Pöttmes
"Lisa hat sich toll erholt"

Bei der 22-Jährigen aus Pöttmes wurden keine neuen Krebszellen entdeckt - Reha wegen Corona verschoben

06.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:35 Uhr
Täglich geht Lisa Hross an die frische Luft. Kontakte muss sie noch mehr als jeder andere meiden, da ihr Immunsystem erst langsam wieder hochgefahren wird. −Foto: Hross

Pöttmes - Die Stimme klingt kräftig und fröhlich.

 

Lisa Hross ist seit rund zehn Wochen wieder zu Hause in Pöttmes, die Strapazen der vergangenen Monate sind ihr am Telefon nicht mehr anzuhören. Das vorläufige Ergebnis der Knochenmarksuntersuchung aus der vergangenen Woche ist gut ausgefallen - es wurden keine neuen Krebszellen entdeckt. Die detaillierte Auswertung steht allerdings noch aus. Eigentlich hätte die Untersuchung genau 100 Tage nach der Operation stattfinden sollen, musste aber aufgrund der Corona-Krise um gut eine Woche verschoben werden.

Im vergangenen Dezember waren der 22-Jährigen, bei der im Herbst eine akute myeloische Leukämie diagnostiziert worden war, Stammzellen ihres Vaters transplantiert worden - gut zwei Wochen nach der Typisierungsaktion in der Schule. Die von Sabine Buchner, Florian Hross und Manfred Graser mit vielen Helfern organisierte Aktion war auf überwältigende Resonanz gestoßen. Weit über den Landkreis Aichach-Friedberg hinaus, unter anderem auch aus Regensburg, Günzburg und Ingolstadt, waren 1452 hilfsbereite Menschen gekommen, um sich typisieren zu lassen und zu spenden.

Insgesamt kamen 91072 Euro zusammen, mit denen nicht nur die 1452 Proben vom Aktionstag, sondern weitere 1140 Typisierungen von Proben, die auf dem Postweg eingegangen waren, bezahlt werden konnten. 3100 Menschen waren es, die sich im Zuge der Typisierungsaktion für Lisa - vor Ort oder per Post - in die Knochenmarksspenderdatei DKMS aufnehmen ließen, wie Brigitte Lehenberger, ehrenamtliche Koordinatorin der DKMS, mitteilt.

Lisa und ihre Familienangehörigen sind immer noch sehr ergriffen und dankbar für die große Anteilnahme der Bevölkerung und natürlich das Engagement der Helfer. Für die junge Frau geht es nun deutlich aufwärts. "Lisa hat sich toll erholt", sagt Mutter Johanna Hross. Das größte Problem sei nun Corona. Die ganze Familie befindet sich in selbstgewählter Quarantäne, um Lisa vor Ansteckung zu schützen. Vater Harald und Bruder Florian arbeiten derzeit im Home-Office.

Immerhin wohnen die Großeltern mit im selben Haus, so dass sie ins Familienleben eingebunden sind. Die Großmutter kocht für alle, gegessen wird gemeinsam. Das Einkaufen erledigen andere Familienangehörige und Freunde. "Sie stellen uns alles vor die Tür, damit wir möglichst wenig Kontakt haben und unbeschadet über die Corona-Krise kommen", erzählt Johanna Hross.

Das Virus hat Lisa auch die Reha erst einmal vermasselt. Eigentlich sollte die 22-Jährige im Mai auf Reha fahren, doch ihr Arzt hat das ausdrücklich verboten, das Risiko einer Ansteckung wäre noch zu gefährlich für Lisa. So geht sie weiterhin jeden Tag spazieren, um fit zu bleiben, wobei der Muskelaufbau sich wohl noch über Monate hinziehen wird.

Eine gute Nachricht hatten die Ärzte am Untersuchungstag vergangene Woche für sie. "Ich habe erfahren, dass ich wieder alles essen darf", freut sich die junge Frau. Bislang durfte sie zum Beispiel nicht am Tisch nachwürzen, denn alle Gewürze mussten abgekocht werden. Jetzt darf Lisa wieder zum Pfefferstreuer greifen. Auch Nüsse waren bisher tabu, Obst und Gemüse durfte sie nur geschält oder gekocht essen und Leitungswasser musste ebenfalls abgekocht werden - sogar zum Zähneputzen.

Das hat aber gut geklappt, erzählt Lisa, die stets eine Thermoskanne mit abgekochtem Wasser bereitstehen hatte. Auch die Anzahl der Tabletten, die sie täglich einnehmen muss, unter anderem, um das Immunsystem herunterzufahren, wurde sukzessive verringert - von anfangs zehn auf derzeit fünf verschiedene. Untersuchungstermine werden seltener und auch die Haare wachsen wieder.

DK