Neuburg/Schrobenhausen
Lüftungen statt Luftreiniger

Kreistag setzt in Klassenzimmern auf nachhaltigeren Weg - Langwierige Beratung bei Sondersitzung

16.09.2021 | Stand 21.09.2021, 3:35 Uhr
  −Foto: DK-Archiv

Schrobenhausen - Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen soll die Klassenzimmer seiner Schulen nach und nach mit Lüftungsanlagen ausstatten.

Ein entsprechendes Konzept hat der Kreistag am Donnerstag in Schrobenhausen beschlossen - und damit dem Kauf von mobilen Luftreinigern vorerst eine Absage erteilt.

Es ist sicherlich die unpopulärere Entscheidung, die das Gremium nach mehr als einstündiger Beratung gefasst hat. Denn vor allem bei vielen Eltern wird der Beschluss gegen die mobilen Geräte nicht gut ankommen. Mehrere Kreisräte sprachen sich aber ganz bewusst für eine nachhaltige Lösung und gegen den vermeintlich einfachen Weg aus. Dieser würde lediglich den Anschein von Sicherheit erzeugen, war etwa Bildungsreferent Werner Widuckel (SPD) überzeugt. "Wir sollten lieber etwas Vernünftiges schaffen. " Sein Fraktionskollege Peter Mießl regte eine sukzessive Aufrüstung der Klassenräume mit Lüftungsanlagen und einen jährlichen Etat dafür an. Und Landrat Peter von der Grün (FW) erinnerte an den eher fragwürdigen Nutzen der mobilen Luftreiniger, die zwar die Aerosol-Konzentration in Räumen verringern, aber das Lüften keineswegs ersetzen. Gleichzeitig schütze ein Einsatz die Schülerinnen und Schüler nicht vor einer Quarantäne. "Wir tätigen Beschaffungen immer wenn ein Mehrwert für den Gesundheitsschutz gegeben ist", so der Landrat, der diesen bei solchen Geräten aber massiv anzweifelte.

Diese Ansicht resultiert vor allem aus der Einschätzung der Experten des Neuburg-Schrobenhausener Gesundheitsamts. Dessen Leiter Johannes Donhauser sprach sich ebenfalls klar für eine Lüftungsanlage als optimale Lösung aus. Denn die mobilen Reiniger reduzieren durch die Filterwirkung zwar die Keimlast, ersetzen aber weder Masken noch Lüften. "Das ist und bleibt das A und O, da die Luftreiniger keine Frischluftzufuhr bringen", so der Fachmann. Gleichzeitig sprach er sich gegen ewig langes Lüften im Winter aus. "Bei Stoß- oder Querlüften reichen zwei bis drei Minuten", dann sei die CO2-Konzentration im Raum bereits spürbar reduziert - was auch die vom Landkreis für die Klassenzimmer bereits angeschafften CO2-Ampeln zeigen werden.

Gegenwind gab es hingegen vom Karlskroner Bürgermeister Stefan Kumpf. Der CSU-Politiker kritisierte nicht nur den Zeitpunkt der Beratung; immerhin laufe das neue Schuljahr bereits. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass Luftreiniger ein Baustein von mehreren sein könnten. Daher sprach sich Kumpf dafür aus, zumindest die Klassenzimmer für jüngere Schüler mit solchen Geräten auszustatten - und nicht alle 361 Unterrichtsräume der Landkreisschulen. "Andere Landkreise schaffen die Luftreiniger ja auch nicht aus Jux und Tollerei an. "

Doch eine Entscheidung wollte der Landrat zunächst überhaupt nicht herbeiführen. Stattdessen hatte er sich mit den Fraktionssprechern darauf verständigt, ein Konzept für den Einbau von Lüftungen ausarbeiten zu lassen. Das jedoch störte Matthias Enghuber (CSU). "Wir haben uns heute doch für eine Ja- oder Nein-Entscheidung getroffen", so der Landtagsabgeordnete aus Neuburg, der damit eine Abstimmung forderte. Die gab es jedoch erst nach einer Sitzungspause mit erneuter Beratung der Fraktionen.

Der Beschluss umfasst nun zwei Punkte. Dass der Landkreis derzeit einen Kauf von Luftreinigern ablehnt, sich aber bei veränderter Sachlage eine erneute Beratung offen lässt, lehnten Enghuber, Kumpf, Altlandrat Roland Weigert und Ehekirchens Bürgermeister Günter Gamisch (beide FW) ab. Geschlossen stimmte der Kreistag hingegen dafür, dass die Verwaltung ein nachhaltiges Lüftungskonzept ausarbeiten soll.

DK