schnell klar, dass es zwischen Bayern und Schotten doch einige Gemeinsamkeiten gibt: starke Männer, die Liebe zum Gerstensaft und stramme Wadl. Dabei ist es zunächst nicht selbstverständlich, dass derartige Spiele in Bayern stattfinden. Ursprünglich stammen die Highland Games aus Schottland und wurden dort zur Zeit der keltischen Könige ausgetragen, um die stärksten und schnellsten Männer Schottlands zu finden, die dann oft für den König Leibwächter und Boten wurden. Dieses Ziel verfolgt heute niemand mehr, denn auch der Bürgermeister von Buxheim muss sich wohl mit keinen Leibwächtern umgeben. Nichtsdestotrotz wünschte Peter Doliwa bei seiner Begrüßung "viel Vergnügen bei dieser Premiere". Auch Festleiter Andreas Späth gestand ein, dass man anfangs von der Idee der schottischen Spiele etwas überrascht gewesen sei.

Dabei liegt das direkte Vorbild für die Buxheimer Sportveranstaltung geografisch gar nicht so weit entfernt: "In Pfaffenhofen haben wir die Highland Games erstmals gesehen und auch schon selbst daran teilgenommen", sagte Andreas Bauch, der Veranstalter der Buxheimer Spiele. Anlässlich des Ortsjubiläums wollte man nun selbst derartige Games ausrichten.

Unter den insgesamt 21 Mannschaften – darunter auch Frauengruppen – waren auch Teams aus Buxheim, Lippertshofen, Tauberfeld, Wolkertshofen, Eitensheim, Pfaffenhofen und Eichstätt angetreten, um sich in ungewöhnlichen Disziplinen zu messen. Natürlich durfte auch eine standesgemäße Kleidung nicht fehlen: So waren alle Teams in schottischen Kilts angetreten (und auch in Buxheim blieb die darunter getragene Wäsche ein Geheimnis). Die Moderation lag in den Händen von Hans-Jürgen Kaschak alias MacRendite.

Die Spiele begannen bei einem schottischen Wettermix aus leichtem Regen und Sonnenschein mit dem Bierwürgn. Fünf Spieler eines Teams saßen dabei hintereinander auf einer Bierbank. Sobald der erste ausgetrunken hat, stellte man das Glas mit der Öffnung auf den Kopf. Die beste Zeit erreichte dabei eine Gruppe aus Buxheim, die nur sage und schreibe 39,28 Sekunden für die insgesamt fünf halbe Bier brauchte.

Als Königsdisziplin bei den Games gilt das Baumstammwerfen. Ziel dabei ist es, den zunächst senkrecht gehaltenen Stamm möglichst weit zu werfen. Anders als beim schottischen Original darf der Stamm dabei auch schräg liegen bleiben (und wog selbst bei den Männern "nur" 35 Kilogramm anstelle der 50 Kilo wie in Schottland üblich). Zu den weiteren Disziplinen zählte Eiertratzen, Strickziagn und Hüglrenna.

Rohe Eier geworfen

Beim Strickziagn, dem Seilziehen also, wurden die Gegner ausgelost, die dann im K.-o.-System gegeneinander antraten. Beim Eiertratzn wird ein Fänger des Teams bestimmt; die restlichen vier werfen dem Fänger rohe Eier zu. Dabei zählen nur gefangene, heile Eier. Beim Hüglrenna muss man wegen der geografischen Lage des Austragungsortes nur über einen Strohballen springen, nach 20 Meter umdrehen, zurücklaufen und abklatschen.

Und wer bei den Spielen einmal eine Auszeit brauchte, konnte einem echten Dudelsackpfeifer zuhören oder an einem Stand mit schottischen Kilts stöbern. Aus Ingolstadt war der Sattler Franz Amann gekommen, der unter unter anderem Lederwaren, schottische Kilttaschen und Schwerter in seinem Angebot hatte. Doch auch die Kinder kamen auf ihre Kosten. Sie konnten die Highland Games im Miniaturformat ausprobieren, indem für sie etwa ein "Limowürgn" angeboten wurde.