Manching
Leichter fliegen

Pionier der Strömungsmechanik - Dietrich Hummel - spricht über den Formationsflug und den Nutzen für die Luftfahrt

29.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr
Schuften an der Spitze: Diese Wildgänse fliegen in V-Formation, um Energie zu sparen. Der Vogel an der Spitze profitiert dabei am wenigsten. Auch die Abstände sollten nicht zu groß sein. Die Grundlagen des Formationsflugs erläuterte Dietrich Hummel. −Foto: Jens Büttner/dpa, Privat

Manching (DK) Dietrich Hummel (81), ein Pionier der Strömungsmechanik, hat am Donnerstagabend einen Vortrag im Luftfahrtforum Manching im Kelten- und Römermuseum gehalten. Er sprach über den Formationsflug von Vögeln und Flugzeugen und was man daraus lernen kann.

Einerseits ist es eine alte Geschichte, andererseits aber auch eine topaktuelle. Dass Vögel weite Strecken nicht wild durcheinander, sondern in Formation fliegen, ist nicht neu. Das wurde schon vor Tausenden von Jahren beobachtet. Dass man mit den Erkenntnissen aus dem Formationsflug auch Kerosin im Flugverkehr sparen kann, ist dagegen eine eher moderne Entwicklung. Gerade in den USA sei das Interesse an den Erkenntnissen groß, sagte Dietrich Hummel (kleines Foto) . Kein Wunder, geht doch die Hälfte des weltweiten Kerosinverbrauchs nach seinen Angaben zu Lasten der US Air Force. "Weil die ständig ihre Atombomben um die Welt fliegen", sagt er. "Die wollen einfach Geld sparen."

Der frühere Leiter des Instituts für Strömungsmechanik an der TU in Braunschweig gilt als Pionier auf seinem Gebiet. Bereits 1989 haben Hummel und sein Team breit angelegte Untersuchungen über die Leistungsersparnis im Formationsflug veröffentlicht. "Wir waren weltweit die Ersten", betont der rüstige Senior nicht ohne Stolz.

Das Windschattenfahren bei Rad- oder Autorennen ist den meisten Menschen ein Begriff. In der Luft sieht die Sache aber etwas anders aus. Direkt hinter dem Vordermann zu fliegen, bringt nichts. Vielmehr sind es die Flügel, die einen günstigen Wirbel erzeugen, den es zu nutzen gilt. Anhand vieler Grafiken, begleitet von nicht weniger Formeln, erklärte Hummel das physikalische Prinzip und die Erkenntnisse daraus. Und das durchaus auf eine allgemeinverständliche Art. Lediglich der Professor a. D. selbst war nicht immer zu verstehen. Er sprach mit so viel Herzblut über die Materie, dass er regelmäßig vergaß, ins Mikrofon zu sprechen. Moderator und Organisator Christoph Oelker von Airbus half gerne aus und erinnerte Hummel daran, das Mikrofon zu verwenden, da er sonst von einem Großteil der vielen Gäste im fast voll besetzten Forum nicht verstanden wurde.

Das Ergebnis des Abends lautete: 10 bis 15 Prozent. So groß ist etwa die Leistungsersparnis, wenn Vögel oder Flugzeuge in Formation fliegen. Hummel hat alle möglichen Kombinationen untersucht: V-Flug, umgekehrter V-Flug oder alle nebeneinander. Das Gesamtergebnis blieb immer gleich. Es gibt allerdings große Unterschiede für jeden einzelnen Vogel. Wer an der Spitze einer V-Formation fliegt, profitiert kaum, die dahinter fliegenden umso mehr.

Hummel kommt dabei zu Gute, dass er ein passionierter Ornithologe ist, und so konnte er sein Hobby mit dem Beruf verbinden. Bei seinen Forschungen hat er festgestellt, dass es nicht so einfach ist, den Formationsflug der Vögel mit Flugzeugen nachzuahmen. Aber es lohnt sich. Denn mit den Erkenntnissen kann man den Spritverbrauch senken und damit die Umwelt schonen. Und das kommt am Ende auch den Vögeln wieder zu Gute.