Lieder aus dem musikalischen Schmelztiegel

06.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:47 Uhr

Drei Sänger und Gitarristen von Format stellten sich beim vierten Songwriter‘s Special in Pfaffenhofen vor (von links): Mckinley Black, C.B. Green und Ian Melrose. - Foto: Hartmuth

Pfaffenhofen (PK) Schon zum vierten Mal hatte der Pfaffenhofener Kulturpreisträger und Popmusiker Clemens Benecke, alias C.B. Green, unter dem Motto Songwriter’s Special in die Galerie Pro Kunst eingeladen. Dass diesmal nicht so viele Besucher wie sonst kamen, lag wohl an dem vor dem Konzert tobenden Unwetter – an den Künstlern jedenfalls nicht. Denn mit Ian Melrose stellte C.B. Green einen renommierten Akustik-Gitarristen vor, der als Solo-Gitarrist, aber auch in verschiedenen Gruppen wie mit der irischen Gruppe Clannad oder mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Blodig durch die Welt tourt.

Melrose stammt aus Schottland und wurde nach Auftritten in englischen und schottischen Clubs 1981 in Berlin heimisch. Sein erstes unvergessliches Erlebnis in Deutschland habe er beim Schüleraustausch gehabt, erzählte der Künstler bei der lockeren "Talkshow" in der Galerie. Als seinen "ersten deutschen Kulturschock", bezeichnete er, als er in der Gastfamilie erstmals Pumpernickel-Brot gesehen und für einen Topfuntersetzter gehalten habe. Für ihn Anlass genug, einen fantastisch-entspannten Pumpernickel-Blues zu entwickeln. Mittlerweile hat sich Melrose in Berlin bestens eingelebt, wie er weiter erzählte. Berlin ist für ihn "ein Schmelztiegel welt-musikalischer Kulturen", die ihn zum Beispiel zum derzeitigen CD-Projekt "Around the Corner in 80 Minutes" inspiriert. Aus der musikalischen Reise um die ganze Welt spielte der Fingerstyle-Virtuose ein von afrikanischer Musik beeinflusstes Stück in atemberaubendem Tempo, mit wilden lauten Parts mit schwierigen Rhythmen, aber auch leisen Flageolett-Folgen.

Enorme Fingerakrobatik war auch bei seinem fetzigen Boogie-Woogie "Fingerpickers have more fun" angesagt. Immer wieder zieht es Melrose aber zu ruhigen, meditativen Melodien hin: zum lässigen Blues wie bei "Hanging there", zu dem er ebenso relaxt singt, dem langsamen "The Music of Spey" mit vielen Verzierungen und Rhythmusverschiebungen – eine Reise in schottische Traumlandschaften – oder sein Wellness- und Lieblingsstück "Piper on the Hob", ein anfangs ruhig plätschernder Bach, der sich zu einem wilden Fluss steigert.

Voller Energie und Lebenskraft steckt auch C.B. Greens zweiter Gast, die amerikanische Songwriterin Mckinley Black. Seit vielen Jahren lebt sie in Berlin. In Amerika hatte sie als Chefsekretärin gearbeitet, merkte aber nach dem frühen Tod ihrer Mutter, dass dies nicht ihr Weg war. Offen erzählt und singt sie über ihre Gratwanderung: In "Water Line" spiegeln sich ihre Stimmungen überzeugend wider, melancholisch sanft und weich ihre Sehnsucht, Trauer und Schmerz schreit sie ausdrucksstark mit ihrer klaren, kräftigen Stimme heraus. "Musik ist für mich eine Therapie" sagt sie.

Für ihre künstlerische Entwicklung sei das Leben in Deutschland sehr wichtig. Eine lange Freundschaft verbindet sie mit C.B. Green, was man bei den gelungenen zweistimmigen Passagen wie bei "Gonna get away" merkte. Ihre große stimmliche und emotionale Bandbreite und ihr Talent zum Entertainment zeigte Mckinley Black auch in "Bailihno da Maria", ein Folk-Song, den sie ihrer Mutter und ihrer Oma gewidmet hat.

In verschiedene Musikwelten entführte auch C.B. Green die Zuhörer mit seinen Songs, die er je nach Stimmung virtuos mit den Fingern zupfend oder wie Mckinley Black mit dem Plektrum auf der Gitarre begleitet. Seine Stimme variiert von warm und hell bei den langsamen Songs wie "You and me" zu rockigen, stark rhythmischen Stücken wie "You are not the same".

Für die Zuhörer bot das Konzert insgesamt ein breites Spektrum an musikalischen Eindrücken auf hohem Niveau. So gab es zu Recht immer wieder begeisterte Zwischenrufe und langen Applaus. Zum Vormerken: Das nächste Songwriter’s Special findet am 18. September mit Martin Kälberer sowie Mara & David aus Dresden statt.