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Kunstverein löst sich auf - Ausstellung "Neuneinhalb" blickt in Hilpoltsteiner Residenz auf gemeinsames Schaffen zurück

28.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:24 Uhr
Bei der Jahresausstellung "Neuneinhalb" des Kunstvereins Facetten in der Hilpoltsteiner Residenz stellt die Vorsitzende Ursula Rössner die zehn ausstellenden Künstlerinnen vor. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Die traurige Nachricht ist erst zum Schluss gekommen: Die Jahresausstellung "Neuneinhalb" in der Hilpoltstein Residenz ist die Abschiedsausstellung des Kunstvereins Facetten, denn die Facetten lösen sich auf.

Bürgermeister Markus Mahl freute sich, dass trotz hochsommerlicher Temperaturen so viele Kunstinteressierte zur Vernissage gekommen waren. Er wies darauf hin, dass der Kunstverein Facetten bereits 2014 zu Gast in der Hilpoltsteiner Residenz gewesen sei. Das galt auch für das Musik-Duo Rannsaich, das ebenfalls schon 2014 mit keltischer Harfe und Slide-Gitarre seinen unverwechselbaren Sound zu einer Jahresausstellung beigetragen hat.


Ursula Rössner aus Wendelstein, die Vorsitzende der Facetten, freute sich, dass man in der Residenz wieder einen "hochspannenden Ausstellungsraum" für die Jahresausstellung "Neuneinhalb" erhalten habe. "Der Ausstellungstitel ,Neuneinhalb' ist eine unrunde Zahl, um ein kleines Jubiläum zu feiern", sagte sie, "neuneinhalb Jahre ist es her, dass sich Künstlerinnen aus dem Landkreis und der Region zur Vereinsgründung entschlossen haben. "

Rössner wies darauf hin, dass der Kunstverein viele Sparten abdecke. Das gehe von der Malerei, der Bildhauerei, der Objektkunst, der Zeichnung, der Töpferei, der Textilkunst, der Kalligraphie und der Glaskunst bis hin zum Mode-Design: "Wir decken alle Facetten ab". Mit viel Enthusiasmus habe man im September 2010 den Verein aus der Taufe gehoben. 2012 habe man die erste Jahresaustellung im Rother Seckendorff-Schlösschen veranstaltet, 2013 gab es eine Jahresausstellung im Rathausaal in Wendelstein, 2014 in der Hilpoltsteiner Residenz, 2015 in der Kunstschranne Weißenburg, 2016 im Rathaus Rednitzhembach, 2017 in der Galerie Gaswerk in Schwabach und 2018 erneut in Weißenburg. "Alle Jahresausstellungen waren begleitet von Führungen, Lesungen und Mitmach-Aktionen", berichtete Rössner.

Mit der aktuellen Jahresausstellung blicken die Künstlerinnen auf ihr gemeinsames kreatives Schaffen seit der Gründung zurück. Behutsam hat man dafür besonders ausdrucksstarke Exponate ausgewählt, um neuneinhalb Jahre eindrucksvoll abzubilden. Ursula Rössner stellte jede Künstlerin kurz vor. Die gebürtige Rothauracherin Gerda Nachtrab hat 2001 die Kalligraphie entdeckt. Sie liebt die Welt der Buchstaben und arbeitet mit Feder und Tinte. Gerda Spatz aus Schwabach folgt den Spuren des Menschen in Raum und Zeit. Ihre Vorliebe gilt den Acrylfarben. Sie fertigt aber auch Zeichnungen und Druckgraphiken an, die sie mit Blattgold kombiniert. Renate Mühlöder aus Roth arbeitet mit Tonmasse und Tonerde. Ihre Werke spielen mit verschiedenen Arten der Oberflächenbehandlung. Als Gründungsmitglied der Facetten ist Mühlöder seit 2005 stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins.

Ursula Rössner lebt in Wendelstein. Sie versucht den Meistern vergangener Jahrhunderte auf die Spur zu kommen. Collagenartig und surreal verwirklicht sie ihre Konzeptideen.

Gitti Warneck aus Roth hat viel Lust am Experimentieren. Ihre kreative Spielfreude zeigt sie in Arbeiten und Skulpturen mit verschiedenen Stoffarten, Wollspänen und sogar mit Sand. Sabine Weigand aus Abenberg liebt den Rausch der Farben. Sie bevorzugt Aquarelle, Acrylfarben oder arbeitet in Mixed-Media-Technik, stellt Collagen her und setzt Blattgold ein. Justine Netter aus Heideck hat eine fundierte handwerkliche Ausbildung absolviert. Sie restauriert antike Möbel, arbeitet mit Naturmaterialien, Papier, Holz, Kreide und Schellack. Heidi Tränkler aus Georgensgmünd ist der Faszination der Seide erlegen. Sie hat sich ganz der Seidenmalerei verschrieben und verwendet echte französische Seidenmalfarben. Die Künstlerin ist Mitbegründerin des Kunstvereins und fungiert als Kassiererin und Schriftführerin. Mea Brunhilde Übler aus Burgthann fertigt Glasperlen und kraftvollen Schmuck am Gas. Christine von Stengel aus Schwabach näht seit 2008 in einem eigenen Atelier und sammelt Stoffe mit prachtvollen Farben und Mustern.

Insgesamt sind 92 Werkezu sehen. "Und jedem Abschied wohnt ein Zauber inne" zitierte Ursula Rössner am Schluss den Schriftsteller Hermann Hesse. Bei aller Wehmut über die Auflösung des Kunstvereins wissen die Kunstliebhaber im Landkreis, dass die Künstlerinnen einzeln weiterarbeiten.

 

Mode auf Rädern an jedem Samstag

Geöffnet ist die Ausstellung "Neuneinhalb" des Kunstvereins Facetten montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr, freitags von 9 bis 15 Uhr und samstags von 10 bis 17 Uhr in der Hilpoltsteiner Residenz An allen Samstagen gibt es von 14 bis 17 Uhr "Mode auf Rädern" von Christine von Stengel und die Möglichkeit zum Austausch mit einzelnen Künstlerinnen.Die Jahresausstellung ist bis zum 14. September zu sehen. ub