Berlin (DK
Lokführer beenden Streik

GDL und Bahn einigen sich auf Schlichtung – Ramelow und Platzeck sollen vermitteln

21.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

Berlin (DK) Pfingsten ohne Lokführerstreiks und auch danach noch mindestens drei Wochen Ruhe: Millionen Bahnkunden können erst mal aufatmen. Die Lokführergewerkschaft GDL willigte in der Nacht zum Donnerstag überraschend in eine Schlichtung ein und brach ihre neunte Streikrunde ab.

Die GDL überraschte auch mit der Ernennung des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) als Schlichter. Die Bahn entschied sich für den ehemaligen brandenburgischen Regierungschef Matthias Platzeck (SPD). GDL-Chef Claus Weselsky triumphierte: „Nach fast einem Jahr Tarifkonflikt konnte mit dem Druck im neunten Arbeitskampf der gordische Knoten durchschlagen werden.“ Weselsky sieht seine Gewerkschaft schon jetzt als Sieger im Tarifkonflikt. „Die Bahn hat unterschrieben, dass sie auch Tarifverträge mit der GDL abschließt, wenn diese anderen Tarifverträgen bei der DB widersprechen.“ Das sei genau das, was die GDL verlangt habe.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber erklärte: „Wir sind sehr erleichtert, unsere Kunden und Mitarbeiter können aufatmen.“ „Schlichten statt streiken ist das Gebot der Stunde.“ Ziel müsse es nun sein, wieder Ruhe in die Bahn-Betriebe zu bringen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) begrüßte die bevorstehende Schlichtung als „gute Nachricht für alle Bahnreisenden und auch Wirtschaft und Industrie“ und forderte beide Seiten zu Kompromissen auf. Die Streiks im Güterverkehr hatten nach Angaben von Wirtschaftsvertretern Hunderte Millionen Euro Schaden verursacht. Die Bahn arbeitete nach eigenen Angaben „mit Hochdruck“ daran, zum normalen Fahrplan zurückzukehren. Der Fernverkehr soll von morgen an wieder normal laufen.

Die Schlichtung soll am Mittwoch beginnen und auf drei Wochen angesetzt. Bis Mitte Juni sind Streiks damit ausgeschlossen, denn während des Verfahrens herrscht Friedenspflicht. Ramelow zeigte sich zuversichtlich: „Ich sehe keine unüberwindbaren Gräben“, sagte er unserer Zeitung. Man brauche eine Lösung, die beiden Seiten gerecht werde. Platzeck sagte, er wolle sich für „ein gutes, ein tragfähiges Ergebnis“ einsetzen. Für die Mitarbeiter müssten „ordentliche Bedingungen“ beim Entgelt, in der Arbeitszeit, bei Schichtrhythmus und Überstunden herauskommen.

Dennoch ist die Streikgefahr bei der Bahn nicht gebannt: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) drohte der Bahn vor Beginn der „finalen Verhandlungen“ gestern mit einem Arbeitskampf nach Pfingsten. „Die Chancen stehen 50 zu 50“, sagte EVG-Verhandlungsführerin, Regina Rusch-Ziemba. Sie betonte aber auch: „Wir haben die Zielsetzung, heute noch zu einem Abschluss zu kommen.“ Die Verhandlungen waren bis zum späten Abend nicht beendet. Seite 2 und 7