Neuburg
Liebenswerte Ehetrottel

26.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:34 Uhr

Raffinierte Frauenzimmer: Um ihre Ehe lebendig zu halten, lassen sich Constanza (Yvonne Steiner, links) und Bellinda (Annika Liljenroth) allerlei Tricks einfallen.

Neuburg (DK) Einmal nur fällt der treue Ehemann Dottore Procopio Fracci (Michael Hoffmann) aus der Rolle. Er will schreien vor Wut über die Schwindeleien seiner lebenslustigen Ehefrau Constanza. Die Musik verstummt, der Dottore öffnet weit den Mund, das Gesicht vor Entsetzen verzerrt.

Aber er bringt keinen Laut heraus. Das Orchester setzt wieder ein, als wäre nichts geschehen – und Procopio besinnt sich eines Besseren, erkennt, was für ein Glücksgriff Constanza doch ist und versöhnt sich mit ihr.

In der Tat: Vor Wut könnte man sich manchmal in den Bauch beißen, wenn man die gerissenen Ehefrauen, Constanza und Belinda, ansieht. Denn beide haben es faustdick hinter den Ohren. Ihren Männern spielen sie raffiniert etwas vor – um sie zu erziehen oder um ihr Eheglück nicht zu gefährden. Ihre tatsächlichen Absichten verbergen die Schönen allerdings wohlweislich. Der Titel der Oper ist also nichts anderes als ein Ratschlag zum Eheglück: „Männer! Augen auf!“ Eure Frauen sind ganz anders als ihr denkt. Ein großes Schild mit dem appellierenden Operntitel, das von Zeit zu Zeit aus dem Bühnenhimmel heruntergleitet, weist auf die Moral der Geschichte immer wieder hin.

Die launige Opera buffa von Michele Enrico Carafa ging nun in deutscher Erstaufführung in der Regie von Horst Vladar über die Bühne des Stadttheaters Neuburg. Das Publikum war im höchsten Maße amüsiert und spendete kaum enden wollenden Beifall.

In der 1815 uraufgeführten Oper geht es um die kleinen Ehekrisen der Geschwister Procopio und Riccardo Fracci. Riccardos Frau Bellinda ist lebenslustig und lässt sich vor den Augen ihres Mannes von Verehrern umwerben. Procopios Frau Constanza ist das genaue Gegenteil: Sie klammert wie ein Äffchen an ihrem Mann.

Erst dem lebenserfahrenen Onkel Antonio gelingt es, die getrübte Wahrnehmung der beiden liebenswerten Ehetrottel wieder ins Lot zu bringen. Unter dem Vorwand, sie müssten eilig vereisen, können die beiden ihre Ehefrauen einmal ungestört beobachten. Und siehe da: Constanza ist keineswegs nur auf ihren Mann fixiert, während Bellinda sich für ihren Verehrer eigentlich gar nicht interessiert, sondern nur Riccardo von seiner krankhaften Eifersucht heilen möchte.

Vladar, der auch die Sprecherrolle des Antonio übernommen hat, inszenierte die Oper mit leichter Hand im sonnigen, farbenfrohen Bühnenbild von Ulrich Hüstebeck. Die Sänger machten besonders schauspielerisch ihre Sache sehr gut, stimmlich konnten besonders Yvonne Steiner als Constanza, Michael Hoffmann als Procopio und Joachim Herrmann als Riccardo überzeugen. Alois Rottenaicher dirigierte den Akademischen Orchesterverband München souverän, besonders die vielen instrumentalen Soli, etwa die Partie der Solobratsche, wurden mit viel Geschick musiziert.

Ziemlich konsterniert beobachtete übrigens das Dienstmädchen Marietta (Elzbeta Laabs) die skurrilen Szenen einer Ehe. Nach all den Irrungen und Wirrungen ist sie am Ende allerdings viel klüger geworden – und verändert sich nun beruflich. Mit einem Schild wirbt sie: „Neu. Eheberatung Marietta.“