Aichach
Luftpistolen-Rekord getürkt?

15.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Aichach (DK) Markus Gleixner galt als eines der größten Talente im Sportschützengau Aichach. Am 16. Oktober dieses Jahres aber hat er beim Gaurundenwettkampf der zweiten Kühbacher Luftpistolenmannschaft mit 395 Ringen bei 40 Schuss ein derart sensationelles Ergebnis erzielt, dass Misstrauen geweckt wurde.

"Das wäre Gaurekord auf Weltrekordniveau", erklärt Gaurundenwettkampfleiter Wilhelm Rittler. Der Verein Adlerhorst Sulzbach hat gegen die Wertung des Ergebnisses Protest eingelegt; er wirft Gleixner vor, manipuliert zu haben. Das Schiedsgericht des Gaus setzt sich seit einiger Zeit mit dem Fall auseinander, in der nächsten Woche will es ein Urteil fällen.
 
Als Gleixner an jenem dritten Wettkampftag an der Reihe ist, fragt er einen stellvertretenden Gaujugendleiter, ob er im ersten Stock schießen dürfe. Dieser bejaht. Im Nachhinein räumt er allerdings ein, damit einen Fehler gemacht zu haben. Denn Gleixner feuert seine 40 Schuss mit 36 Zehnern ohne Aufsicht ab, was nicht dem Reglement entspricht.

Nach etwa zwanzig Minuten kommt er wieder herunter, die Scheiben werden maschinell ausgewertet, das Ergebnis vom Sulzbacher Mannschaftsführer unterschrieben. Doch dann fällt diesem auf, welch unglaubliche Ringzahl Gleixner erzielt hat. Und sofort wird im Schützenheim die Frage laut: "Wo hat der denn überhaupt geschossen"

Gleixner hatte im ersten Stock die Raumbeleuchtung nicht angeknipst. Das Licht, das durch den offenen Treppenaufgang von unten nach oben drang, habe ihm gereicht, sagt er später. Aber auch die Zuganlage für die Scheiben soll nicht eingeschaltet gewesen sein, behaupten die Sulzbacher. Wird der Mechanismus, der die Scheiben zehn Meter nach hinten an die Wand fährt, in Gang gesetzt, leuchten unten auf einem Tableau am Stammtisch rote Kontrolllämpchen auf. "Da sind an jenem Abend zehn Leute gehockt, aber die Lämpchen hat keiner brennen sehen, das wäre uns bestimmt aufgefallen", sagt Adlerhorst-Vorsitzender Siegfried Kroisi.

"Das war absolutes Dusel", hat Gleixner über sein Rekordresultat immer gesagt. Eigentlich ist ein Ergebnis, wenn es von den beiden Mannschaftsführern unterschrieben ist wie in diesem Fall, nicht mehr anfechtbar. "Der Gau setzt sich einfach über Verordnungen hinweg, das ist nicht hinnehmbar", regt sich Mutter Christina Gleixner auf. Die Eltern des Schützen stehen vorbehaltlos hinter ihrem Sohn. "Markus hat so etwas doch gar nicht nötig", sagt Vater Reinhard Gleixner, "er hat genügend andere gute Ergebnisse, schon oft fünf Zehner auf einer Scheibe gehabt. Das war halt ein Ausreißer."

Gauschützenmeister Franz Achter spricht von "vielen Ungereimtheiten", die das Schiedsgericht lösen müsse. "Wenn er die 395 Ringe wirklich geschossen hat, wäre es ein Riesenerfolg. Hat er geschwindelt, muss er gerecht bestraft werden."