Nürnberg
Leoni warnt vor Problemen: Neuer Chef will Zügel anziehen

14.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Fahnen mit dem Logo des Kabel-Herstellers Leoni wehen im Wind. −Foto: Daniel Karmann/Archiv

Wegen sinkender Nachfrage durch die Autoindustrie musste der fränkische Kabelspezialist Leoni kürzlich seine Gewinnerwartungen für 2018 korrigieren. Auch das nächste Jahr könnte schwierig werden. Der neue Chef will nun gegensteuern.

Der Autozulieferer und Kabelspezialist Leoni ist angesichts der aktuellen Probleme in der Autoindustrie auch für das kommende Jahr vorsichtig. „Das schwache dritte Quartal 2018 hat uns mit Blick auf das volatile Marktumfeld, aber auch in Bezug auf unsere eigene Leistung vor Herausforderungen gestellt, die uns voraussichtlich über das Kalenderjahr hinaus begleiten werden“, sagte Vorstandschef Aldo Kamper am Mittwoch in Nürnberg.

Der seit September amtierende Chef will den SDax-Konzern mit einer neuen Strategie auf mehr Rendite trimmen. Sie soll im Frühjahr stehen. Vor gut drei Wochen hatten die Franken die Prognosen für dieses Jahr senken müssen, weil die Automärkte in China derzeit schwächeln und die europäischen Hersteller mit der Umstellung auf neue Abgas- und Verbrauchsprüfstandards hadern.

Kamper will nun gegensteuern. Die mittelfristigen Ziele bis 2020 stehen auf dem Prüfstand. Für die kommenden beiden Jahre und vor allem für 2020 hatte sich Leoni ein stärkeres Wachstum ausgerechnet. In diesem Jahr hat die Leoni-Aktie mehr als die Hälfte an Wert verloren.

„Wir müssen bei unserem Wachstum künftig selektiver sein“, sagte Kamper mit Verweis auf niedrigmargiges Neugeschäft. „Am Ende des Tages ist Wachstum schön, aber es zählt, was unten als Gewinn herauskommt.“ Der Konzern müsse mehr in Forschung und Entwicklung investieren, und das Geld dafür müsse sich das Unternehmen verdienen.

Die Kosten sollen sinken, unter anderem werde die Verwaltungsstruktur geprüft. Er sehe auch Chancen, den Einkauf und weitere Abläufe zu verbessern, sagte Kamper. Viele zugekaufte Gesellschaften in der Kabelsparte hätten noch eigene IT-Systeme, die vereinheitlicht werden sollen. Was der Umbau konkret kostet - darauf will das Management erst im kommenden Jahr im Detail eingehen.

„Wir tun uns momentan schwer mit Ergebnis und Cashflow“, sagte der Niederländer. Das lag auch an hohen Investitionen in Produktionsanlagen, die das Unternehmen in der Aussicht auf künftiges Wachstum machte. Stärken will Kamper das Unternehmen vor allem in zukunftsträchtigen Bereichen wie Elektroautos, Vernetzung und dem autonomen Fahren.

Im dritten Quartal hatte Leoni bereits zwei Drittel des Auftragseingangs im Bordnetzgeschäft bei Projekten rund um die Elektromobilität eingeheimst. Ende September war das Auftragsbuch der Sparte mit rund 21,3 Milliarden Euro an Bestellungen gefüllt.

Das Nettoergebnis fiel im dritten Quartal trotz geringerer Steuerlast um 13,2 Prozent auf 23 Millionen Euro. Der Umsatz war - wie bereits bekannt - zwar um 1,5 Prozent auf 1,21 Milliarden Euro gestiegen, aber vornehmlich wegen höherer Kupferpreise und vorteilhafter Wechselkurse. Preissteigerungen beim wichtigen Rohstoff gibt Leoni zum großen Teil an die Kunden weiter.

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dpa