Pfaffenhofen
Lust auf ausländische Märkte

Über 60 Mittelständler wollen wissen, wie man in aller Welt Geschäfte machen kann

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Beim Export hinkt der Landkreis nach: Frank Dollendorf, Bereichsleiter für Außenwirtschaft der Industrie - und Handelskammer München, machte Mittelständlern Mut zum Exportgeschäft. In der ersten Reihe von rechts: Lowa-Verkaufsdirektor Matthias Preussel, die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt, Elke Christian, und Bernd Huber, der Ehrenvorsitzende des Wirtschaftsbeirats, Bernd Huber. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Lust auf die weite Welt will das Kommunalunternehmen KUS den Mittelständlern im Landkreis machen. Zum drittem „Unternehmerfrühstück“ waren über 60 Interessierte in die Sécolino-Kaffeerösterei gekommen, um zu hören, wie man im Ausland Geschäfte machen kann.

Die bayerische Wirtschaft, erklärte KUS-Vorstand Johannes Hofner in seiner Begrüßungsansprache, sei 2016 mit Exporten im Wert von 183 Milliarden Euro international so erfolgreich wie nie zuvor gewesen, 1998 seien es erst 77 Milliarden gewesen. Jeder vierte Arbeitsplatz im Freistaat sei direkt oder indirekt vom Exportgeschäft abhängig. Die Exportquote der bayerischen Industrie insgesamt liege bei 52 Prozent. Ein Zug, der offenbar an den Unternehmen im Landkreis vorbeigerauscht ist. Denn im Landkreis-Vergleich hält Pfaffenhofen mit gerade mal zwölf Prozent Exportquote die rote Laterne. Spitzenreiter, wenig verwunderlich, ist mit 68 Prozent der Münchner Landkreis, aber selbst die Kreise Neuburg-Schrobenhausen oder Eichstätt liegen mit 25 beziehungsweise 23 Prozent doppelt so hoch.

Woran das liegt, darüber konnte Frank Dollendorf, Bereichsleiter für Außenwirtschaft der Münchner Industrie- und Handelskammer, nur spekulieren. Laufen die Geschäfte der Unternehmer des Landkreises so gut, dass sie auf Exporte gar nicht angewiesen sind? Oder sind sie genügsamer? Auf jeden Fall aber sind die Mittelständler neugierig aufs globale Geschäft. Dollendorf zeigte ihnen, wie die IHK sie bei der Internationalisierung unterstützen kann. So lädt die Kammer jährlich zu 15 bis 20 Unternehmerreisen in alle Erdteile ein, die vom bayerischen Wirtschaftsministerium – der Ministerin Ilse Aigner und Staatssekretär Josef Pschierer – begleitet werden. Ideal für kleine und mittelständische Unternehmen seien Auslandmessen in über 30 Ländern, die die IHK professionell vorbereitet und an denen sich Firmen für wenig Geld beteiligen können. Außerdem werden kleine und mittlere Unternehmen bis zu drei Jahre lang bei ihren Internationalisierungs-Strategien finanziell unterstützt und vor Ort in 90 Ländern von Außenhandelskammern beraten. Allein Bayern unterhält weltweit 20 Auslandsrepräsentanzen. Und nicht zuletzt: Die LfA Förderbank Bayern federt, erläuterte Dollendorf in seiner Präsentation, Risiken ab.

Lust aufs Auslandsgeschäft machte dann ein Mann aus dem Landkreis, dessen Unternehmen weltweit in 60 Exportmärkten unterwegs ist und dessen Exportrate bei 50 Prozent liegt: Matthias Preussel ist als Verkaufsdirektor verantwortlich für die Geschäfte des Jetzendorfer Sportschuh-Herstellers Lowa in Asien und Südosteuropa. Mit rund 2,5 Millionen Schuhen pro Jahr ist sein Unternehmen die größte Outdoor-Schuhmarke Europas, so Preussel. Er hat viele Jahre in China gelebt, dort studiert und den Markt aufgebaut. Er zeigte auf, welche Möglichkeiten – von der Lizenzvergabe bis zur Gründung einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft – es gibt, mit seinem Unternehmen im Ausland Fuß zu fassen. Voraussetzung allerdings sei eine sehr gute Kenntnis von Land und Leuten. So sei es zum Beispiel für China wichtig zu wissen, dass fast jeder dort ein Mobiltelefon besitze und über 90 Prozent der Online-Geschäfte übers Handy abgewickelt werden. Was natürlich nur geht, weil in China, zumindest im Osten des Landes, ein Internetzugang Standard ist. Angekommen in der deutschen Wirklichkeit konnte Preussel allerdings ein Youtube-Video zum Thema nicht vorführen, weil das WLAN-Netz gerade streikte. Der Lowa-Manager wählte China deshalb als Beispiel, weil die Nation sich anschickt, in den nächsten Jahren Weltmarktführer zu werden. Wichtig deshalb zu wissen, wie Asiaten ticken. Gegenseitiger Respekt und die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen seien unerlässlich. Zwingend notwendig auch das richtige Personal vor Ort. Insgesamt hält er die Internationalisierung einer Firma für ein spannendes Unterfangen.

Bleibt die Frage, warum sich ein Unternehmer aus dem Landkreis, wenn sich seine Abenteuerlust in Grenzen hält, diese Mühe aufhalsen sollte, sieht man von der möglichen Umsatzmaximierung einmal ab. Johannes Hofner hält es für notwendig, einen Betrieb auf mehrere Säulen zu stellen, so wie es ja auch ungesund sei, sich nur von einem einzigen Kunden abhängig zu machen.