Kipfenberg
Liebe zwischen Himmel und Ofen

Theatergruppe Kipfenberg begeisterte bei fünf Aufführungen über 800 Zuschauer

06.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:19 Uhr
Lustige Darbietung mit vielen lokalen Bezügen: Das Brauthaus, in dem sich wahre Familiendramen abspielen, ist laut Straßenschild in den Geißberg 5 verlegt - direkt neben das Pfarrhaus. −Foto: Graf

Kipfenberg (EK) Zwar geht es in vielen Theaterstücken um die Liebe, aber wenn sich sogar ein Teufelsanwärter in einen Engel verschaut, dann muss schon etwas ganz Besonderes passiert sein.

So geschehen im Kulturzentrum Krone in Kipfenberg, wo die hiesige Theatergruppe am Sonntag zum letzten Mal ihr Stück "Eine himmlische Beförderung" von Wolfgang Bräutigam präsentierte.

Dabei konnte die Theatergruppe, bei der in diesem Jahr der Trachtenverein als Veranstalter auftrat, ihren Erfolg aus den Vorjahren wiederholen: Alle fünf Aufführungen waren ausverkauft, und so haben letztendlich über 800 Zuschauer das Stück gesehen.

Die Haupthandlung des Stücks ist schnell erzählt: Die Hochzeitsvorbereitungen im Hause Weismann laufen auf Hochtouren. Tochter Yvonne (gespielt von Melanie Hüller) kommt zum Heiraten in die Heimatstadt zurück und bringt ihren zukünftigen Ehemann Klaus-Dieter (Dominik Kerl) erstmals mit ins Elternhaus. In ihrer Vorfreude ist Mama Erika (Gisela Ostermeier) von früh bis spät am Organisieren - vom Hochzeitskleid bis zum Festmahl im Wirtshaus. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Nachbarin Hilde (Conny König). Was sie nicht wissen: Vater Albert (Albert Kerl) plant zusammen mit dem Nachbarn Heinz (Christian Forster) den Grundstückskauf und den Neubau eines Mehrfamilienhauses, wozu er die Mitgift seines geldigen Schwiegersohnes braucht.

In diese Vorbereitungen platzt Diavolo (Florian Hackner), ein junger Teufel, der nur noch eine schlechte Tat braucht, um endlich echte Hörnchen zu erhalten, und der sich mit seinem Umhang unsichtbar machen kann. Er wird deshalb von des Teufels Großmutter (Manuela Überall) auf die Erde hochgebracht. Diavolo muss die Hochzeit verhindern und gibt sich deshalb als Trauzeuge und Bräutigam aus, macht sich als Liebhaber gleichzeitig an die Trauzeugin Nadine (Carina Schimmer) und den Trauzeugen Gerd (Tobias Obermeier) heran und durchkreuzt die finanziellen Träume des Brautvaters. Dadurch entstehen Eifersucht, falsche Verdächtigungen und Irritationen, nicht nur bei Brautmutter Faber (Monika Schermer). Als sich dann auch noch ein Engelchen (Bettine Neumeyer) einmischt, um mit seinem Harmoniepulver für Versöhnung zu sorgen, bricht das komplette Gefühlschaos aus - denn nun verstehen sich leider die falschen Personen zu gut.

Auch in diesem Jahr ist es der Theatergruppe Kipfenberg wieder gelungen, die Lachmuskeln der Zuschauer nahezu im Minutentakt zu malträtieren - und wenn man nicht nach der Aufführung auf die Uhr gesehen hätte, hätte man nicht glauben können, dass schon drei Stunden vergangen waren. Einen großen Anteil an den produzierten Lachsalven haben freilich auch die vielen lokalen Anspielungen: So wird das gewünschte Bauprojekt - wohl nicht ganz ohne Realbezug - in die Bachgasse verlegt und das Brauthaus, in dem sich wahre Familiendramen abspielen, ist laut Straßenschild in den Geißberg 5 verlegt - ob sich die Theatermacher aber wohl dessen bewusst waren, dass sich direkt daneben das Pfarrhaus befindet? Böse kann es auf jeden Fall nicht gemeint sein, denn der Pfarrer kommt im Stück gut weg. Auch so einige Geschäftsleute und Gemeinderäte finden Erwähnung - und ernten Lacher. Apropos Gemeinderat: Selbst der Teufelsazubi will erkannt haben: "Das Fegefeuer ist fast so schlimm wie eine Marktgemeinderatssitzung in Kipfenberg". Von derartigen Anspielungen hätte man sich durchaus noch mehr gewünscht. Viele Aussagen freilich wirken auch dadurch fast noch komischer, wenn man die realen Personen hinter den Schauspielern kennt. Und ob das Furzkissen, das man dem Nachwuchsteufel unterjubelte, wirklich zum geplanten Ablauf gehörte oder vielleicht doch nur ein zusätzliches Witzchen innerhalb der letzten Aufführung war, konnte am Sonntagabend nicht mehr zweifelsfrei geklärt werden. Aber auch Anspielungen der allgemeinem Art durften in Kipfenberg nicht fehlen: So bekamen auch Donald Trump und die Deutschland-SPD, denen man am liebsten den Heiligen Geist als neuen Vorsitzenden empfahl, ihr Fett ab. Und auch die Großmutter des Teufels gibt gleich zu Beginn des Stücks unumwunden zu: "Wir wollen den Menschen schon zu Lebzeiten das Leben zur Hölle machen. Daher hat mein Enkel das Internet erfunden. "

Gratulieren kann man der Theatergruppe auf jeden Fall dazu, dass sie es geschafft hat, einerseits mit der gewohnten Stammtruppe aufzutreten, aber gleichzeitig auch drei junge Schauspieler neu zu integrieren. Um die Zukunft des Kipfenberger Theaters braucht man sich also keine Sorgen zu machen.

Alles in allem war die Kipfenberger Aufführung aber ein klares Bekenntnis zur Liebe. Auch wenn es über weite Teile des Stücks mehr nach einem Krieg zwischen den Geschlechtern aussah und sich gegenseitige Vorhaltungen scheinbar minütlich abwechselten mit Lügen und bösartigen Witzen ("Einen unverheirateten Mann nennt man ledig, einen verheirateten erledigt"), so siegte letztendlich doch die Liebe - und zwar nicht nur aufgrund des Harmoniepulvers, das ja nur eine Wirkzeit von einer Stunde besitzen soll.

In den Akt der Nächstenliebe passt dann letztendlich auch eine Geste der Schauspieler: Normalerweise bekommen die Damen am Ende Blümchen und die Herren ein Schnäpschen - seit vergangenem Jahr jedoch verzichten sie darauf und spenden das Geld lieber. Heuer darf sich der Hort Kipfenberg freuen.

Andreas Graf