Berlin
Lust und Last der Nachkriegszeit

Der unterhaltsame ARD-Dreiteiler "Unsere wunderbaren Jahre"

17.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:16 Uhr
Das Zeitalter der D-Mark: Szene mit Elisa Schlott in der Rolle als Ulla Wolf in der Serie "Unsere wunderbaren Jahre". −Foto: Weber,WDR

Berlin/Hamburg - "Endlich geht's los! Am Set sind mir die Augen übergelaufen. Das ist wie Spazierengehen in den eigenen Träumen", schwärmte der Schriftsteller Peter Prange, als die Dreharbeiten zur Verfilmung seines Bestseller-Romans "Unsere wunderbaren Jahre" begannen. Jetzt ist das Ergebnis als Dreiteiler im Ersten zu sehen.

 

 

Der in Altena geborene Prange ("Das Bernstein-Amulett") hat in seinem 2017 erschienenen Buch autobiografische Erlebnisse in seiner Heimatstadt im Sauerland verarbeitet. Im Mittelpunkt stehen drei Fabrikantentöchter im Nachkriegsdeutschland und zu Beginn des Wirtschaftswunders. Das erinnert in der Figuren-konstellation an die ZDF-Trilogie "Kudamm 56", in der es auch um drei heiratsfähige Töchter ging und die zu einem großen Publikumserfolg wurde.

Sommer 1948: Die Schwestern Ulla, Gundel und Margot leben mit ihren großbürgerlichen Eltern (Katja Riemann und Thomas Sarbacher) in Altena. Die Jüngste, Ulla, verdreht Draufgänger Tommy den Kopf. Dabei ist sie mit Apothekersohn Jürgen so gut wie verlobt. Die schüchterne Gundel hat als Buchhalterin die Zahlen der Firma ihres Vaters, den Metallwerken Wolf, im Griff und merkt nicht, dass Tommys Freund Benno sie anhimmelt. Die älteste Schwester Margot kümmert sich um Sohn Winne. Ihr Mann Fritz ist nach Kriegsende nicht heimgekehrt. Papa und Firmenchef Eduard Wolf kämpft gegen die Total-demontage seiner Fabrik durch die britischen Besatzer, indem er klar macht, dass er während des Krieges nur Draht produziert hat.

Dann schreibt man den 20. Juni 1948: Die neue Währung ist da! Jeder erhält 40 DM. Und Margot freut sich, dass Fritz heimkehrt. Eduard will die Firma Tochter Ulla übergeben. Doch die bewirbt sich heimlich um einen Medizinstudienplatz in Tübingen. Gundel ist bitter enttäuscht, dass sie übergangen werden soll. Und Margot zieht mit Fritz nach einem Streit mit ihrem Vater aus.

Die Drehbuchautoren Robert Krause und Florian Puchert haben die Handlung auf wenige Jahre beschränkt - von Sommer 1948 bis Mitte der1950er-Jahre. Der Roman spannt den Bogen bis zum Start des Euro 2002. Der Dreiteiler konzentriert sich auf die Anfangsjahre der Republik und zeichnet das Psychogramm einer Generation - und das mit einem multiperspektivischen Ansatz. Elmar Fischer hat das Historien-Drama opulent und mit viel Liebe fürs Detail in Szene gesetzt. Er baut auf imposante Bilder und große Gefühle. Das ist unterhaltsam, der Film offenbart aber in der Figurenzeichnung teilweise Schwächen. Mancher Charakter ist allzu plakativ geraten. Den Lebenswegen der drei Schwestern zu folgen ist packend, es sind Wege voller emotionaler und politischer Irrungen und Wirrungen in der Aufbruchszeit der Republik.

"Es war eine spannende Erfahrung, eine Figur in einem Zeitraum von fünf Jahren zu erzählen, die langsam zu ihrer Identität findet, auch wenn sie dabei immer wieder an ihren Idealen scheitert und den geglaubten sicheren Hafen verlassen muss", sagt Elisa Schlott, die die Ulla spielt. Gemeinsam mit Vanessa Loibl als Gundel und Anna Maria Mühe als Margot setzt sie die Akzente in diesem stimmig besetzen Drama mit melodramatischen Zügen.

DK


 

Mittwoch, ARD, 20.15 Uhr; Teil 2: 21. März und Teil 3 25. März.

Volker Bergmeister