Ingolstadt
Lob und Tadel

Zwei neue Stände am Viktualienmarkt kommen gut an - doch es gibt einen "Biertragerl-Protest"

01.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:23 Uhr
  −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) "Es ist sehr schön hier.

Abwechslungsreich. Deshalb kommen wir ja auch extra hierher", sagt Florian Nachtrab. Er stammt aus Schwabach und hat sich gerade am Stand von "Spice India" Chicken Dum Birany geholt. Das frisch zubereitete Hähnchen mit Safran und Basmatireis sieht nicht nur gut aus, es schmeckt dem jungen Mann auch. An diesem Samstag hat Aisha Khan, die die Hütte auf dem Viktualienmarkt betreibt, auch Halwa Puri Breakfast zubereitet, ein typisches Gericht aus Delhi, der Heimatstadt Khans, mit süßem Gries, Kartoffelcurry, Kichererbsencurry und indischem Puri-Brot.

Vor einigen Monaten hat sie den Stand in zweiter Reihe, wo vorher eine Burger-Bude war, übernommen. Jetzt hat sie eine neue Speisekarte mit Fotos zu jedem Gericht ausgehängt. "Spice India" ist eine von zwei neuen Buden, die in jüngster Zeit auf dem Viktualienmarkt neu eröffnet haben. Die zweite Bude, da, wo früher das Räucherkammerl von Karin und Heinz Brunner war, hätten wir am Samstag ebenfalls gerne vorgestellt - sie hatte geschlossen. Das "Little Kitchen" setzt auf Fish and Chips, Fisch- und Chicken-Nuggets, Hot Dogs verschiedenster Art und Burger. Die türkischstämmigen Betreiber aus München bieten in Ingolstadt für alle, die es mögen, englisches Bier an. Ihre Gäste unter der Woche sind vor allem junge Leute. Es ist die Vielfalt an kulinarischen Angeboten, die die Stadttochter IFG als Betreiber des Viktualienmarkts im Blick hat. Was nicht nur Lob erntet, heißt das doch im Umkehrschluss, dass jede Bude ein Alleinstellungsmerkmal hat und nur anbieten darf, was vertraglich vereinbart ist. Stammgast Manfred Gerum findet: "Die IFG soll sich nicht so einmischen. " Er ist dafür, dass "der Markt das Angebot bestimmt, nicht das Monopol".

Anfang Juli hat die IFG die komplett verwitterten Biertischgarnituren durch neue ersetzt. Das kommt gut an. Dass in diesem Zuge auch die hinter der Garipler-Bude seit zehn Jahren "geduldeten" Biertische weggeräumt wurden, sorgt dagegen für Unmut. "Seit der Viktualienmarkt neu gebaut wurde, stehen die Bierbänke dort", schimpft Sven Müller. Im Frühjahr oder Herbst habe man hier "die Sonne genießen" können. "Es war einfach gemütlicher", bekräftigt Ulrike Gungl. Auch Helmut Steinmeier vermisst die Biertische an dieser "ruhigen Stelle" sehr. Jetzt sind sie weg und sollen, wie IFG-Sprecherin Maike Weiland am Freitag auf DK-Nachfrage sagte, nicht mehr ersetzt werden. Als Protest sitzen Sven Müller und seine Freunde an der Stelle auf Biertragerl. Auch Michael Rudzewski findet "das Verhalten der IFG nicht nachvollziehbar". Das Schnapsverbot etwa habe nicht viel gebracht. Diejenigen, um die es gehe, brächten ihren Schnaps selber mit. Laut Rudzewski sollte sich die IFG lieber darum kümmern, dass die Stände abends zu einer bestimmten Zeit zumachen. "Und, dass Papierkörbe aufgestellt werden. " Laut UDI-Stadtrat Gerd Werding, selbst Stammgast und Mitglied des IFG-Beirats, habe sich die Situation am Viktualienmarkt verbessert. Grundsätzlich meint er: "Es ist in unser aller Interesse, dass der Markt bestehenbleibt, so wie sich die Bevölkerung das wünscht. "

Der Viktualienmarkt sei schön, man dürfe ihn nicht "niedermachen", sagt eine Gruppe älterer Damen, die sich seit Jahrzehnten jeden Samstag hier treffen. "Wir waren schon vor 40 Jahren hier, standen im Winter in der Passage bei Möbel Holdt", erzählt Marga Bruggen (72) aus Ingolstadt. Früher waren sie Stammgäste des Räucherkammerls, seit das geschlossen hat, holen sie ihre Flasche Sekt am Stand der "Süßen Schmankerl". Doch die Damen müssen sich schon wieder nach einer "neuen Heimat" umsehen, wie sie sagen. Denn Ende September macht auch der Süße-Schmankerl-Stand zu. Der Betreiber hat das bestätigt, dazu äußern wollte er sich nicht.

Ruth Stückle