Geisenfeld
Lehrerin nach 40 Jahren verabschiedet: "Mein Beruf war mein Hobby"

Realschule Geisenfeld bereitet Eleonore Fischer eine herzliche Feier

22.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:52 Uhr
Mit herzlichen Worten, Blumen und Präsenten wurde Eleonore Fischer (Zweite von links) nach 40 Jahren als Lehrerin an der Realschule Geisenfeld von ihren Kollegen Direktorin Sabine Billinger( links), Dagmar Murner und Christian Fröhler verabschiedet. −Foto: Zurek

Geisenfeld - Der Lehrerberuf ist "zweite Wahl" gewesen, im Rückblick würde sie ihn aber gegen keinen anderen eintauschen wollen. Nach vier Jahrzehnten im Kollegium der Realschule Geisenfeld erklärt Eleonore Fischer: "Ich bin rundum glücklich mit meiner Entscheidung".

Dass die 64-Jährige ihrer ersten Planstelle 40 Jahre lang treu geblieben ist, zeugt von zufriedener Beständigkeit. "Mein Beruf war mein Hobby, das kann nicht jeder von sich behaupten", meint die gebürtige Biehlerin schmunzelnd. Nach dem Abitur am Gymnasium in Straubing habe sie sich auf ihren "Traumjob" Stewardess beworben, aber "wegen meiner zu geringen Körpergröße und Englischkenntnisse" zunächst Absagen erhalten.

Gern erinnert sie sich an Zeiten als "vieles noch lockerer war". Damals, als Direktor Walter Trapp ganz unkonventionell mit Lehrermangel umging. War er auf eine seiner vielen Reisen im Auftrag des Bayerischen Realschullehrerverbands unterwegs, hieß kurzerhand: "Eleonore, du kannst so lange meine Deutschstunden geben".

Und hinter seiner unschuldigen Frage "Du singst doch gern, oder?" verbarg sich der Auftrag, ein Jahr lang den Musikunterricht zu übernehmen. Und das, obwohl sie beides nicht studiert und Letzteres ihr gar "ein Horror" war. Dass viel später eine Ex-Schülerin genau von diesen Musikstunden bei ihr schwärmte, "hat mir gezeigt, dass es so schlimm es also gar nicht war", meint sie lachend. "Heute wären derart unbürokratische Problemlösungen gar nicht mehr möglich", bedauert sie die immer stärker von starren Regeln geprägte Schulorganisation. Natürlich hätten sich im Laufe der Jahre auch die Lehrmethoden geändert, hin zu mehr selbstgestütztem Lernen und weniger Frontalunterricht. "Aber ich hab nicht alles übernommen, weil die Art wie man unterrichtet auch authentisch sein muss, sonst wirkt es aufgesetzt".

Zum Dank für ihre Unterstützung hat sie von so manchem "Wackelkandidaten" nach bestandener Abschlussprüfung kleine Präsente bekommen. "Einmal war sogar ein selbst geangelter, lebendiger Fisch im Wassereimer dabei, den ich gerne angenommen habe", gesteht sie lachend.

Überhaupt sind es die vielen kleinen, berührenden Momente abseits des regulären Unterrichts, an die sie sich gern erinnert. Es sei für sie ein "schöner Vertrauensbeweis", dass immer wieder Schüler in persönlichen Krisen ihren Rat suchten und zu so manchem bis heute ein freundschaftlicher Kontakt besteht. Leider bleibe immer weniger Zeit für derlei individuelles Eingehen auf den Einzelnen, nicht zuletzt "weil der Notendruck im Laufe der Jahre immer stärker gestiegen ist".

Die Coronakrise war für die Rentnerin in spe eine besondere Herausforderung, weil sie mit Technik nicht so viel am Hut hat. "Ich bin den jungen Kollegen unendlich dankbar, dass sie mir da viel beigebracht haben", sagt sie.

"Man sollte aufhören, wenn es noch schön ist und keiner sich freut, dass man endlich geht", begründet die langjährige Pädagogin mit einem Augenzwinkern den Antrag auf vorzeitigen Ruhestand - zwei Jahre und vier Monate vor Erreichen des eigentlichen Rentenalters.

Jetzt, so erzählt sie, freue sie sich im Ruhestand auf ein selbstbestimmtes Leben, aufs Radeln "wann immer ich mag", auf "mehr Zeit für die beiden Enkel" und der Familie und auch darauf, "einfach mal in der Sonne zu liegen". Der dafür nötige Flug sei bereits gebucht.

GZ

Maggie Zurek