Mädchen für alles

08.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:54 Uhr

Arbeit statt Ferien: Team-Host Sandra Groß sortiert die Trikots der teilnehmenden Nationen vor der Eröffnungsfeier. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Ohne sie wäre die Inline-Hockey-Weltmeisterschaft in der Saturn-Arena gar nicht möglich. 100 freiwillige Helferinnen und Helfer sorgen im Hintergrund für einen nahezu reibungslosen Ablauf. Ob beim Kartenverkauf, beim Fahrservice oder bei der Betreuung der 16 Teams – die vielen, fleißigen Hände leisten in diesen Tagen ganze Arbeit. "Die Zusammenarbeit klappt prima. Jeder will, dass die WM gut ankommt", sagt Merle Stöcker. Die Assistentin der ERC-Geschäftsleitung kümmert sich während der WM um die Verwaltung und die sogenannten Team-Hosts, die Mannschaftsbetreuer. Uli Zech ist für die Technik am Sprechertisch verantwortlich und Ex-Panther-Kapitän Hans Huber koordiniert den Fahrdienst.

14 bis 15 Stunden arbeiten die Helfer täglich, und dass freilich ohne Bezahlung. Ein Großteil der Unterstützer hat für die Woche extra Urlaub genommen. "Da kann man sich gar nicht oft genug bedanken", ist Stöcker froh über den großen Zuspruch. Sogar aus Berlin sind drei Studenten für die WM nach Ingolstadt gekommen, um zu helfen. Den Kontakt hat die FH Ingolstadt hergestellt. Im Vergleich dazu hat Sandra Groß einen kurzen Anfahrtsweg. Die 18-jährige Schülerin wohnt in Karlskron und betreut als Team-Host die Mannschaften aus Deutschland und Australien. Beim ERC Ingolstadt ist sie auf der Tribüne ein Stammgast, deshalb musste die angehende Abiturientin auch nicht lange überlegen, als Panther-Funktionär Sven Zywitza sie auf einen Job während der WM ansprach. "Natürlich hätte ich in den Pfingstferien auch in den Urlaub fahren und ein wenig für die Schule lernen können. Doch auf der anderen Seite ist das sicher eine Erfahrung, die mir für mein weiteres Leben sehr viel nutzen kann. So einen Crash-Kurs bietet kein Praktikum", sagt Groß.

Der Umgang mit den Spielern macht ihr großen Spaß. Was auch daran liegt, dass alle "so herrlich unkompliziert und gut drauf sind." Als Team-Host ist sie wie ihre 19 Kolleginnen und Kollegen auch, der erste Ansprechpartner bei Sorgen und Wünschen. So wollte die australische Delegation gleich nach der Ankunft wissen, wo denn der nächste Hockey-Shop sei. Schläger und andere Utensilien sind in Deutschland nämlich wesentlich günstiger als in Australien.

Aber auch ins Klinikum musste Groß schon drei Mal fahren – und das noch vor Beginn der WM. Einmal bekam eine Kollegin während eines Trainings einen Puck an den Kopf, ein anderes Mal klagte ein Betreuer vom fünften Kontinent über Herzprobleme. Und beim letzten Einsatz war ein Spieler aus Down Under nach einem Volksfestbesuch umgeknickt und hatte sich am Knöchel verletzt. "Wir sind eben Mädchen für alles", sagt Groß.

Die Enkel-Tochter von Rad-Ikone Rudi Altig hat die Begeisterung für den Sport quasi in die Wiege gelegt bekommen. Klar, dass sie auch plant, nach dem Abitur (Leistungskurse Englisch und Biologie) in diesem Bereich zu arbeiten. An der Universität Kufstein will die junge Frau Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement studieren. Trotz aller Freude bringt der Job während der WM auch einen Nachteil mit sich. Denn für ihren Haflinger Filou hat sie momentan wenig Zeit. Wie gut, dass die Frau Mama auch gerne reitet . . .