Ingolstadt
Leguan soll Biber ersetzen

Am Pioniergelände wird eine neue Panzerschnellbrücke für die Bundeswehr auf Herz und Nieren geprüft

11.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:48 Uhr

−Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Das Ausbildungszentrum der Pioniere an der Manchinger Straße erprobt derzeit die neue Panzerschnellbrücke Leguan für die Bundeswehr. Sollten die Tests erfolgreich sein, werden ab dem nächsten Jahr zunächst sieben Stück ausgeliefert.

„Gepanzertes Brückenlegesystem Leguan“ heißt der 72-Tonne-Koloss offiziell. Dabei handelt es sich um die Weiterentwicklung der Panzerschnellbrücke Biber, die bei der Bundeswehr seit 1972 im Einsatz ist und jetzt Stück für Stück ersetzt werden soll. Der Grund ist aber nicht nur das Alter, sondern das Gewicht des mittlerweile verwendeten schweren Geräts bei der Bundeswehr. Der Biber könnte es nicht mehr tragen.

Ganz anders der Leguan: Gut 70 Tonnen kann der Brückenpanzer auf dem Fahrgestell des Leopard 2 in die Höhe hieven. Und das bedeutet die Aufnahme und Verlegung einer 26 Meter langen Brücke oder alternativ von zwei 14 Meter langen Brücken unter Gefechtsbedingungen, was für die Pioniere besonders wichtig ist. „Die meisten Gewässer in Europa haben eine Breite von zwei bis drei Metern“, weiß Oberst Jörg Busch, Leiter des Bereichs Lehre und Ausbildung des Ausbildungszentrums der Pioniere und Standortältester an der Manchinger Straße. Das ist für ist den Leguan also überhaupt kein Problem – sumpfige Wiesen oder unterspülte Flussufer stellen die Pioniere vor größere Herausforderungen. Und für die europäischen Ströme wie die Elbe oder die Donau verfügt die Bundeswehr über anderes Gerät.

Im Vergleich zum Vorgänger Biber ist diese Neuentwicklung von Krauss-Maffei Wegmann vergleichsweise leise, wobei die Betonung auf „vergleichsweise“ liegt. Denn die 1500 Pferdestärken machen sich durchaus bemerkbar und verleihen dem Gefährt mit zwei Mann Besatzung und jeder Menge Elektronik eine Höchstgeschwindigkeit von 68 Stundenkilometern. Sogar unter Autobahnbrücken passt es durch.

Der Leguan ist bereits in 17 anderen Ländern im Einsatz, darunter USA, Belgien, Finnland oder Malaysia, und wird derzeit auf Herz und Nieren für die Tauglichkeit für die Bundeswehr getestet. „Das ist ein längeres Verfahren. Der Forderungskatalog muss erfüllt werden“, sagt Oberst Busch. Ingolstadt wurde ausgewählt, weil hier die Infrastruktur vorhanden ist: Übungsgelände, eine große Halle und Unterkünfte. Hier werden auch die Soldaten, die vorher schon im Simulator geübt haben, auf dem neuen System ausgebildet. Vier Wochen wird das dauern, dann geht die Erprobung bei der WTD 41 in Trier weiter, wo der Leguan wie jedes andere Fahrzeug seine Straßenzulassung erhält. Anschließend kommt die Panzerschnellbrücke wieder nach Ingolstadt zurück, wo die taktische Einsatzprüfung erfolgt. Wenn der Leguan alle Tests absolviert hat, kann das Fahrzeug dann auch bei der Bundeswehr eingesetzt werden. Ziel ist es laut Busch, 2019 im Baltikum mit vier Systemen präsent zu sein. Am Tag der offenen Tür an diesem Samstag (siehe unten) wird der Leguan aber noch nicht gezeigt.