Ingolstadt
Liepolds Plan geht auf

Die Qualifikation für den Ironman Hawaii krönt die Rückkehr der Ingolstädter Triathletin nach ihrer Babypause

23.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:30 Uhr
Laufstreckenrekord beim Ironman im australischen Cairns: Kristin Liepold qualifizierte sich mit einer starken Leistung für die Ironman-WM auf Hawaii. −Foto: privat

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter Triathletin Kristin Liepold hat sich für die Ironman-WM auf Hawaii qualifiziert.

Die 35-Jährige kam beim Ironman Cairns in Australien auf Platz vier und sicherte sich so einen Startplatz für das berühmteste Triathlon-Rennen auf der Langdistanz am 12. Oktober. Für Liepold wird es die fünfte Teilnahme, zum sechsten Mal gelang ihr die Qualifikation für das Profirennen.

Die Qualifikation für Hawaii ist in der Tasche - und das mit einer beeindruckenden Leistung: Liepold benötigte für den Ironman im Norden Australiens 9:02 Stunden und erreichte dabei nicht nur eine persönliche Bestzeit im Radfahren, sondern stellte mit 2:54 Stunden auch noch einen neuen Laufstreckenrekord auf. "Das ist eine Bestätigung für mich und etwas Besonderes, dass ich zeigen konnte, dass man als Mutter auf einem hohen Niveau Leistung erbringen kann", sagte die 35-Jährige. Und es ist der bisher wichtigste Schritt eines Planes, den Kristin Liepold einst im September 2017 aufstellte.

Rückblick: Im Herbst vor zwei Jahren soll der Saisonhöhepunkt am 14. Oktober sein. Liepold, die damals noch Möller heißt, hat ihre gesamte Vorbereitung auf die Ironman-WM auf Hawaii ausgerichtet. Die Verfassung ist gut, einen Platz unter den Top Ten der Welt hat sich die gebürtige Geraerin zum Ziel gesetzt. Alles läuft nach Plan. Doch dann werden die Zeiten in den Trainingseinheiten plötzlich immer schlechter, Liepold fühlt sich schwach und erschöpft. Sie schiebt es auf ihren Leistungssport, doch wenige Tage vor dem geplanten Abflug kommt der wahre Grund ans Licht: Liepold ist in der fünften Woche schwanger.

Die Nachricht stürzt die Athletin in ein Gefühlschaos, doch einen Tag vor dem Abflug entscheidet sich Liepold endgültig für eine Absage. Sie reist dennoch nach Hawaii, erlebt das Rennen aber nur als Zuschauerin, und fliegt am Ende mit dem Gedanken heim, "dass ich wiederkommen will. Ich habe mit Hawaii ja nun noch eine Rechnung offen. "

An diesem Plan hat sich bis heute nichts geändert. An ein mögliches Ende ihrer Triathlon-Karriere hat Liepold nie einen Gedanken verschwendet, auch wenn sich inzwischen sehr viel um Töchterchen Mira dreht. Doch die Ingolstädterin entwickelte schnell einen Plan für die Rückkehr und ließ sich auch dadurch nicht davon abbringen, dass sie ihre Sponsoren aufgrund der Schwangerschaft im Stich ließen.

Anfang März 2019 stieg sie in Neuseeland wieder ins Wettkampfgeschehen ein und kam auf Anhieb auf Platz sieben. Anfang Mai gewann sie trotz Magen-Darm-Problemen den Halbmarathon Ingolstadt und wurde schließlich beim Triathlon im österreichischen St. Pölten auf der Mitteldistanz Fünfte. Der wichtigste Schritt auf dem Weg nach Hawaii erfolgte nun in Cairns. "Schon vor dem Wettkampf hatte ich das Gefühl, dass ich gut drauf und gut vorbereit bin, weil es auch im Training einfach gut lief", erzählt Liepold. "Beim Radfahren und Laufen wusste ich, dass ich gegenüber Neuseeland noch einmal einen Leistungssprung gemacht hatte. Entsprechend motiviert und auch selbstbewusst bin ich in das Rennen gegangen. "

Dort konnte sie beim Radfahren schnell den Anschluss an die Führenden herstellen. "Mit dem Rückenwind vom Fahrradfahren bin ich dann auf die Laufstrecke gegangen", erzählt Liepold. Sie genoss die Atmosphäre im Zentrum der australischen Stadt und schaffte es, zwei ihrer Konkurrentinnen zu überholen. "So wusste ich schon bei der Halbmarathonmarke, dass es mit der Hawaii-Quali klappen wird. Da läuft man dann natürlich schon noch mal viel befreiter", berichtet die 35-Jährige.

Mit der Qualifikation hat sich für Liepold nun ein Traum erfüllt, und es ist auch eine Genugtuung, dass sie zeigen konnte, dass sie nun genauso leistungsfähig ist wie vor der Schwangerschaft - sogar noch mehr. "Ich bin noch stärker zurückgekommen, ich bin im Radfahren und im Laufen definitiv besser", sagt Liepold. Das hat zwei Gründe: Zum einen begleitet die mittlerweile 13 Monate alte Mira ihre Mutter zu jedem Rennen und motiviert sie dann zusätzlich. "Wenn ich sie sehe, ist das schon ein Moment, der mich dann noch einmal antreibt", sagt Liepold. Zum anderen hat sie ihr Training auf ihre Familie abgestimmt und trainiert deshalb zwar etwas weniger, dafür aber umso intensiver und strukturierter. Zwei bis sechs Stunden ackert die Ingolstädterin am Morgen und zur Mittagsschlafenszeit von Mira. "Das funktioniert viel besser. Früher hat mein Körper die Trainingseinheiten manchmal gar nicht mehr angenommen. Heute trainiere ich beim Radfahren mit mehr Kraft und beim Laufen mit einer höheren Geschwindigkeit", sagt die 35-Jährige. "So kann ich im Wettkampf eine höhere Intensität erbringen. "

Bis zum Ironman auf Hawaii will Liepold nun noch vor allem an ihrer Schwimmleistung feilen. "Da muss ich auf jeden Fall noch zulegen", gibt sie zu. Auf dem Weg zu ihrem Traum stehen noch die Rennen in Erlangen Ende Juli und in der estnischen Hauptstadt Tallinn Anfang August auf dem Programm. Auf der Pazifikinsel will sie dann ihr bislang bestes Ergebnis aus dem Jahr 2013 unterbieten: Damals absolvierte sie die 3,86 Kilometer im Wasser, 180 Kilometer auf dem Rad und 42,2 Kilometer auf der abschließenden Marathonstrecke in 9:31:41 Stunden und kam auf Platz 15. "Ich will mein bestes Rennen zeigen, das ich je auf Hawaii gemacht habe", kündigt Liepold an.

Julia Pickl