Schrobenhausen
Leinwandvergnügen frühestens ab Juli

Wie viele anderen Kinos öffnet auch das CinePark Schrobenhausen nicht am 15. Juni

14.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:11 Uhr
Das CinePark-Kino Schrobenhausen bleibt vorerst geschlossen, der Betreiber Jonathan Rosenwanger wird weiterhin Popcorn und Nachos zum Mitnehmen verkaufen. −Foto: Tabea Tyroller

Eigentlich hätte es eine frohe Botschaft sein sollen: Ab 15. Juni, dürfen die Kinos in Bayern wieder ihren Betrieb aufnehmen. Viele Kinobetreiber, wie auch Jonathan Rosenwanger vom CinePark Schrobenhausen, lassen ihre Lichtspielhäuser vorerst noch geschlossen. Der Grund: Die Bedingungen, die an eine Eröffnung geknüpft sind, machen einen rentablen Betrieb kaum möglich.

 

Von einem wieder gut gefüllten Saal und zufriedenen Kinogästen kann der Betreiber des CinePark Schrobenhausen Jonathan Rosenwanger bislang nur träumen. Als bekannt wurde, dass die Kinos wieder geöffnet werden dürfen, war klar, dass ein Hygienekonzept ausgearbeitet werden muss. Zusammen mit mehreren Münchener Kinos - er betreibt auch das Cadillac Veranda Kino in München - hat er ein solches auch erarbeitet. Das Problem: Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, ob die Regelung 50 Leute innen und 100 Leute außen, die für Bühnenveranstaltungen gilt, auch auf Kinos zutrifft. Zwar haben sich die Kinos in ihrem Hygienekonzept daran sowie an den allgemeinen Veranstaltungsregelungen orientiert, freigegeben wurde das Hygienekonzept nur wenige Tage vor dem 15. Juni aber noch immer nicht.

Doch selbst wenn dieses Hygienekonzept abgesegnet werden sollte, sieht Rosenwanger einer Öffnung nach einem solchen Konzept kritisch entgegen, denn demnach können gerade einmal zehn Prozent der Säle gefüllt werden. "In den beiden kleinen Sälen dürften jeweils gleichzeitig sieben Leute sein", erklärt er. "Im großen Saal wären es dann circa 15 Leute." Deutlich zu wenig für einen rentablen Betrieb. Gleichzeitig müsste er trotz geringer Zuschauermenge sein Personal stark aufstocken: Allein pro Saal wäre ein Mitarbeiter nötig, der während der gesamten Vorstellung im Saal koordiniert, dass alle auf ihrem Platz sitzen bleiben. Außerdem müsste gewährleistet werden, dass nicht mehr als jeweils eine Dame und ein Herr gleichzeitig die Toilette aufsuchen. Das sind aber noch längst nicht alle Auflagen, die einzuhalten sind. "Ich müsste auf jeden Fall mit sechs Mitarbeitern gleichzeitig rechnen, um alle Vorschriften einhalten zu können", meint der Betreiber. Zu viele im Verhältnis mit der geringen Zuschauerzahl. Erst mit einer 50-prozentigen Auslastung wäre er zufrieden. Die könnte beispielsweise durch ein sogenanntes Schachbrettsystem, das es in Österreich gibt, gewährleistet werden.

Dazu kommt noch, dass es keine aktuellen Filme gibt, die Rosenwanger spielen könnte. Vor der Pandemie sah der Kinovorsommer noch ziemlich rosig aus: Disneys "Mulan" wäre im März angelaufen, gefolgt vom neuen James-Bond-Streifen und dem neunten "Fast and Furious". Bei Bond wurde es vorgemacht und der Start auf Mitte November verschoben. Die anderen Filmverleiher zogen nach. "Ich kann es den Filmverleihern nicht mal verübeln", sagt Rosenwanger. Wer möchte schließlich einen teuer produzierten Film in den Kinos starten, wenn kaum Kinos geöffnet haben und Besucher reingelassen werden dürfen? Zwar gibt es für "Mulan" einen neuen Starttermin (23. Juli), ob dieser aber wirklich eingehalten werden kann, ist fraglich. Dabei hätte dem Betreiber auch noch das für Pfingsten durchwachsene Wetter in die Karten gespielt, wie er im Hinblick auf das regnerische Wetter erzählt.

Mit seiner Einstellung steht er jedoch nicht allein da. Jonathan Rosenwanger steht via WhatsApp-Gruppe, bei der geschätzt 80 Prozent der deutschlandweiten Kinos mit dabei sind, mit anderen Kinobetreibern fast täglich in Kontakt. Dabei haben nahezu alle etwas gemein: Die derzeitige Situation macht niemanden wirklich froh. In Nordrhein-Westfalen dürfen Kinos beispielsweise schon seit Mitte Mai wieder offen haben. Doch dort zeigte sich bereits, dass sich eine Öffnung nach den strikten Auflagen nicht unbedingt lohnt, wie Rosenwanger erzählt. So weiß er von einem Betreiber aus NRW, der schon nach einer Woche Spielbetrieb wieder seine Pforten dicht gemacht hat.

Darum hat sich der Betreiber des CinePark mit schwerem Herzen dazu entschieden, sein geliebtes Kino nicht zum 15. Juni zu öffnen. Stattdessen verschiebt er die Wiedereröffnung auf Anfang Juli, gegebenenfalls auf noch später. Da sich in den letzten Wochen gezeigt hat, dass sich die Umstände beinahe täglich ändern können, ist es dem Betreiber zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, eine exakte Zukunftsprognose zu treffen. "Ich möchte keine falschen Versprechungen machen, wenn ich nicht weiß, ob ich sie halten kann", sagt Jonathan Rosenwanger. Ganz ist das Kino aber nicht von der Bildfläche verschwunden. Um wenigstens ein wenig Kinoatmosphäre ins heimische Wohnzimmer zu bekommen, verkauft er am Wochenende Popcorn und andere Snacks to go.

SZ