Rohrbach
Ludwig Thoma – ein schwieriger Bayer

Lesung mit mit dem Regisseur und Schauspieler Michael Lerchenberg

30.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:39 Uhr

Meisterhafte Sprachakrobatik und bewundernswerte Gestik präsentierte Michael Lerchenberg im Rahmen einer Lesung bei Kultur im Zeidlmaier. - Foto: Hofner

Rohrbach (PK) Das Leben und Wirken des Ludwig Thoma ist kürzlich Thema einer Lesung bei „Kultur im Zeidlmaier“ in Rohrbach gewesen. Vortragender war dabei kein geringerer als der Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Intendant Michael Lerchenberg.

Als Figur des Edmund Stoiber und des Bruder Barnabas auf dem Nockherberg oder als Prälat Hinter in der Serie „Der Bulle von Tölz“ hat der gebürtige Dachauer sich einen Namen gemacht. In Rohrbach verstand er es, einen gelungenen Wechsel zwischen Lesung und kommentierter Biografie über den 1867 in Oberammergau geborenen Schriftsteller, Dramaturgen, Juristen und Redakteur Ludwig Thoma zu präsentieren. Die Lausbubengeschichten waren demnach längst nicht alles, was den „schwierigen Bayer“ Thoma ausmachte. So stehen dem Schürzenjäger auch 800 Briefe an eine verflossene Liebe gegenüber, und der rauflustige Anarchist zeigt auch äußerst verletzliche Seiten.

Diese Zerrissenheit verstand Lerchenberg durch Gestik und meisterhafte Sprach- und Stimmakrobatik so zu vermitteln, dass man im Publikum hätte glauben können, den 1921 verstorbenen Thoma am Schreibtisch auf der Bühne zu sehen. Vom preußischen Oberstaatsanwalt wird nahtlos zur liturgischen Figur des Josef Filser gewechselt. Und es kommt, was Sprache und Dialekt betrifft, ein Reichtum an Facetten zum Vorschein. Mal reißt Lerchenberg die Arme in die Höhe oder erhebt energisch den Zeigefinger, im nächsten Moment sieht man ihn verschränkt sitzend und schelmisch blinzeln – der Thoma-Kenner spielt eindrucksvolles Theater am Tisch.

Es entsteht eine Mischung aus Erzählungen über reale Persönlichkeiten und fiktive Gestalten aus Thomas Literaturschaffungen. Zeit, um das Gesagte setzen zu lassen, findet man während der Zwischenmusik von „Eberwein“. An den Instrumenten sitzen Marlene Eberwein (Konzertharfe), Max Seefelder (Kontrabass) sowie Matthias Klimmer (Klarinette) und führen das Publikum in Klangwelten zwischen Klassik, Folklore und Jazz. Den schauspielerischen Vortrag, der anspruchsvoll unterhaltend und informativ war, kommentiert das Publikum mit viel Applaus.