München
Luxusproblem nach Münchner Art

Nach dem 5:0-Triumph des FC Bayern gegen Besiktas Istanbul gibt es nicht nur glückliche Gesichter

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

München (DK) Es könnte momentan so schön sein beim FC Bayern. Die Münchner eilen in beeindruckender Manier von Sieg zu Sieg, nach dem 5:0 gegen Besiktas Istanbul scheinen sie fast schon sicher im Champions-League-Viertelfinale zu stehen - aber trotzdem brodelt es an der Säbener Straße.

Was hatten sie bei den Roten in der Vergangenheit doch immer wieder gejammert, über ihr schier unglaubliches Verletzungspech geklagt. Und jetzt, da alle Feldspieler fit sind, ist's plötzlich auch nicht recht. Zumindest aus Sicht aller Elitekicker, die in der Gunst von Cheftrainer Jupp Heynckes nicht ganz oben stehen.

Womit wir sehr schnell bei Arjen Robben sind. Der Niederländer kochte am Dienstagabend innerlich - trotz der Minustemperaturen in der Allianz-Arena und der immerhin 47 Minuten, die er doch noch auf dem Feld stehen durfte. Dass ihm ein Platz in der FCB-Startelf verwehrt geblieben war - nach Meinung des 34-Jährigen ging das gar nicht. "Wenn ich meine Emotionen ausspreche, wäre ich morgen bei ,Brazzo' (Sportdirektor Hasan Salihamidzic, Anm. d. Red.) oder Herrn Rummenigge im Büro. Daher ist es besser, nichts zu sagen", so Robben - verärgert, fast schon gekränkt. Und immer wieder von "einer schmerzhaften Geschichte" redend - wohl gemerkt nach einem 5:0-Kantersieg des eigenen Teams.

Was hätten da erst die Herren Thiago, Juan Bernat oder Sebastian Rudy sagen sollen - allesamt gestandene Nationalspieler, die es am Dienstagabend nicht mal in den 18-Mann-Kader des FCB geschafft hatten? Oder die deutschen WM-Kandidaten Sandro Wagner und Niklas Süle, die die gesamten 90 Minuten an der Seitenlinie schmoren mussten? Robbens Ego-Trip nach dem Schlusspfiff, selbst nach dem Duschen gefiel wahrlich nicht jedem im Münchner Lager. "Wir haben momentan viele Härtefälle, nicht nur den Arjen. Wir sind ein großes Team, da gehören Veränderungen dazu", sprach Kapitän Thomas Müller genau das aus, was sich viele dachten: "Es geht zurzeit schlichtweg nicht, jeden bei uns zufrieden zu stellen - und diese Situation ist für den Trainer ebenso nicht einfach wie für die Mannschaft. Aber als Spieler musst du das halt akzeptieren und versuchen, in positive Energie umzumünzen."

Also nicht zu schmollen - zumal das bei Chefcoach Heynckes überhaupt nicht gut ankommt. "Ich mache das, was ich für richtig finde. Punkt!", so der 72-Jährige knallhart, als er auf die Robbenschen Äußerungen angesprochen wurde.

Sportdirektor Salihamidzic versuchte, das Problem charmant wegzulächeln: "Arjen ist eben ein Vollprofi, gibt immer 100 Prozent - und will immer spielen. Ich war in meiner aktiven Zeit ja ebenso." Eine Gefahr, dass es durch unzufriedene Akteure wie eben den Niederländer zeitnah "knallen" könnte bei den eigentlich so erfolgreichen Münchnern - "Brazzo" sieht sie nicht: "Fußball ist ein Mannschaftssport, da muss jeder mitziehen."

Ein schöner Satz. Aber auch ein realistischer? Doppeltorschütze Müller hatte da am Dienstag so seine Zweifel: "Die Situation bei uns wird wohl heikel bleiben - deswegen brauchen wir einen guten Zusammenhalt, um unsere Ziele letztlich erreichen zu können." Andererseits, ein Stück weit Verständnis für Robbens Verärgerung zeigte dann auch er: "Es denkt doch jeder Spieler, dass er auf seiner Position der Beste ist - ansonsten bräuchte er doch gar nicht hier zu sein."

Was wohl Franck Ribéry zu diesem Thema gesagt hätte? Der Franzose, der gegen Besiktas gar nur die letzten neun Minuten ran durfte, verabschiedete sich aber lieber wortlos aus der Allianz-Arena. Um es ganz makaber auszudrücken, ist es aus FCB-Sicht ja fast schon gut, dass sich am Dienstagabend wenigstens ein Feldspieler wieder verletzte: James Rodríguez zog sich eine Wadenverhärtung zu und dürfte damit zumindest im Bundesliga-Heimspiel gegen Hertha BSC ausfallen. Bloß ob deswegen gleich wieder die Stunde von Robben schlägt?

Sven Ulreich hat derweilen andere Probleme. Dem Bayern-Keeper machen aktuell all die Schulterklopfer zu schaffen, die ihn sogar ins deutsche WM-Aufgebot für Russland loben wollen - darunter zuletzt auch der große Sepp Maier. "So sehr es eine Ehre für mich ist, dass selbst so eine Ikone das sagt - die Weltmeisterschaft ist weiterhin kein Thema für mich", so der gebürtige Schorndorfer. Einen persönlichen Kontakt zu Bundestrainer Joachim Löw würde es übrigens auch (noch) nicht geben. Ulreich bleibt also bescheiden. Eine Eigenschaft, die Robben ebenfalls gut zu Gesicht stehen würde.