Hirnstetten
Legionäre rüsten zum Angriff

Josef Mederer hat in mühevoller Kleinarbeit eine römische Carroballista nachgebaut

25.11.2021 | Stand 30.11.2021, 3:45 Uhr
Eine Nachbildung der römischen Torsionswaffe Carroballista hat der 59-jährige Josef Mederer (2. v. r.) gebaut. −Foto: Müller

Hirnstetten - Es war arbeitsaufwendig, aber nun ist sie fertig: die römische Torsionswaffe Carroballista. Erbaut in vielen Stunden und Tagen von dem 59-jährigen Josef Mederer, einem passionierten Anhänger der römischen Legionäre.

Die Präsentation des neuen Objektes fand im Kreis der Legio III Italica Pia Fidelis am Hirnstetter Kohlbuck, wenige Meter vom Limes entfernt, statt. Die Besucher und die Gruppe der Römerfreunde waren von der Vorführung der originalgetreuen Waffe und ihrer Funktionalität beeindruckt. Sie ist demnach bis zu 120 Meter treffsicher.

Josef Mederer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Zeitalter der Römer, besonders mit dem Bau römischer Waffen, Torsionsgeschützen und ihrer Schutzbekleidung. Viele dieser Ausrüstungsgegenstände fertigte er bereits originalgetreu nach.

Nun erfüllte er sich ein lang geplantes Vorhaben: Während der Corona-Pandemie hat er eine Carroballista, ein fahrbares Pfeilgeschütz, gebaut. Als Vorbild dienten ihm dabei Abbildungen auf der Trajans- und Marc-Aurel-Säule in Rom. Die Anregungen zum Bau und die technischen Kenntnisse hat er sich über viele Jahre in Fachbüchern und durch Museumsbesuche angeeignet.

Die Carroballista hat er in seiner heimischen Werkstatt gebaut. Über insgesamt eineinhalb Jahre entstand das Geschütz in mühevoller Handarbeit und detailgetreu. Die Grundkonstruktion besteht aus Eichen- und Eschenholz. Für die kleineren Metallteile wurde altes handgeschmiedetes Eisen wiederverwertet, das er aus Abrissen von alten Gebäuden gesammelt hatte. Lediglich für die Wagenräder und die Torsionsbuchsen habe er sich behelfen müssen.

Nach langer Suche fand er einen Wagnermeister, der die Räder nach Wunsch fertigte. Selbst die Geschossbolzen, Kurzpfeile mit circa 45 Zentimetern Länge, wurden dem historischen Vorbild nachempfunden. Das spezielle Pfeilenholz stammt aus Sibirien. Die handgeschmiedeten Pfeilspitzen mit Tülle wurden wiederum bei einem Schmied in Auftrag gegeben. Originalgetreue Teile, die oftmals nur aus anderen Ländern zu beschaffen sind, sind allerdings stets sehr teuer. Josef Mederer, dem kein Handwerkszweig fremd ist, wird nicht nur bei den "römischen Legionären" wegen seiner selbst gefertigten Ausrüstung wie Kettenhemden, Helmen, Schildern, Speeren und Katapulten hoch geschätzt, sondern auch bei Veranstaltungen wie etwa dem Festzug beim Kipfenberger Limesfest.

kmu