Bertoldsheim
Letztlich bleibt es eine politische Entscheidung

Beim runden Tisch zum geplanten Donauflutpolder Bertoldsheim macht sich Ernüchterung breit

22.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:01 Uhr

"Zum Solidaritätsprinzip gehört auch, nicht alles an einem Ort zu machen": Landrat Roland Weigert im Gespräch mit den Demonstranten gegen den Donauflutpolder Bertoldsheim. - Foto: Schanz

Bertoldsheim (szs) Kommt der umstrittene Donauflutpolder bei Bertoldsheim? Und wenn ja: in welchem Umfang und auf welcher Seite des Flusses? Letztlich bleibt es eine politische Entscheidung im Bayerischen Umweltministerium. Das wurde gestern beim runden Tisch im Gasthaus Schlamp klar.

Zwar versicherte der Leiter des federführenden Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt, Christian Leeb, die runden Tische seien "keine Alibiveranstaltung", doch die Entscheidungen würden in der Politik erfolgen.

Landrat Roland Weigert machte bereits im Vorfeld im Gespräch mit einigen Demonstranten gegen den Flutpolder klar, wie er die Sache sieht. "Da wird im Ministerium eine Linie eingeschlagen und die wird knallhart gefahren", sagte er den Bürgern aus Bertoldsheim, die mit ihren Transparenten vor dem Gasthaus standen. Mit dem Polder Riedensheim, der bereits gebaut wird, und der natürlichen Engstelle mit Rückstau bei Stepperg leiste die Gemeinde Rennertshofen bereits viel für den Hochwasserschutz. Nun seien andere dran. "Was man in München bisher nicht beachtet ist: Zum Solidaritätsprinzip gehört auch, nicht alles an einem Ort zu machen", sagte Weigert. "Es kann nicht sein, dass wir das Auffangbecken für ganz Bayern sind", schimpfte der Anwohner Harald Dürl. Ähnlich sagte es Bürgermeister Georg Hirschbeck in seiner Begrüßungsrede: "Wir wollen keinen zweiten Polder bei uns. Was wir brauchen, ist ein Hochwasserschutz für Stepperg und Hatzenhofen."

Dazu erklärte Leeb später, bis auf Stepperg und Hatzenhofen gebe es im Hoheitsbereich des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt überall Schutz vor hunderjährlichen Hochwassern. "Die fehlenden Punkte gehen wir auch an, damit wir das zügig haben."

Und noch eine wichtige Botschaft zum Polder verkündete Leeb: "Wir haben vom Ministerium den Auftrag, für die nördliche und die südliche Variante Grundwassermodelle zu untersuchen." Im kommenden Jahr soll der Auftrag an ein Ingenieurbüro vergeben werden.

Der eigentliche runde Tisch brachte wenig neues. Es tat der Debatte nicht gut, dass das Ingenieurbüro SKI ein Zwischenergebnis zur Analyse der drei Poldervarianten - Nord, Süd und kleine Südoption - vorstellte. Auswirkungen auf die Landwirtschaft, auf die Natur, auf die Anwohner: Alle möglichen Kriterien wurden unterschiedlich gewichtet. Doch dadurch, dass die wichtigsten Parameter, nämlich die Auswirkungen auf das Hochwasser, fehlten, war der Informationsgehalt des Referats gleich null. Nur das Konfliktpotenzial im Saal stieg weiter.

Stefan Kanne von RMD Consult berichtete, was bei einer hydraulischen Untersuchung der sogenannten Bernerschen Variante - mit Damm bei Burgheim - herausgekommen ist: Die Option ist demnach hydraulisch machbar. Wie die größere Südvariante hat sie aber einen großen Nachteil: Je mehr Hochwasser kommt, desto weniger hält der Polder zurück. Denn im Süden sind die Felder ja ohnehin schon überschwemmt. Alles wartet nun auf die Grundwasseruntersuchungen. "Das könnte ein echtes KO-Kriterium für das ganze Vorhaben sein", sagte Leeb.