Pfaffenhofen
Letzte Ruhe unter Bäumen

Stadtwerke legen Platz für 150 neue Naturgräber an Der Trend geht immer mehr zur Urne

04.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:27 Uhr

Kreisförmig sind die rund 68 Naturgräber auf dem Pfaffenhofener Friedhof angelegt. - Foto: Brenner

Pfaffenhofen (SZ) Die Lieben in der Natur begraben, unter einem Baum, der Schatten spendet - das wünschen sich immer mehr Menschen, sagt Elizabeth Saumer von den Stadtwerken Pfaffenhofen. "Wegen der hohen Nachfrage haben wir uns entschlossen, weitere Baumgräber anzulegen."

Bisher sind schon 68 Naturgräber belegt, rund 80 stehen noch zur Verfügung. Die Friedhofsmitarbeiter haben nun sechs Haselbäume, zwei schwarze Erlen, eine weiße Erle, zwei Silberweiden und eine Bergulme gepflanzt. In der Voraussicht, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis die Pflanzen groß genug sind. Dann werden sie für 150 Gräber Platz bieten. "Natürlich sollen sie stattlich aussehen", sagt Saumer. Schließlich soll der Ort der Trauer würdevoll sein. "Wir werden sogar noch weitere Gräber anlegen."

Denn für die Feuerbestattung entscheiden sich immer mehr Menschen. Das bestätigt auch der Pfaffenhofener Bestatter Alfred Pfefferler. Das liege sicher auch teilweise an den Friedhofsgebühren, die für die Erdbestattung anfielen. "In München sind das beispielsweise teils immense Kosten", so Pfefferler.

Allein bei den Stadtwerken spiegelt sich der Trend zur Urne im vergangenen Jahr klar in den Zahlen wider. So gab es 124 Erd- und 75 Urnenbestattungen - bei 20 davon wurden Baumgräber in Anspruch genommen. "Der Trend wird auch immer minimalistischer bei den Urnen", so Saumer. Sie sieht es als Zeichen, dass die Menschen sich immer mehr auf das Wesentliche besinnen.

Die Stadtwerke führen den Trend auch noch auf etwas anderes zurück: "Bäume haben eine besondere Symbolkraft", heißt es - "zum Beispiel der Weihnachts- oder der Maibaum".

Bereits 2013 hat die Pfaffenhofener SPD-Fraktion einen Friedwald im Stadtrat zur Diskussion gestellt. In Gesprächen mit den Bürgern sei die Möglichkeit der Baumbestattung diskutiert worden. "Aufgrund der durchwegs positiven Resonanz", so Fraktionssprecher Markus Käser, sei der Antrag gestellt worden.

Für eine Baumbestattung werden die Verstorbenen zuerst im Krematorium eingeäschert. Ihre sterblichen Überreste kommen dann in spezielle Urnen, die von der Natur schnell abgebaut werden können. Diese Urnen setzt man unter dem Wurzelwerk der Bäume bei. Eine kleine helle Grabplatte zu Füßen der Bäume erinnert an die Toten. Diese Platte kann beschriftet werden. Für das Ablegen von Blumen und Kerzen gibt es einen Gedenkstein. Wie die Angehörigen die Beisetzung gestalten wollen, bleibt ihnen selbst überlassen.

Besonders beliebt, so Saumer, sind Baumgräber bei Angehörige, die nicht am Wohnort des Verstorbenen leben, denn: "Sie müssen nicht regelmäßig gepflegt werden."

Auch die Kosten dürften für einige Menschen ein Argument sein. Für eine letzte Ruhestätte unter einem Baum belaufen sich nach Angaben der Stadtwerke bei einer Ruhefrist von zehn Jahren die Gebühren auf 690 Euro. Darin enthalten sind das Grabrecht mit Grabplatte, das Setzen der Platte, die Pflege sowie ein Anteil für einen zentralen Gedenkstein. Bei einer Erdbestattung kommen allein für den Sarg schon hohe Kosten auf die Angehörigen zu. Dazu kommt laut der Friedhofsgebührenordnung die Grabgebühr von mindestens 880 Euro für Einzelgräber sowie 810 Euro Bestattungsgebühr. Bei einer Urnenbestattung beträgt letztere 112 Euro.