Lufthansa hat keine Wahl

Kommentar

26.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Es ist das alte Spiel: Die Personalvertreter beklagen die Sturheit des Arbeitgebers, der wiederum weist alle Vorwürfe umgehend zurück und beteuert seine Gesprächsbereitschaft. So auch im Konflikt bei der Lufthansa-Tochter Eurowings.

Immerhin: Es sind keine Ferien. Wenn das Kabinenpersonal in einigen Jets die Arbeit niederlegt, trifft es wenigstens keine Familien auf dem Weg in die Sonne. Dennoch werden viele Passagiere betroffen sein. Wieder einmal. Seit bald drei Jahren schwelt der Streit.

Die Mitarbeiter von Eurowings arbeiten für weniger Geld und unter schlechteren Arbeitsbedingungen als ihre Kollegen bei der Konzernmutter. Das ist vom Management so gewollt, nicht zuletzt um Jobs zu erhalten. Denn die Lufthansa muss sich nicht nur behaupten gegen Airlines, die Flüge zum kleinen Preis anbieten und weitgehend auf Service verzichten. Sie ist gezwungen, ihre Position im Billigsegment auszubauen. Zugleich ist sie mit hochsubventionierten Nobel-Konkurrenten aus Asien und dem arabischen Raum konfrontiert, die Personal in Niedriglohnländern anwerben.

Um eine drastische Kostensenkung kommt die Lufthansa deshalb nicht mehr herum. Das sollte auch dem Kabinenpersonal klar sein. Je mehr Zugeständnisse der Arbeitgeber macht, desto mehr muss bei anderen Beschäftigten innerhalb des Konzerns der Rotstift angesetzt werden. Worunter nicht zuletzt der Betriebsfrieden leidet. Die Situation bei Eurowings ist verfahren, auch weil die Gewerkschaften Ufo und Verdi um die Vorherrschaft kämpfen und versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Umso wichtiger wäre es, dass sich Management und Ufo endlich auf eine vielversprechende Schlichtung einigen, die Eurowings bis gestern verweigert hat. Alleine kriegen es die Tarifgegner ja offensichtlich nicht hin.