Logistische Herausforderung für Hausärzte

26.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

Kelheim (DK/sja) Der Impfstoff gegen die Schweinegrippe soll ab heute im Landkreis verabreicht werden. Für viele Arztpraxen stellt das aber einen logistischen Kraftakt dar. Denn den Stoff gibt es nur im zehn Einheiten fassenden Fläschchen – ist es geöffnet, muss es binnen 24 Stunden aufgebraucht werden.

"Es ist ein Problem", bestätigte Dr. Alfons Stiegler vom Ärztlichen Kreisverband Kelheim gestern auf Anfrage des DONAUKURIER. Den neuen Impfstoff gibt es nämlich nur in Fläschchen, die zehn Dosen beinhalten. Da diese, sobald sie einmal geöffnet sind, innerhalb von 24 Stunden aufgebraucht werden müssen, erfordert es ein gewisses organisatorisches Geschick seitens der Hausärzte. Anders ausgedrückt: Entweder sorgen sie dafür, dass sie binnen der 24 Stunden zehn Patienten impfen, oder sie müssen den restlichen Impfstoff wegwerfen.

Auch im Kelheimer Gesundheitsamt hat man das Problem erkannt: Die Aufgabe, in möglichst kurzer Zeit Tausende zu impfen, stehe im krassen Gegensatz zum geringen Interesse an der Impfung, erklärt Behördenchef Alexander Werner. Weil die Gefahr der Neuen Grippe oder Schweinegrippe, wie die Krankheit im Volksmund genannt wird, noch vor wenigen Monaten deutlich höher eingeschätzt worden war, wurde die jetzige Form der Impfung gewählt. "Das ist anders als sonst", sagt Werner und verspricht: "Für den Endverbraucher ändert sich dadurch allerdings nichts." Wie viele Menschen sich impfen lassen, das "werden erst die nächsten Wochen zeigen".

"Sehr geringe Akzeptanz"

Alfons Stiegler hält das recht komplizierte Massenimpfungssystem trotzdem für richtig. "Dass die Pandemie schwächer verlaufen ist als angenommen, konnte ja niemand ahnen." Ein anderes System wäre wirklich einfacher gewesen, meint der Ärzte-Funktionär.

Um trotzdem einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, hat Stiegler sich für die Impfungen schon ein spezielles System überlegt: "Wir haben eine Liste von Patienten erstellt, denen wir eine Impfung raten", erklärt Stiegler das Vorgehen in seiner Gemeinschaftspraxis. Diese Liste, auf der unter anderem chronisch Kranke stehen, werde nun abgearbeitet. Und zwar – wenn möglich – immer für zehn Patienten, denen die Impfung angeboten wird.

"Wir müssen schließlich mit den Stoffen haushalten", sagt Stiegler. Denn anders als in Deutschland, wo seiner Meinung nach eine "sehr geringe Akzeptanz" und eine "große Impfmüdigkeit" herrscht, sei die Impfung gegen die Schweinegrippe in ärmeren Ländern nach wie vor sehr begehrt. Stiegler hat außerdem eine Art Impfsprechstunde eingeführt. Immer Freitagabends biete er eine spezielle Beratung samt Impfung an – natürlich in Zehnerblöcken.

Rat: Hausarzt fragen

Anders als die obersten Gesundheitsbehörden und auch das Robert-Koch-Institut, die die Impfung zur Vermeidung neuer Erkrankungsfälle empfehlen, rät Gesundheitsamtsleiter Alexander Werner vielmehr dazu, eine Impfung vom "persönlichen Risiko-Empfinden" abhängig zu machen. Und wer kann das beurteilen? "Beim Hausarzt ist man am besten aufgehoben, der kennt einen seit Jahren und weiß über die Krankheiten Bescheid."