Schrobenhausen
Lenglers Einstellungsoffensive

VG-Chef freut sich über viele neue Mitarbeiter und rechnet wegen "der großen Politik" mit weiterem Personalbedarf

26.10.2020 | Stand 23.09.2023, 15:01 Uhr
Über neue Mitarbeiter freuen sich die VG-Chefs (v. l.): Victoria Angermair (Auszubildende), Franziska Kothmayr (Bauamt), Anna Prokop (Sekretariat Geschäftsleitung), Ralf Hamann (Bauamt), Waltraud Schmidl (Bauamt), Ilona Matheis (Einwohnermeldeamt), Claudia Fottner (Sitzungsdienst), Geschäftsleiter Hans Wolkersdorfer, Karin Zaum (Sitzungsdienst) und VG-Vorsitzender Alfred Lengler. Auf dem Foto fehlen Rosa Asam (Einwohnermeldeamt) und Jan Dünnebacke (Auszubildender). −Foto: Hofmann

Schrobenhausen - Die Verwaltung umkrempeln und modernisieren - das war eines der Ziele, die sich der Gachenbacher Bürgermeister Alfred Lengler (CSU) gesetzt hatte, als er sich um den VG-Vorsitz bewarb. Nun ist er seit fast einem halben Jahr im Amt und schon recht weit gekommen damit. Aber nicht weit genug, denn, und das ärgert Lengler: Immer mehr Aufgaben werden auf die Kommunalverwaltungen abgewälzt. Seinen Unmut darüber hat er schon seinem Freund Horst Seehofer schriftlich kundgetan.

Erst einmal war es aber ein erfreulicher Anlass, wegen dem Lengler zum Pressegespräch bat: Die VG hat acht neue Mitarbeiter, zur Hälfte in Teilzeit, gesucht - und auch gefunden. Und zwar nicht irgendwen, wie Lengler betont, nein: durch die Bank gute Leute mit Verwaltungserfahrung. Darunter seien Fachkräfte, die schon in der Gerichtsverwaltung, in einem Staatsministerium oder sogar in der Staatskanzlei gearbeitet hätten. Leute, die dem Anforderungsprofil genau entsprächen. "Wir haben unwahrscheinliches Glück gehabt", sagt Lengler.

Denn überall in Bayern - und auch in anderen Bundesländern - suchen Kommunalverwaltungen zum Teil händeringend nach neuem Personal. Deswegen ist für Lengler auch klar: "Wir wollen unbedingt unsere Leute selbst ausbilden." Zwei Auszubildende hätten deswegen im September in der VG angefangen, zwei weitere seien im Haus, die 2019 begonnen hätten. "Und für September 2021 haben wir auch schon einen Lehrling eingestellt", berichtet Lengler. Inzwischen gebe es in der VG 41 Mitarbeiter - vom Hausmeister bis hin zu ihm, dem Vorsitzenden. Um die Neueinstellungen finanzieren zu können, muss die VG-Versammlung übrigens in dieser Woche einen Nachtragshaushalt beschließen. Die Zustimmung der VG-Räte aus den Gemeinden Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen dürfte lediglich Formsache sein, schließlich spricht Lengler, wie er sagt, alle seine Vorhaben regelmäßig mit den Bürgermeisterkollegen Helmut Roßkopf (FW), Thomas Wagner, Mathilde Ahle und Josef Fuchs (alle CSU) ab.

"Wir brauchen die Leute", stellt Lengler klar, deswegen sei auch eine Stelle im Einwohnermeldeamt, die erst einmal als Vertretung für eine Mitarbeiterin in Elternzeit gedacht ist, gleich unbefristet vergeben worden. Da in nächster Zeit einige langjährige Mitarbeiter in Ruhestand gehen, wird weiterhin auf dem Personalmarkt gesucht. "Wir haben so viel zum Nachbesetzen", sagt Lengler und nimmt als Beispiel das Bauamt, dessen Leiter Hermann Wenger demnächst aufhört. Ihm soll Christian Steurer nachfolgen, für den dann ein Nachfolger gesucht wird, und zwar einer, der schon mal in einem Bauamt gearbeitet hat. Gerade jetzt werden im Bauamt drei neue Mitarbeiter angelernt, was Zeit koste, aber auch Nutzen bringe. Gerade im Bauamt werden die Aufgaben immer zahlreicher und umfangreicher - allein mit den Kanälen und Kläranlagen sei eine Vollzeitkraft die Hälfte des Tages beschäftigt, und da gehe es nur um den Bau und die Instandhaltung, nicht einmal um Beiträge und Gebühren.

Überhaupt, das Bauamt: Hier krempelt Lengler so Einiges um. Und zwar nicht, weil er sich das so vorstellt - "die Leute wollen das selber". Er habe mit jedem in der VG ausführliche Gespräche geführt, sagt Lengler, "viele Gedanken zu dem, wie wir das jetzt machen, sind von den Mitarbeitern gekommen". So ist künftig nicht mehr jeweils ein Mitarbeiter des Bauamts genau einer der fünf VG-Mitgliedsgemeinden zugeordnet. Vielmehr wird nun in Teams gearbeitet, was nach Lenglers Einschätzung die Arbeitsabläufe vereinfacht und die Vertretung erleichtert. "Ich möchte", sagt der VG-Chef, "dass künftig alles da herin auf zwei Schultern verteilt ist."

Ganz neu in der VG ist der Sitzungsdienst, den mit Karin Zaum und Claudia Fottner zwei neue Mitarbeiterinnen übernehmen. Sie stehen den Bürgermeistern bei Gemeinderats-, Verbands- und Ausschusssitzungen zur Seite und entlasten damit Sachbearbeiter aus anderen Abteilungen, die das bisher quasi nebenher gemacht haben. "Die zwei können das", schwärmt Lengler, "die haben so etwas in früheren Jahren schon gemacht." Das neue System funktioniere gut, und was auch ganz wichtig sei: "Die Sachbearbeiter in den Abteilungen werden brutal entlastet."

Damit stehen sie uneingeschränkt für andere, für ihre eigentlichen Bereiche zur Verfügung. Was wichtig ist, denn, so Lengler: "Wir werden von der Politik über Gebühr mit Aufgaben überlastet - und das ist noch freundlich ausgedrückt." Da sei die neue Verpflichtung, alle Aufträge ab 25000 Euro an den Bund zu melden, die neue ID-Card, auf die jeder EU-Bürger ein Anrecht habe, all die VgV-Verfahren (nach der Vergabeverordnung für öffentliche Aufträge, "wenn wir das nicht richtig machen, kann's sein, dass sie uns die Förderung kürzen") oder der kommende Rechtsanspruch für die Ganztagsbetreuung von Grundschülern, der nicht nur Verwaltungsaufwand mit sich bringe, sondern auch Ausgaben für neue Gebäude, die die Gemeinden dann bereitstellen müssen. "Wo sollen wir das Geld hernehmen", klagt Lengler, der VG-Chef und Gemeindebürgermeister, "die machen uns kaputt!"

Er habe, so Lengler, schon an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) geschrieben, den er gut kennt (Seehofer war ja in seiner Zeit als Ministerpräsident der Stimmkreisabgeordnete von Neuburg-Schrobenhausen, Lengler war damals CSU-Kreisvorsitzender). Er habe Seehofer auch in die VG eingeladen. In das Gebäude am Herzoganger seien seit 2015 noch unter seinem Vorgänger als VG-Chef, dem Waidhofener Josef Lechner (CSU), zwei Millionen Euro investiert worden, "um Platz zu schaffen, damit wir das, was die große Politik beschließt, umsetzen können". Nun müsse weiter investiert werden, vorerst nicht in Gebäude, aber in Ausstattung ("Wir brauchen eine neue EDV.") und vor allem in Personal. Lengler hofft, dass die VG da auch künftig so viel Glück hat wie in den vergangenen Monaten.

SZ

Bernd Hofmann