Schrobenhausen
"Lenbach in uns allen"

Festakt mit rund 80 Gästen zum 180. Geburtstag des Schrobenhausener Malerfürsten im Rathaus

18.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Foto: Ute de Pascale

Schrobenhausen (SZ) 180 Jahre Franz von Lenbach - am Sonntag beging die Stadt im Lenbachsaal des Rathauses einen Festakt zu Ehren des Schrobenhausener Malerfürsten. Mit rund 80 geladenen Gästen und Worten von Schriftsteller Fritz Fenzl - Lenbach würdigend, aber nicht verklärend.

Alles beginnt - unter den wachsamen Augen so vieler von Lenbach Porträtierter - mit Glückwünschen zum Geburtstag. Doch die gelten zunächst weniger dem Schrobenhausener Malerfürsten, als vielmehr dessen einzigem noch lebenden Enkel, Reinhold Neven Du Mont. Genau 100 Jahre nach Franz von Lenbach sei er geboren, erzählt Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan den etwa 80 Festgästen im Lenbachsaal, weshalb er ihm zum erst kürzlich begangenen 80. Geburtstag ein Präsent überreicht. Und für die Gattin des Lenbachenkels, Pe-Lin Neven Du Mont, hat Stephan einen Blumenstrauß dabei - sie hatte am Vortag Geburtstag gefeiert. Im kommenden Jahr werde es in Schrobenhausen eine Ausstellung mit Pe-Lin Neven Du Monts Fotografie geben, kündigt Karlheinz Stephan an.

Quasi persönlich sei Lenbach im exklusiven Rahmen des Lenbachsaals präsent, so Stephan, wenn auch "leider nicht mehr im Originalsaal". In einer Art "stillen Patenschaft" befinde sich Schrobenhausen zur Landeshauptstadt München, so Stephan, wenngleich die Herkunft Lenbachs nicht immer ganz korrekt dargestellt werde. Er sei kein Unbekannter in der Stadt, kündigt Stephan schließlich Festredner Fritz Fenzl an, so zähle der Schriftsteller auch zu den Leihgebern einiger Lenbach-Originale.

Auch Fenzl skizziert den Bezug Lenbachs zu München, zuvor beginnt er jedoch mit einem Geständnis: Franz von Lenbach sei sein "persönliches Vorbild, seit ich etwa 20 Jahre alt bin", sein "Lieblingsmaler". Mit seinen ebenso launigen wie in die Tiefe gehenden Worten wendet sich Fenzl schließlich an all die anwesenden "Funktions-, Hoffnungs-, Bedenkenträger sowie die Nachkommen und Vorauseilenden". Und an "die Schönheiten im Saal, vor allem die weiblichen", womit Fenzl pfiffig den Bogen zur derzeit im Pflegschlossmuseum laufenden Ausstellung "Franz von Lenbach und die Schönen seiner Zeit" spannt. Gegliedert hat Fenzl seine Rede in fünf Punkte: "Lenbach, stellen Sie sich vor", "Schönheit ist ein Heilsweg", "Das Auge als Spiegel der Seele", "Entschleunigung" und schließlich "Lenbach in uns allen". Fenzl spricht von Selbstdarstellung, Subjektivierung, auch von oft seltsamen Widersprüchen in der Kunst und sagt: "Das Unverstandensein gehörte dazu, gehört dazu."

Auch ein Künstler des 19. Jahrhunderts habe "viele Promis auf die Leinwand gebracht", so Fenzl. Und er ist überzeugt: "Donald Trump hätte sich längst von Lenbach malen lassen".

Von keinem Geringeren als Thomas Mann stamme der Begriff "Lenbach-Schönheit", so Fenzl weiter. Beinah immer im Zentrum der Porträtierten: die Augen. Es sei nicht lange her, da habe er ein Lenbachbild erstanden, und zwar das einer "wunderschönen Frau", beschreibt Fenzl das Werk. Auch hier: "Die Augen sind als einziges voll ausgearbeitet". Und er gesteht: "Der Preis stimmte! Noch!" Denn es könne davon ausgegangen werden, dass Lenbachs Werke künftig wieder im Preis steigen. Schließlich stelle Lenbach Werte dar. "Die Sehnsucht nach Werten steigt", so Fenzl.

Am Beispiel von Lenbachs Hirtenjungen zeigt Fenzl schließlich, wie er den Begriff "Entschleunigung" mit Lenbach in Zusammenhang bringt. Das Gemälde zeige einen Jungen, der - diesmal übrigens die Augen verdeckt - die Seele baumeln lässt, "Schüler würden sagen: Er chillt", so Fenzl. Ganz bewusst hätten sich Künstler wie Andy Warhol oder Joseph Beuys vor Lenbachbildern ablichten lassen. "Es ist der Lenbach in uns allen", schließt Fritz Fenzl.

Mit einem erfrischend aufgeweckten Musikprogramm, beispielsweise einem flotten "Let it snow", sorgen auch Katharina Schweiger an der Querflöte und Elisabeth Friedrich am Klavier dafür, dass dieser Festakt keine allzu trockene Veranstaltung wird. Wie sehr Franz von Lenbach in der Stadt geschätzt wird, das ist an diesem Sonntagnachmittag nur allzu offensichtlich. Nicht zuletzt die vielen bekannten Gesichter aus Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft aus dem Schrobenhausener Land und darüber hinaus, die Bürgermeister Karlheinz Stephan eingangs willkommen heißt, beweisen das.

Es mag an des Bürgermeisters - scherzhafter - Drohung liegen, dass am Ende tatsächlich kaum einer den Lenbachsaal zu verlassen wagt, ohne sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen zu haben. "Vorher gibt es nichts zu essen und zu trinken", hatte Stephan augenzwinkernd angekündigt. Worte, denen Stephan selbstverständlich keine Taten folgen lässt. Im Sitzungssaal des Rathauses wird nach dem offiziellen Festakt bei einem kleinen Imbiss noch ausführlich geplaudert.