Pfaffenhofen
Lernen via Skype

Intakt Pfaffenhofen berichtet: Online-Musikunterricht und seine Tücken

25.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:40 Uhr
Daumen hoch für den Online-Musikunterricht: Tom Rothbucher versucht seinen Schülern am anderen Ende der Leitung, das Gitarrespielen aus der Ferne zu vermitteln. −Foto: Intakt

Pfaffenhofen - Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkungen lähmen das öffentliche Leben zwar kräftig - aber trotzdem wollen (und müssen) nicht alle Bürger im Landkreis Pfaffenhofen auf ihr Hobby verzichten.

Mit Fußballspielen können sich die Kinder in den Corona-Ferien definitiv nicht die Zeit vertreiben. Das Musizieren ist aber gut möglich. Und sogar Musikunterricht kann stattfinden - wenngleich unter veränderten Voraussetzungen und im Online-Modus, so wie ihn beispielsweise das Pfaffenhofener Intakt-Musikinstitut anbietet.

"Wir haben unseren Unterricht weitestgehend auf online umgestellt - und die meisten Schüler beziehungsweise Eltern machen ganz gut mit", verrät Schulleiter Michael Herrmann. "Das ist zwar nicht vergleichbar mit Face-to-Face-Unterricht, aber ein ganz vernünftiger Ersatz", fügt er an. Gewisse Probleme bleiben da nicht aus. "Aber die sind manchmal sogar ganz lustig", erzählt Herrmann. Beispielsweise hätten manche Schüler einfach kein vernünftiges Internet, "weil sie zu weit draußen wohnen". Da gibt es dann asynchronen Unterricht, zum Beispiel indem sich Schüler und Lehrer gegenseitig Videos schicken. "Sogar unsere Senioren-Schüler haben es mittlerweile hingekriegt, mit Skype und Tablet zu arbeiten. " Größtes Problem sei eigentlich nicht das Internet oder die Technik. Sondern wie man das Handy so platziert, dass der Lehrer die Hände und den Schüler sehen kann, der Schüler aber auch gleichzeitig den Lehrer. "Da werden in naher Zukunft noch ein paar Ständer verkauft werden", schätzt der Musikschulleiter. Oder auch amüsant: Es gibt bei Intakt einige Ehepaare, bei denen beide Musiklehrer sind. "Die können dann nicht gleichzeitig von zu Hause aus unterrichten, weil ihre Privaträume nicht gegenseitig schallgedämmt sind - und sie sich gegenseitig stören. " Solche Lehrer kommen dann lieber doch ins Institut, um in Ruhe arbeiten zu können.

Ein unangenehmes Problem beim Online-Unterricht ist die Zeitverzögerung. "Meistens hat das Video ein bis zwei, manchmal auch mehrere Sekunden Verzögerung. Mitspielen ist da einfach nicht", weiß Herrmann. Und wenn der Lehrer auf eine konkrete Stelle hinweisen möchte, die der Schüler korrigieren soll, so muss er diese Verzögerung immer einrechnen. "Man kann also nicht einfach nur ,Halt, an dieser Stelle bitte auf dies oder das achten' rufen, wie man das aus dem normalen Unterricht gewohnt ist. " Denn der Schüler am anderen Ende der Leitung ist ja schon zwei Takte weiter. Auch spontane Anweisungen wie "jetzt bitte dynamischer" oder "nicht so hektisch an dieser Stelle" werden plötzlich sinnlos. "Das geht Online nur im Nachgang. Das heißt, der Lehrer muss sich die Stelle merken - und wenn der Schüler fertig gespielt hat, darauf eingehen. " Das koste pädagogisch gesehen ziemlich viel Zeit und sei ärgerlich. "Vor allem wenn ein Schüler viele Versuche braucht, um eine Stelle hinzubekommen. Das zieht den Unterricht in die Länge. " Zudem ist es durch die Verzögerung den Lehrern nicht möglich, im Takt mitzuzählen. "Damit die Schüler das richtige Tempo halten", erklärt der Schulleiter.

Und so gibt es durchaus auch etliche Schüler, die online keinen Unterricht wünschen. "Da wissen wir noch gar nicht genau, wie wir damit umgehen sollen. In diesem Fall hoffen wir einfach, dass die Krise möglichst bald vorbei ist und wieder normaler Unterricht stattfinden kann", räumt Herrmann ein. Sein Team überlegt gerade, mit diesen Schülern einfach nur zu telefonieren und den Unterricht auf ein Minimal-Level herunterzuschrauben. Einige Schüler (oder besser deren Eltern) hätten auch sehr unfreundlich auf die Krise reagiert und würden jetzt schon ihr Geld zurückverlangen. "Dabei sind noch keine zwei schulfreien Wochen vergangen. Vielleicht fallen effektiv nur drei Wochen Unterricht aus, das könnte man eigentlich problemlos nachholen. "

Trotzdem gebe es einige, die mehr oder weniger höflich darauf hinweisen würden, dass ihnen das vollkommen egal sei. "Wir mussten uns da schon ziemlich üble Sachen anhören. "

Die andere Seite: Es gibt auch ein paar Schüler, die sogar ohne Unterricht weiterzahlen, bis die Krise vorbei ist. "Sowas ist unfassbar großmütig und ist in dieser schweren Zeit für uns eine extrem wichtige Unterstützung", bedankt sich Herrmann. Um aus der Krise eine Chance zu machen, bietet Intakt ab sofort Online-Probestunden für neue Schüler an. Herrmann kann sich vorstellen, dass einige Erwachsene mitmachen wollen. "Einfach mal aus dem Homeoffice abmelden und eine Klavierstunde einlegen. Ja, warum eigentlich nicht. . . ? "

pat