Sappenfeld
Mähdrescher im Einsatz

Die Getreideernte hat begonnen - Erinnerungen an frühere Zeiten

11.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:44 Uhr
Auch auf den Feldern des "Hanserbauern" in Sappenfeld ist das Lohndruschunternehmen Kerler im Einsatz. −Foto: Bauer

Sappenfeld (EK) Auf den Feldern sind derzeit die Mähdrescher zu sehen: Auf dem Jura hat bereits die Getreideernte mit dem "Drusch" der Wintergerste begonnen.

Vorwiegend sorgen große Mähdrescher dafür, dass die Ernte zügig abgewickelt wird.

Das Lohndruschunternehmen Kerler aus Schönau ist mit fünf Mähdreschern voll im Einsatz. Einer davon, die Claas Lexion 760, hat eine Schnittbreite von neun Metern. Der Motor bringt eine Leistung von 450 PS. 140 Hektar schaffen die fünf am Tag. Nach Einschätzung von Hermann Kerler dürfte heuer der Ertrag der Wintergerste bei 7,50 Tonnen pro Hektar liegen. Zu Kerlers Fuhrpark gehören zwei Mähdrescher mit Hangausgleich. Die sind nach Aussage des Unternehmers ideal für Hanglagen wie zum Beispiel bei Rebdorf. Mit seinem hydraulischen Fahrwerk gleicht der Lexion 750 die Seitenneigung aus. Das Mähwerk läuft parallel zum Boden und der Mähdrescher selbst fährt waagrecht. Dazu Hermann Kerler: "Das ist eine feine Sache. Als ich im vergangenen Jahr die Mähdrescher mit Hangausgleich kaufte, hatte ich nicht gedacht, dass sie so gut und vorteilhaft sind. "

In Sappenfeld hat für den "Hanserbauer" die Ernte auf seinem viereinhalb Hektar großen Acker begonnen. Der Aus-tragsbauer Sebastian Kirschner ist mit Sohn Norbert und Enkel Niklas auf dem Acker, als Hermann Kerler die Wintergerste drischt. Sie transportieren das Getreide auf den beladenen Anhängern zum Einlagern. Wintergerste wird als Futter verwendet. "Die Wintergerste läuft gut und die Feuchtigkeit von 13,2 Prozent passt optimal für die Einlagerung", stellt Norbert Kirschner fest. Sebastian Kirschner, dem erfahrenen Senior, genügt ein Blick auf die Getreideähren der Sorte Sandra, um zu sehen, wie gut die Gerste gereift ist: "Das Korn ist groß, das steigert natürlich den Ertrag. " Der umweltbewusste Kirschnerhof in Sappenfeld ist ein kleinbäuerlicher Betrieb mit etwa 20 Hektar. Er baut Wintergerste, Winterweizen, Raps und Körnermais an. Beim Blick auf den großen Mähdrescher werden bei Sebastian Kirschner die Erinnerungen an die Erntezeit während seiner Kindheit wach. 1956 bekam der Hanserbauernhof einen Bindemäher. Die Landmaschine zur Ernte von Getreide war damals eine enorme technische Erneuerung und brachte große Arbeitserleichterungen. Sie übernahm das Mähen des Getreides sowie das Bündeln und Binden der Halme zu Garben. Diese stellten vielfach die Kinder zu Männlein zusammen. Später wurden die Garben auf den Wagen gespießt und in die Scheunen gebracht. Im Herbst und Winter wurde das Getreide gedroschen. Die Sappenfelder hatten eine Dreschgenossenschaft, die eine gemeinsame Dreschmaschine besaß. Den ersten Mähdrescher kaufte der Hanserbauer 1965: Marke Columbus, 1,80 Meter Schnittbreite, 24 PS VW Motor, eine sehr bescheidene Ausgabe im Vergleich zu den heutigen Maschinen. "Da mussten wir gut arbeiten, um am Tag an die zwei Hektar zu schaffen", erklärt er. Landwirtschaftlicher Lohnunternehmer Hermann Kerler bezeichnet die Zahl seiner großen Mähdrescher als notwendige Investition. Denn heute müsse es schneller gehen als je zuvor: "Noch vor ein paar Jahren hatten wir 20 Druschtage. Heute müssen wir in etwa 16 Tagen fertig sein. " Die Erntezeit hat sich zudem nach vorne verlagert, wie Kerler erklärt. Er erinnert sich, dass vor nicht allzu langer Zeit am 15. August, dem Patrozinium der Schönauer Kirche, gedroschen werden musste: "Heute ist schon im Juli abgeerntet. "

Einen Grund für die verkürzte Erntezeit in diesem Jahr sieht er in der Notreife des Weizens: "Innerhalb von vier heißen Tagen ist der Weizen zusammengebrannt und braun geworden. Das mindert natürlich den Ertrag, die Körner sind viel kleiner. " Die Landwirte auf dem Jura befürchten generell, dass der Ertrag bei Weizen wieder unter dem Durchschnitt liegt. Bei der Wintergerste hat der Regen zwischendurch noch gefruchtet, doch der Weizen litt stark unter den extremen Wetterkapriolen: geringe Niederschlagsmengen, zu viele Sonnenstunden und hohe Temperaturen.

Franz Bauer