Al Azraq
Luftbilder und Ausbildung

Neuburger Kommodore Thomas Früh leitet den Bundeswehr-Einsatz in Jordanien

30.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:20 Uhr
Vier "Tornados" sind in Al Azraq stationiert, vor einem Jahr ist die Bundeswehr vom türkischen Incirlik nach Jordanien umgezogen. Das Mandat dauert noch bis Ende Oktober 2019. −Foto: Kappeler/dpa, Bundeswehr

Al Azraq (DK) "Der IS ist eine Seuche. Es ist wichtig, dass ihm ein Ende gemacht wird. " Klare Worte von Oberst Thomas Früh. Der 47-Jährige ist Kommandeur der Bundeswehr-Einheit, die sich von Jordanien aus am Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) beteiligt

Der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74, das in Neuburg stationiert ist, ist für sechs Monate der Chef auf der Basis. Seit einem Jahr schon starten die "Tornados" von Al Azraq aus, nachdem das Kontingent zuvor vom türkischen Incirlik dorthin umgezogen war. Erst vor Kurzem hat der Bundestag das Mandat für die Mission verlängert - Ende Oktober 2019 soll nun Schluss sein.

Bis dahin liefern vier deutsche "Tornados" hochauflösende Luftbilder an die Koalition, ein Tankflugzeug unterstützt die Einsätze der Verbündeten. Etwa 280 Soldaten sind in Al Azraq stationiert. Oberst Früh, der in Donauwörth sein Abitur gemacht hat, ist aber auch für die 110 Bundeswehrsoldaten zuständig, die der irakischen Armee bei der Ausbildung helfen. "Das sind die zwei Säulen der Mission", erklärt Thomas Früh. "Der Kampf gegen den IS von der Luft aus und der Beitrag zur nachhaltigen Stabilisierung des Irak. "

Der "Islamische Staat" gilt inzwischen als weitestgehend besiegt. "Er ist deutlich dezimiert", sagt auch der Oberst. "Es gibt nach wie vor offene Kämpfe, aber der IS agiert nun viel mehr im Untergrund. Wir fliegen immer noch genauso viele Einsätze wie zu Beginn unseres Mandats. Von Stabilität sind Syrien und der Irak noch weit entfernt. " Der Beitrag der Deutschen zur internationalen Anti-IS-Koalition besteht unter anderem darin, Luftbilder von möglichen Stellungen oder Waffenverstecken der Milizen zu liefern. "Die ,Tornados' fliegen dorthin, wo die Verbündeten uns brauchen. Die Beauftragung erfolgt immer mandatskonform", erklärt der Kommandeur. "Das bedeutet, dass wir ausschließlich Fotos mit Bezug zum sogenannten Islamischen Staat liefern. " Das Ziel ist der IS - sonst nichts. Mit Hilfe der aus der Luft gesammelten Informationen kann die Bundeswehr 3-D-Bilder erstellen, die sie auswertet und dann weitergibt. "Unsere Auswerter sind absolute Profis, sie erkennen beispielsweise, ob Waffen auf einem Pick-up aufgeschraubt sind oder nicht. "

Aber was passiert mit den Informationen, die die Bundeswehr der Anti-IS-Koalition liefert? "Wir sind eine von mehrere Quellen, so ergibt sich für die Verbündeten ein besseres Lagebild. " Ob dann auch tatsächlich ein Angriff auf eine IS-Stellung geflogen wird, das erfahren die Deutschen aber nicht immer. "Gelegentlich teilt uns das die Koalition mit, das motiviert die Truppe hier natürlich ungemein. "

Thomas Früh selbst fliegt keine Einsätze. Zwar saß er früher am Steuerknüppel eines "Tornados", mittlerweile ist er aber Kommodore des "Eurofighter"-Geschwaders in Neuburg. "Um Einsätze zu fliegen, braucht man eine spezielle Ausbildung", erklärt er. "Wir haben hier hochqualifizierte Leute, denen brauche ich nichts über die Fliegerei zu erklären. " Er selbst koordiniert den Einsatz. "Ich bin dafür verantwortlich, dass alles läuft, dass das Räderwerk ineinandergreift. " Im Normalbetrieb laufe alles einwandfrei, berichtet Früh. "Wie ein Uhrwerk. " Und auch die Technik funktioniert. Der "Tornado" ist zwar kein topmodernes Kampfflugzeug mehr, hat aber dafür die neueste Software an Bord. "Die Umstände sind widrig, das liegt vor allem an der Witterung hier. Im Sommer war es extrem heiß, dann regnet es stark und manchmal wirbeln Sandstürme übers Lager. " Doch jeder in der Truppe ziehe am selben Strang, damit alles klappt.

Aber: "Wir können nicht für immer hier sein", macht Oberst Thomas Früh deutlich. Deswegen sei es auch so wichtig, die irakische Armee zu unterstützen. Die habe tapfer und mit hohen Verlusten gegen den IS gekämpft. "Jetzt muss ein Wiederaufflammen des IS verhindert werden. " Schwerpunkt des deutschen Beitrags im Irak ist dabei die Ausbildung von Führungskräften der zentralirakischen Streitkräfte, "das ist eine langfristige, aber nachhaltige Arbeit".

Oberst Früh sieht den Beitrag der Bundeswehr gegen den "Islamischen Staat" als wichtige Aufgabe an, "ich bin froh, einen Beitrag leisten zu können". Der Auslandseinsatz mache ihm aber auch Spaß, sagt er. "Wir sind eine vielfältige und tolle Truppe. " Mit den Soldaten im Neuburger Geschwader steht er unregelmäßig in Kontakt. "Alles, was in Neuburg Tagesgeschäft ist, macht mein Stellvertreter. Wenn es um längerfristige Entscheidungen geht, stimmen wir uns ab. " Bis Ende März bleibt er noch in Jordanien, auch über Weihnachten wird er wohl nicht nach Deutschland kommen. Heimweh? "Tagsüber sind wir hier gut beschäftigt, in der Freizeit gibt es ein vielfältiges Sportangebot, oder wir spielen abends Kicker. " Und er hört Lokalradio. "Da bekomme ich aus Donauwörth die Lokalnachrichten und sogar den Verkehrsfunk mit. "