Eichstätt
"LiteraPur"-Lesung von Katja Huber

05.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:04 Uhr

Katja Huber: Autorin und „Zündfunk“-Moderatorin - Foto: Buckl

Eichstätt (DK) Üblicherweise ist ein Autor überzeugt von der Handlung seines Romans, das Publikum manchmal nicht. Anders bei Katja Huber: „Ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht zu konstruiert wirkt“, sagt sie über ihre Prosa.

Doch die Zuhörer am zweiten Abend des Eichstätter Lese-Festivals „LiteraPur13“ können sie überzeugen: „Das kann man doch alles nachvollziehen!“, sagte eine Zuhörerin im Kino des Alten Stadttheaters, wo Huber am Dienstag ihren Roman „Coney Island“ präsentiert hatte. Der unter „Konstruktionsverdacht“ stehende Plot besteht darin, dass der junge David Palm den angesehenen Humanwissenschaftler Professor Steinberg entführt, ein Fachmann für Borderline-Forschung, als der gerade von einem Kongress aus Bayern zurück nach New York kommt. Nur durch das so erwartete Lösegeld, denkt David, könne er die Mittel für die Miete für sich und seine demente Mutter Selma aufbringen. Dass aber Steinberg, der nach Coney Island, New Yorks Vergnügungspark, verschleppt wird, Gefallen an dieser naiven Entführung (und an Davids Mutter Selma) findet, lässt die Kidnapping-Geschichte dann vielleicht doch ein wenig in den Ruch des Konstruierten geraten. Egal: unterhaltsam ist der Roman allemal.

\tDie 1971 in Weilheim geborene Autorin und „Zündfunk“-Moderatorin trägt den Text in einer warmen bayerisch eingefärbten Sprache vor und erklärt Hintergründe zu seiner Entstehung. Sie war schon dreimal in New York, was sie zum Handlungsort und Titel des Buchs motivierte. Darin will sie Verfall und Morbidität von Coney Island darstellen, das heute eher von Losern aufgesucht wird, etwa von russischen Immigrantinnen (hier meldet sich das Slawistik-Studium der Autorin zu Wort). In der europäischen Imagination werde der Park aber noch immer eher mit Glamour und Woody Allen assoziiert.

\tSympathisch offen bekennt sich Katja Huber zu ihrer Naivität: Tatsächlich habe sie bei einem Flug einen Psychologie-Professor kennengelernt, der zum Vorbild Steinberg wurde. Jener Gelehrte sei sogar bereit gewesen, als Romanvorlage zu dienen. Als die Autorin dann aber Originaltitel seiner Aufsätze und Publikationen zitieren wollte, habe er rasch kalte Füße bekommen und einen Rückzieher gemacht: „Da musste ich dann eine Menge im Text ändern.“ Das Publikum im Kinosaal hörte sich solche Anekdötchen schmunzelnd an und applaudierte schließlich freundlich.