Kann
Liebe auf Zickzackkurs

Roadmovie in die Vergangenheit und Zukunft

26.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

Kann das gut gehen? Eine 17-Jährige und ein 74-Jähriger gemeinsam im Wohnmobil auf dem Weg nach Süden. Sie auf der Suche nach ihrem Freund, der mit einer anderen nach Südfrankreich gefahren ist. Er auf dem Weg in die Vergangenheit. Kennengelernt haben sich Viebke und Langhans im Altersheim, wo Viebke wegen eines Autodiebstahls Sozialstunden ableisten musste.

Langhans war dort nach dem Tod seiner Frau eingezogen. Nun bilden sie ein eigenwilliges Reiseduo. Denn beide, Charlotte Viebke Sand – so lautet ihr vollständiger Name – und Hans Langhans haben ihre eigene, ja auch festgefahrene Sicht auf das Leben. Zunächst haben sie nur geografisch dasselbe Ziel – Toulouse. Doch das ändert sich allmählich in diesem als All-Age-Roadmovie der Kinder- und Jugendbuchautorin Karin Bruder.

Tatsächlich streiten die beiden viel. Doch lernen sie dabei auch voneinander und entwickeln sich: Dass es ein schwieriges Heranwachsen ist, wenn die eigene Mutter auf die Frage nach dem Vater hartnäckig schweigt. Und dass das Leben im Hier und Jetzt auch von einer lang zurückliegenden Vergangenheit bestimmt wird. So erkennt Viebke, wie Langhans noch immer von seiner großen Liebe, seiner ersten Frau Henny, erfüllt ist, die als Widerstandskämpferin von den Nazis 1944 hingerichtet wurde. Seine Erzählungen aus der Kindheit und Jugend in Siebenbürgen, von wo er flüchtete, über Frankreich bis nach Spanien kam, spannen den Unterschied zwischen dem Erwachsenwerden heute und in den 20er und 30er Jahren auf. Und doch weist das tief ins menschliche Herz, das zu allen Zeiten sehr gleich ist.

Das alles wird überzeugend und poetisch erzählt, in Dialogen und Rückblenden. Einzig die eingeschobenen Tagebucheinträge Hennys aus der Zeit der Resistance wirken verwirrend. Zumindest für jüngere Leser, denen ähnlich wie Viebke das Geschichtswissen fehlt.

Karin Bruder: Asphaltsommer. 318 Seiten, dtv, Reihe Hanser, 12,95 Euro.