Ingolstadt
Leinwandhelden für einen Tag

Bei einem Workshop standen Schüler in den Altstadtkinos vor und hinter der Kamera

13.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:23 Uhr

Hinter den Kulissen: Während sich die einen gestern beim Film-Workshop im Altstadtkino um die Technik kümmerten, erklärte die Medienpädagogin Daniela Baum den anderen Schülern, was sie vor der Kamera beachten müssen. Am Ende war „Der schöne Strand“ im Kasten - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) 10, 9, 8, 7, 6 zählt Daniela Baum herunter. Bei 0 fällt die Klappe, die Kamera läuft. Bei den Technikern ist es mucksmäuschenstill. Die Schauspieler treten vor die Kamera. Sie spielen eine Gruppe junger Leute, die am Urlaubsort eine Party feiern. „Ist das ein geiler Strand“, sagt einer. Blumenketten flattern durch die Luft. Die Techniker sind voll konzentriert. Sie wollen auf keinen Fall ihren Einsatz verpassen. Gerade noch rechtzeitig drückt der Musikchef auf den Knopf. Es ertönt Kid Rocks „All summer long“.

Idee, Umsetzung, Dreh: In der Greenbox-Kinowerkstatt im Union-Kino lernten 58 Siebtklässler der Mittelschule Vohburg gestern, wie Film funktioniert und welche Tricks und Effekte Filmemacher anwenden. Die Werkstatt war Teil der „SchulKinoWoche“, einem bayernweiten Projekt zur Stärkung der Medienkompetenz.

Eine Stunde zuvor ist Kreativität gefragt: Erst einmal muss eine Story gefunden werden. Die Medienpädagogin Daniela Baum hilft ein wenig und gibt Tipps. Dann gilt es, die Szenen zu entwickeln, die richtigen Requisiten zu finden und – ganz wichtig – sich die Texte auszudenken. Als nächstes wird ein geeigneter Hintergrund gewählt. Passend zur Story suchen die Schüler eine traumhafte Strandlandschaft aus. Jetzt fehlt noch der Titel. „Der schöne Strand“, schlägt ein Schüler vor. Perfekt. Bei der Generalprobe gibt es noch einiges zu verbessern. „Das musst du noch etwas mehr betonen“, sagt Baum zu einem Schüler. „Ihr seid nicht im Bild, ihr müsst innerhalb der Markierung stehen“, erklärt sie zwei Schülern mit Sonnenbrillen, die sich etwas zu weit rechts positioniert haben.

Die Schauspieler arbeiten mit der sogenannten Greenscreen-Technik. Während des Drehs stehen sie vor einer leeren grünen Wand, mit Computertechnik wird später ein Hintergrund eingefügt. „Die Schüler lernen den gesamten Ablauf einer Filmproduktion kennen“, erklärt Baum. Wie entsteht ein Charakter? Wie wird die Szene dramaturgisch aufgebaut? Wie setzt man das schauspielerisch um? „Das kriegen sie nur mit Absprachen und Zusammenarbeit hin“, erklärt Baum. Vor der Kamera versuchen sich die Schüler im Schauspielern, hinter der Kamera geht es um Tonkontrolle, Aufnahmeleitung und Musikeinsatz. Auch diese Aufgaben übernehmen die Siebtklässler.

10, 9, 8, 7, 6. Die Kamera läuft noch, Daniela Baum hält ihre Hände in die Luft und klappt einen Finger nach dem anderen ein. Bei 0 drückt der Aufnahmeleiter auf Stopp: Die Szene ist im Kasten. „Ihr habt gerade richtig klasse gespielt“, sagt Baum zu ihren jungen Schauspielern. „Ihr seid schon richtige Profis, das war ja wie im Kino.“ Als nächstes wird „Überfall im Weltall“ gedreht. Bei einem Weltraumspaziergang werden drei Freunde von Schurken mit Laserschwertern bedroht. In „New York Fashion Week“ geht es dann um Models, die von drei Juroren bewertet werden.

Sechs Filme sind am Ende im Kasten. Baum ist zufrieden. „Es hat mich erstaunt, dass die Schüler so viele Ideen hatten“, sagt sie. Klar habe sie bei den Dialogen ein wenig helfen müssen. Aber: „Es ist selten, dass sie so frei von der Leber weg improvisieren. Das war super.“ Am Ende eines harten Drehvormittages schauen sich die Schüler ihre Werke an. Im Film tanzen die Partyleute über die große Leinwand im Union 1, im Publikum lachen die Schauspieler über ihren Auftritt vor der Kamera. Lernen, sich selbst anzuschauen – auch das gehört zum Workshop dazu.