Pfaffenhofen
Leidenschaft nach bayerischer Art

Volksfest-Schafkopfturnier im Gaudizelt "Zum Spitz"

09.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:43 Uhr
Die Karten auf den Tisch: 52 Kartler sind am Samstagabend auf das Volksfest gekommen. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen (hsg) Das Schafkopfen gilt als Kulturgut und ist Teil der bayerischen Lebensart. Schön, dass diese Wirtshaustradition weiter gepflegt wird - auch auf dem Pfaffenhofener Volksfest. Dort findet jedes Jahr in der Gaudihüttn "Zum Spitz" ein Schafkopfturnier statt - heuer zum sechsten Mal.

"So viele waren es noch nie", freute sich Festwirtin Julia Spitzenberger mit einem Blick auf die 13 Tische, an denen sich 52 Kartler eingefunden hatten und von denen sich einige schon vor dem offiziellen Beginn quasi warm spielten.

Für den korrekten Ablauf sorgt "Oberkartler" Sepp Kirzinger, vom ersten Jahr an dabei, der zu Beginn die Regeln bekannt gibt. Gespielt werden Rufspiel, Solo, Wenz und Farbwenz. Auch die Rangfolge ist festgelegt: An erster Stelle das "Solo Tout", bei dem der Spieler alle Stiche machen muss, gefolgt vom Wenz Tout, Farbwenz Tout, Solo, Wenz und Farbwenz. Für die erfahrenen Schafkopfer müssen die Begriffe nicht erklärt werden, die beherrschen das Spiel im Schlaf.

Es werden jeweils Viererteams gebildet, die in ihrer Zusammensetzung ausgelost werden und für 30 Partien mit- und gegeneinander spielen. Danach folgt nach einer erneuten Auslosung die zweite Runde mit ebenfalls 30 Partien. Das bedeutet 60 Spiele für jeden Teilnehmer, was für einen echten Schafkopfer aber keinerlei Belastung darstellt. Ebenso wenig das Startgeld in Höhe von je zehn Euro, besteht doch die Aussicht, am Ende ein Mehrfaches des Einsatzes zurück zu bekommen. Eine Punktewertung ergibt am Ende eine Rangreihe, bei der der erste Platz mit 250 Euro, der zweite mit 150 Euro und der dritte Platz mit 100 Euro belohnt wird.

"B'scheissn" ist bei dem Punktsystem nicht möglich", betont der Kirzinger Sepp, der bedauert, dass er bei diesem Turnier nur mal als Ersatzmann die acht Karten die Hand nehmen kann. Dann aber geht es los, das Spiel mit der Oidn, mit der Blauen, der Rot'n oder der Kugel, wie die Karten beziehungsweise Farben Eichel, Gras, Herz und Schellen genannt werden. Und man wendet Spieltaktiken an, die jedem Anfänger von Beginn an eingetrichtert werden: "Einmal hoch und einmal nieder geht der Arsch vom Onkel Frieder" bedeutet, dass die jeweiligen Partner abwechselnd einen hohen und einen tiefen Trumpf ausspielen. Der Reiz des Spiels liegt auch darin, dass man entweder ein Solo, also alleine gegen drei Mitspieler spielt, oder sich im Viererteam immer wieder ein anderer Mitspieler findet, mit dem man ein Spiel gemeinsam gewinnt oder auch verliert.

Schafkopf ist übrigens keine reine Männersache, auch das weibliche Geschlecht widmet sich dem Spiel mit gleicher Leidenschaft und ist hoch geschätzt - nicht nur als Ersatz für einen fehlenden vierten Mann. Und so wird dann die "Sau" gesucht oder ganz offiziell "geschmiert", was beim Schafkopf kein Vergehen, sondern eine Mehrung der "Augen" bedeutet. Von denen braucht man mindestens 61, um ein Spiel zu gewinnen.

Für die Spieler vergehen die dreieinhalb Stunden wie im Flug, bis am letzten Tisch die letzte Partie beendet ist und die Punkte zusammengerechnet werden. Am Ende bedanken sich Festwirtign Julia Spitzenberger und Sepp Kirzinger fürs Mitmachen. Kirzinger gibt die Ergebnisse ab dem zehnten Platz bekannt und gratuliert den Siegern Werner Plattner mit 57, Walter Klesse mit 39 und Florian Krüger mit 34 Punkten. Doch damit nicht genug: Gleich danach sind wieder ein paar Tische besetzt, werden die Karten neu gemischt, denn jetzt könnte man eigentlich mal schafkopfen.