Berg im Gau
Mädchen mit Herz und Mut

Der noch junge "Madlverein Berg im Gau" hofft, dass es bald wieder die Chance gibt, aktiv werden zu können

15.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:21 Uhr
Ein Bild aus der Zeit vor Corona: 35 Mädchen und junge Frauen aus Berg im Gau kamen im November 2018 im Gasthaus Felbermaier in Lampertshofen zusammen, um einen Madlverein zu gründen. Das Logo ist in Eigenregie im Verein entstanden - auf der Tafel und auf den T-Shirts macht es sich gut, aber auf einer eigenen Fahne wäre es schon auch sehr schön. −Foto: Budke

Berg im Gau - Als sich vor beinahe zwei Jahren 35 Mädchen aus Berg im Gau zusammengefunden haben, um einen Madlverein zu gründen, hatte natürlich niemand eine Ahnung, dass nach dem schwungvollen Start heuer erstmal die Pause-Taste gedrückt werden müsste.

Aber die motivierten jungen Damen wollen sich auch von der Pandemie nicht dauerhaft bremsen lassen und verlieren ihre Pläne nicht aus den Augen.

"BiGsn gesucht" - so lautete die Überschrift auf dem Flyer, den die Initiatorinnen um Anna-Lena Schoderer im Herbst 2018 in Berg im Gau verteilten. Eingeladen wurden jungen Frauen im Alter von 15 bis 30 Jahren zum Ersten Stammtisch des Madlvereins Berg im Gau. So kam es am 24. November 2018 zur Gründungsversammlung im Gasthaus Felbermaier in Lampertshofen mit immerhin 35 Teilnehmerinnen, darunter der heutige komplette Vorstand, der mit 10 Mitgliedern recht groß ist.

Anna-Lena Schoderer wurde zur ersten Vorsitzenden gewählt, Regina Siegl ist zweite Vorsitzende, daneben gibt es zwei Schriftführerinnen, eine Kassierin und fünf Beisitzerinnen: "Es ist gut, dass wir so viele sind," sind sich die Mädchen einig, denn "dann kann man die Aufgaben gut verteilen . " Das Gasthaus Felbermaier wurde zum Vereinslokal, die jungen Frauen fühlen sich hier wohl. Das es etwas abseits in Lampertshofen liegt, macht gar nichts: "Berg im Gau und die Ortsteile sind eine gute Einheit - man fühlt sich überall als Berg im Gauerin", sagt Eva Bichler. Und eben weil sie sich so verbunden mit ihrem Ort fühlen, wollen sie etwas für den Zusammenhalt tun. Bei der ersten Vorstandsversammlung, die seit Beginn der Corona-Pandemie Ende September stattfinden konnte, erzählen die zehn Mädchen, warum sie den Verein gegründet haben, welche Veranstaltungen unter ihrer Federführung schon stattfinden konnten und was sie sich für die Zukunft wünschen.

Die Idee entstand, als der Schnupfclub Dettenhofen Jubiläum feierte und einige Mädchen als Festdamen mitmachten: "Wir waren viel unterwegs. Die Stimmung war gut. Wir haben Mädels in der Gemeinde getroffen, die man sonst nicht sieht, weil sie einfach einer anderen Altersgruppe angehören, in eine andere Schule gehen oder schon arbeiten", führt Anna-Lena Schoderer einige Erfahrungen auf. Außerdem sei es für Mädchen schwierig, in Kontakt zu kommen, "wenn man nicht schießt oder Fußball spielt. "

Die Initiatorinnen wollten "etwas für die Mädchen in der Gemeinde schaffen, wo sie sich treffen können, auch altersübergreifend. " Einen Burschenverein, dem man sich - wie das oft in anderen Gemeinden passiert - hätte anschließen können, gibt es in Berg im Gau nicht. "Dann haben wir einfach mal losgelegt" und weil sie "das gleich gescheit machen wollten", beantragten sie die Eintragung als Verein. Mutig war das schon, immerhin hatte keines der Gründungsmitglieder Erfahrungen aus einem Vereinsvorstand. Aber sie konnten auf das gute Miteinander in Berg im Gau zählen: "Die Eltern waren schon skeptisch, ob wir das umsetzen, aber dann waren sie überrascht, wie professionell wir vorgegangen sind und haben uns unterstützt", sagt Verena Egle. Überhaupt hätten sie jeden fragen können, alle hätten gern geholfen. So gab der Sportverein "tolle Tipps, wie man eine Veranstaltung plant" und der Schnupfclub stand mit Rat und Tat zur Seite.

Keiner habe ihnen das Gefühl gegeben, dass das abgelehnt wird, hört man von den Vorstandsmädchen, die wissen, dass sie sich auf ihren ganzen Verein, der aktuell 50 Mitglieder zählt, verlassen können: "Als Vorsitzende habe ich schon wirklich viel unterschrieben", sagt Anna-Lena Schoderer, "aber ich weiß, dass ich immer alle hinter mir habe. Wir entscheiden alles miteinander und stehen dazu - ich habe keine Angst. " So hatte der Madlverein bis zum Beginn der Pandemie schon einiges auf die Beine gestellt: 2018 verkauften sie Waffeln auf dem Adventsbasar. 2019 waren sie bei drei Fahnenweihen dabei, veranstalteten gemeinsam mit dem Schnupfclub den bekannten Faschingsball, boten im Ferienprogramm sehr erfolgreich ein Binden von Blumenkränzen an, die auf dem Barthelmarkt getragen werden konnten, halfen beim Pfarrfest mit, das Essen auszuteilen und waren wieder auf dem Adventsbasar vertreten. Heuer organisierten sie den Faschingsball in Eigenregie und waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Werbung machen sie ganz zeitgemäß über die sozialen Medien und über WhatsApp. Normalerweise würde monatlich ein Stammtisch im Vereinslokal stattfinden, aber auch der liegt aktuell auf Eis. Für junge Vereine ist das schon blöd, wenn man so ausgebremst wird, sind sich die jungen Frauen im Vorstand einig.

Aber sie blicken in die Zukunft: Neue Mitglieder sind willkommen - es liegt sogar ein Vorrat der Vereins-T-Shirts im Schrank. Auf dem dunkelroten Stoff ist vorn der Name aufgestickt, auf einem Ärmel der Vereinsschriftzug und auf dem Rücken das Logo: Die Bestandteile des Motivs haben sich die Mädchen gemeinsam ausgesucht, dann habe es die Anja Mayr ganz einfach gezeichnet, erzählen die Mädels und lachen, denn so einfach ist das nämlich eigentlich gar nicht.

Ein kleines Kunstwerk hat Anja Mayr geschaffen, das sehr professionell aussieht. Die Computer-Datei für das Logo "war schon teuer", da ist der Verein froh, dass sich frühzeitig Sponsoren gemeldet haben. Aber jetzt dürfte es schon weitergehen mit den Veranstaltungen: "Wir hoffen, dass die Vereine ihre Feste nachholen können", sagt Anna-Lena Schoderer, "in Klingsmoos zum Jubiläum des Burschen- und Mädchenvereins wären wir zum Beispiel eingeladen gewesen. " Aber der Madlverein bleibt zurückhaltend mit den Plänen: Man hat ja eine Verantwortung und will auch Vorbild sein, dessen sind sie sich wohl bewusst. Einen großen Zukunftstraum hat das Vorstandsteam dennoch: eine eigene Fahne. Ob sie das noch machen, wissen die jungen Frauen jetzt noch nicht, "aber den Grundstein wollen sie schon mal legen. Vielleicht machen ja die Nachfolgerinnen weiter.

SZ