Pfaffenhofen
"Liebe Grüße von Gott"

Mit ihren Tischvätern bereiten sich Reichertshausener Kinder auf ihre Erstkommunion vor

21.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:05 Uhr
Ein Netz aus Wolle haben die Kinder gebildet und ihre Gemeinschaft gestärkt. −Foto: privat

Reichertshausen (PK) Auf das Festessen freuen sie sich am meisten und darauf, endlich auch die Hostie zu empfangen. Am Sonntag, 26. Mai, ist es soweit: Zwölf Kinder werden mit Pfarrer Georg Martin in Reichertshausen unter dem Motto "Jesus segnet uns" ihre erste Kommunion feiern. Seit Wochen bereiten sie sich auf den großen Tag vor, joggen während der Beichte auch mal mit dem Pfarrer um die Kirche.

Auf ihrem Weg werden sie von Tischmüttern begleitet oder in diesem Fall: Tischvätern. Sechs Kinder betreuen Lothar Schindler und Markus Müller, darunter auch deren Töchter Marlena Schindler und Mia Müller. Dass es in vielen Gemeinden noch recht ungewöhnlich sei, dass Männer die Aufgabe übernehmen, sei ihm schon zu Ohren gekommen, meint Lothar Schindler, dabei übernimmt er die Aufgabe schon zum zweiten Mal. Er sagt: " Ich will die Kinder vorbereiten, einen Bezug zum Glauben und ein Bewusstsein für die wichtigen Dinge schaffen." Für Markus Müller ist seine Tochter das erste Kind, das die Kommunion bekommt.

Schindler und Müller sind beide Väter von drei Kindern und jeweils mit evangelischen Frauen verheiratet. "Wir haben uns aber entschieden, die Kinder katholisch zu erziehen", erzählt Müller. "Ich habe aus Überzeugung die Aufgabe übernommen, Tischpapa zu sein. Ich wollte die Kinder gerne auf ihrem Weg zur Kommunion begleiten."

Die Zeit sei eine Bereicherung für ihn gewesen, auch, dass er mehr Zeit mit seiner Tochter verbingen konnte. "Für Mia war das, glaube ich, auch etwas Schönes, die hat sich sehr gefreut, dass ich Tischpapa war." Mia stimmt zu, genauso wie Marlena. Dass ihre Väter die Kommunionsvorbereitung übernommen haben, hat den Mädchen gefallen.

Markus Müller ist Industrie-Versicherungsmakler, studiert nebenbei Wirtschaftsrecht. Lothar Schindler arbeitet im Produktmanagement in der IT-Branche. Die Organisation neben dem Beruf zu meistern, sei nicht immer ganz einfach gewesen, meint Lothar Schindler: "Aber wir wurden von der Gemeinde dabei unterstützt und außerdem mit Unterlagen versorgt." Vor der Kommunion gab es insgesamt acht Gruppenstunden zur Vorbereitung, drei Weggottesdienste und sogar die nachträgliche Taufe eines Mädchens aus der anderen Kommunionsvorbereitungsgruppe.

Vor der ersten Kommunion stand aber auch die erste Beichte an: "Dass alle Kinder da recht aufgeregt waren, das hat man schon gemerkt", meint Markus Müller. Julian Schmid sagt zum Beispiel: "Ich war schon nervös vor der Beichte, aber der Pfarrer war sehr nett." Georg Martin hat sich etwas Besonderes einfallen lassen und auf den Beichtstuhl verzichtet. "Wir sind zum Beichten um die Kirche gegangen, ich bin mit dem Pfarrer sogar drum herum gejoggt", erzählt Marlena Schindler. "Manche haben nur eine Runde gebraucht, andere mehrere", meint Tischvater Markus Müller. Die "Sünden" haben sie dann auf Zettel geschrieben, in einem Lagerfeuer verbrannt und Stockbrot gegessen.

Zwischendrin gab es einmal ein Paket mit "Post von Gott". Darin haben die Kinder unter anderem ein Gebet gefunden, das "Vater unser", eine Lämmchen-Figur und eine kleine Botschaft: "Liebe Grüße von Gott". Aber auch die Kinder haben Briefe geschickt mit Danksagungen: "Danke für die Welt", "Danke für das leckere Essen" oder "Danke für die schöne Sonne".

In den Gruppenstunden nähern sich die Kinder den Werten ihres Glaubens an. Immer wieder befassen sie sich spielerisch mit Gemeinschaft, beim Basteln eines gemeinsamen Plakats für die Kirche zum Beispiel. Sie basteln einen Weinstock als Sinnbild, um "Teil von Jesus" zu sein: Die Ranke symbolisiert Jesus, die Kinder bilden mit Fotos die Trauben. Zu Beginn haben sie mit einem Wollknäuel, das sie sich gegenseitig zugeworfen haben, ein Netz gebildet. Außerdem haben die Kinder zusammen eine Gruppenkerze, ihre Kommunionskerzen und ein Puzzle gebastelt. Das Teilen haben sie beim Brotbacken gelernt: "Jeder hat ein Stück bekommen und es mit zu seiner Familie genommen", erzählt Mia Müller.

Jetzt sind die Kinder bereit für ihre erste Kommunion. Am vergangenen Sonntag haben sie nochmal gemeinsam Bilanz gezogen und ein Plakat mit Fotos von allen Stationen beklebt. Für Markus Müller eine der schönsten Gruppenstunden: "Es ist ein toller Abschluss, nochmal die Reise nachzuvollziehen, mit der man die Kinder zur Kommunion hingeführt hat. Die sind eine richtige Gemeinschaft geworden und ganz begeistert. Es ist sehr schön, wenn man das mit den Fotos nun Schwarz, beziehungsweise Bunt auf Weiß sieht."

 

Laura Csapó