Der
Luxuskombi mit Tarnkappe

Der neue Audi A4 Avant lässt sich dank langer Aufpreisliste technisch auf Oberklasse-Niveau trimmen – von außen sieht man ihm das nicht an

13.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:41 Uhr

Bei den Deutschen beliebt: Den A4 verkauft Audi hierzulande etwa zu zwei Dritteln in der Kombi-Version namens Avant. Die Preise für die neueste Modellgeneration beginnen bei 32 500 Euro - Foto: Audi

Der Zeitpunkt für die Vorstellung des neuen Audi A4 Avant hätte besser sein können. Schließlich überschattet der VW-Abgas-Skandal auch viele Tochtermarken – inklusive derjenigen aus Ingolstadt. Und so stellen die Journalisten auch immer die gleiche Frage: Wie das denn nun sei, mit den Dieselmotoren im neuen A4 – ist da auch ganz sicher keine Mogel-Software installiert? Die Audi-Ingenieure schütteln daraufhin den Kopf: Alles kein Problem, sagen sie, die neuen EU-6-Motoren seien nicht betroffen.

Diese Dieselmotoren verfügen über einen sogenannten SCR-Katalysator. Das bedeutet: Alle paar tausend Kilometer muss man einige Liter Harnstoff nachfüllen – an der Tankstelle heißt das dann AdBlue (klingt einfach schöner).

Zur Kombivariante des A4 greifen besonders die Deutschen gerne – hier liegt der Marktanteil etwa bei zwei Dritteln. Auch generell ist der Avant ein durchaus erfolgreiches Modell: Seit seiner Einführung 1992 hat Audi mehr als 2,5 Millionen davon verkauft. Auch der Neue soll wieder ein Erfolgstyp werden, das Zeug dazu hat er auf jeden Fall. Wobei es zwei Einschränkungen gibt: Zum einen das kaum veränderte Äußere – der weniger autoaffine Nachbar wird das neue Auto möglicherweise nicht bemerken. Die andere Einschränkung ist der Preis: Ab 32 500 Euro ist der Avant als 1.4 TFSI mit 150 PS und Handschalter erhältlich. Doch stärkere Motorisierungen und die endlos lange Aufpreisliste voller Verlockungen treiben den Preis in schwindelnde Höhen.

Im Angebot sind drei Benzin- und vier Dieselmotoren zwischen 150 und 272 PS. Leider bildet der A4 Avant ausgerechnet mit dem 272 PS starken Sechszylinder-Diesel die perfekte Symbiose. Bärenstark in jeder Lage, dazu perfekte Traktion dank Allradantriebs. Auch der Klang ist überzeugend, obwohl man im hervorragend geräuschisolierten Innenraum davon nicht allzu viel mitbekommt. Warum eigentlich leider? Weil dies die teuerste Variante ist: Der Basispreis liegt hier schon bei 51 950 Euro.

Die gute Nachricht: Es geht auch kleiner. Sowohl der 150-PS-Diesel als auch der 150-PS-Benziner reichen aus, wenn man keinen Wert auf übermäßigen Fahrspaß legt. Einen sehr guten Kompromiss aus Preis und Leistung bietet der 190-PS-Diesel – vor allem mit Automatik (ab 42 250 Euro).

Von der Konkurrenz hebt sich der A4 einerseits bei Materialauswahl und Verarbeitung ab – beides ist vom allerfeinsten. Zum anderen hat er einige wirklich clevere Detaillösungen eingebaut. Da wäre zum einen die Kofferraumabdeckung, die beim Öffnen von einem Schlitten in der C-Säule elegant mit nach oben gezogen wird – das erleichtert das Beladen und spart in den meisten Fällen das manuelle Entfernen der Abdeckung. Ebenfalls praktisch ist die Bodenplatte des Kofferraums – diese lässt sich nämlich einfach wenden. Statt feinen Teppichs besteht die Oberfläche dann aus leicht zu reinigendem Kunststoff – nützlich etwa, wenn man matschige Schuhe oder ähnlich schmutzige Dinge transportieren muss.

Ansonsten überzeugen auch hier dieselben Kleinigkeiten wie bei der A4 Limousine: der rahmenlose Rückspiegel, die Leseleuchten, die sich per Berührung des Glases ein- und ausschalten lassen – und die extravagant designten Becherhalter in der ausklappbaren Armlehne auf der Rücksitzbank.

Der Kofferraum des A4 Avant schluckt 505 Liter – mit umgeklappter Rückbank (teilbar im Verhältnis 40/20/40) sind es 1510 Liter. Damit liegt der Audi im Vergleich zur Konkurrenz BMW 3er Touring und Mercedes C-Klasse T-Modell hauchdünn vorne. Bleibt am Ende eigentlich nur noch eine Frage: Wer will in so einem edlen Kombi ernsthaft noch etwas transportieren? DK