Roth
Literatur in märchenhaftem Ambiente

04.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

Die Autoren der Barockgartenlesung: Robert Unterburger, Thomas Rüger, Katharina Storck-Duvenbeck und Günter Baum (von links). - Foto: kx

Roth (HK) Auch in diesem Jahr hat die Barockgartenlesung der Buchhandlung Feuerlein den bewährten niveauvollen Komfort mit ganz speziellem Wohlfühlfaktor geboten.

Erneut präsentierte die Autorengruppe "Schreibstolz" (Katharina Storck-Duvenbeck, Günter Baum, Thomas Rüger und Robert Unterburger) eigens für diesen Anlass geschriebene Geschichten. Zwecks Reizwortgenese änderten die Schriftsteller die Namen gebende Veranstaltungsbeschreibung in "Bar-Rock-Garten-Lesung". Die Gitarristen Roland Schrüfer aus Thalmässing und Alexander Feser aus Röthenbach/Pegnitz, auch bekannt als Duo "La Route Django", boten virtuosen Gypsy Jazz und mehr.

Die bekannte Rother Autorin Katharina Storck-Duvenbeck, die auch als Songwriterin und Videokünstlerin tätig ist, las zum Thema "Bar" ihre Story "A bisserl was geht immer". Partnerschaftssuche, von der Freundin der Protagonistin in erster Linie als "Männerfang" aufgefasst, steht und fällt nicht nur mit dem Zug durch viele Kneipen – auch eine entsprechende Mentalität ist Grundvoraussetzung. Die Heldin der Geschichte kommt mit dieser strategischen Vorgehensweise nicht so zurecht – eher ist da schon auf den Zufall Verlass. Dialektdialoge und flapsige Wendungen wirken plastisch, das Spiel mit dem verlogenen Slogan-Slang der Kontaktanzeigen erweitert die sprachliche Ebene. Katharina Storck-Duvenbeck schreibt routiniert-flüssig, ihr Vortrag verleiht der Geschichte zusätzlich Schwung und emotionale Wärme.

Auch Robert Unterburger, dessen Abhandlung des Reizworts "Rock" den Titel "Ein total versauter Tag" trug, weiß durch seine ureigene Vortragsart zu begeistern. Schüchtern und zugleich verschmitzt scheut er sich nicht vor Kalauern und derbem Schenkel-Klopfer-Humor. Eine über die Hose geschüttete Tasse Kaffee macht aus einem Otto Normalverbraucher einen unfreiwillig schrillen Rock-Träger, der bei seinem Spießrutenlauf durch die Rother Innenstadt für einiges an beschämender Aufregung sorgt. Unter der deftigen Oberfläche dieser Posse schlummert der Unterburger-typische Vorwurf an die Welt, das Individuum hauptsächlich mit demütigenden Schicksalsschlägen zu verfolgen.

Günter Baum spiegelt den Zuhörern ihre Besonderheiten und Seltsamkeiten in Echtzeit, denn "Fred, der Starr" wird bei seiner Raupenjagd im "Garten" durch die Zuhörerschaft einer literarischen Lesung aufs Gröbste behindert. Die geübte Schauspielerstimme von Günter Baum bringt den altersweisen Humor seiner Fabel-haften Geschichte auf den Punkt. Die Außenschau durch eine Schwarzdrossel ermöglicht es, viele rituelle Konventionen zu entlarven. Mit einem zusätzlichen Gedicht würdigte Günter Baum die besondere "Location" dieser Lesung, den zu diesem Zeitpunkt von ungezählten Kerzenlichtern erhellten Feuerleinschen Barockgarten.

Der letzte Impuls, das Wörtchen "Lesung", blieb für Thomas Rüger, der bereits die Moderation des Abends übernommen hatte. In "100 Lesungen und mein chinesischer Nachbar" überwog im Vergleich zu den Vorjahren ein geradlinigerer Erzählstrang; der recht skurrile Humor und die schrägen Ideen machten diesmal auch Platz für einige durchaus glaubhafte, wenn auch nicht wenig irre Erfahrungen. Engpässe an Publikum, Sprachprobleme in der Provinz Oberpfalz und die chinesische Tochter aus der Nachbarschaft mit dem interessanten Namen Le Sung demonstrieren die Opfer, die ein Autor auf dem Weg vom Kleinst- zum Kleinkünstler zu erbringen hat.

All diese Geschichten erfinden sicherlich das literarische Rad nicht neu, doch die routinierte Darbietung wusste die Gäste der an beiden Abenden ausverkauften Veranstaltung zu begeistern. Ein gelungenes Gesamtkunstwerk aus Text, Musik, entspannter Atmosphäre und liebevoller Bewirtung – im umwerfend märchenhaften Barockgartenambiente.