Hilpoltstein
Lehrer erkunden Hilpoltstein

Fortbildung zu Fuß als Vorbereitung für Wandertage und Ausflüge - Vier Ziele ausgewählt

16.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:01 Uhr
Mit den Besonderheiten des Ochsenwirtskellers machen Dieter Popp, Gottfried Gruber und Rudi Metzger vom Museums- und Heimatverein Hilpoltstein die Lehrerinnen und Lehrer vertraut. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (HK) Seit mehr als 20 Jahren gibt es die heimatkundliche Lehrerfortbildung "Wandern im Landkreis Roth - Schulen ins Museum", die vom Landkreis Roth in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt Roth angeboten wird.

Dreimal im Jahr lernen die Lehrkräfte aller Schulgattungen ausgewählte Ziele im Landkreis kennen und werden damit fit gemacht, um Schulwandertage und Ausflüge vorzubereiten. Unter der Leitung von Schulleiter Gerhard Englisch und Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß machten versierte Fachleute vor Ort die Pädagogen mit der Historie von Sehenswürdigkeiten vertraut.

Vier ausgewählte Ziele in und um Hilpoltstein herum standen bei der jüngsten Frühjahrsfortbildung auf dem Programm. Zunächst warf man einen Blick in die Dreifaltigkeitskapelle am Hilpoltsteiner Festplatz. Wie eine Jahreszahl an der Außenwand über dem Eingang zeigt, wurde die Dreifaltigkeitskapelle 1692 erbaut. Der Altar entstand um 1700. Es handelt sich um eine viersäulige Anlage mit Seitenranken, in die Engelchen einbezogen sind. Bemerkenswert ist ein Ölgemälde mit einer Dreifaltigkeitsdarstellung in geschnitztem Akanthusrahmen.

Dann wanderte man zum Ochsenwirtskeller, der sich in der Nähe des Gymnasiums im Wald befindet. Dort warteten schon Rudi Metzger, Dieter Popp und Gottfried Gruber vom Museums- und Heimatverein Hilpoltstein (MuH), ausgerüstet mit Taschenlampen und Scheinwerfern. "Wir haben zwölf Keller in und rund um Hilpoltstein", berichtete Dieter Popp, "diese Keller dienten als Bierkeller, denn es gab fünf Brauhäuser im 15. und 16. Jahrhundert in Hilpoltstein. " In der Innenstadt habe es 23 Tavernen, drei Weinhäuser und ein Branntweinhaus gegeben. Auch viele alte Häuser in der Innenstadt haben großräumige Keller, die sogar miteinander verbunden waren. 372 Jahre lang sei in der Burgstadt die Umgeldsteuer, eine Art Biersteuer, erhoben worden.

Popp nannte die Namen einzelner Keller und informierte über deren Besonderheiten: Ochsenwirtskeller, Freyerskeller, Grimmskeller, Ballaufskeller, Keller an der "Wolfsschlucht" (Name einer Hilpoltsteiner Gastwirtschaft), Kreuzwirtskeller, Loyskeller, "Die blaue Traube" (inzwischen zugeschüttet) und Daubskeller.

Bei der Erkundung des rund 60 Meter langen Ochsenwirtskellers erfuhren die Lehrkräfte, dass man früher sogar einen Einwurfschacht eingebaut hatte, durch den Eisquader von oben in den Keller geworfen wurden, mit denen man das Bier kühlte. Leider werde der Ochsenwirtskeller immer wieder verwüstet, bedauerten die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter des MuH. Obwohl man ein Gitter mit Vorhängeschloss vor dem Eingang angebracht habe, werde das Schloss immer wieder aufgebrochen und der Keller für Saufgelage missbraucht.

Dieter Popp berichtete auch über die frühere Hilpoltsteiner Wasserversorgung. So gab es ein kleines Brunnenhaus, wo die Hilpoltsteiner über 400 Jahre lang bis zum Jahr 1924 ihr Trinkwasser über Holzleitungen, sprich ausgehöhlte Baumstämme, bezogen haben. Die zweite Wasserversorgung sei über ein Quellwasser erfolgt. Diese Wasserversorgung gehe zurück auf die verwitwete Pfalzgräfin Dorothea Maria, die 33 Jahre lang auf der Burg gelebt hat. Sie ließ eine Allee anlegen, die sich bis zur Quellfassung erstreckte. "Dorothea Maria hatte vom Ochsenwirtskeller bis zur Burg eine Grünanlage", so Dieter Popp, "Reste dieser Anlage sind noch heute im Apothekersgarten zu sehen. "

Dritte Station war eine Wanderung zur sogenannten Götz-Kapelle. 1949 hat man diese Kapelle genau an der Stelle errichtet, wo im Jahr zuvor Stadtpfarrer Götz während einer Flurprozession gestorben war. Der Altar ist neugotisch.

Entlang den alten Kirchenweg ging es zurück nach Hilpoltstein, wo das Lehrerwandern mit einem Besuch des Museum Schwarzes Ross seinen Abschluss fand.

Robert Unterburger