Nürnberg
Leere in Kopf und Körper beim FC Ingolstadt

Schanzer flüchten sich nach desaströsem Auftritt im Relegations-Hinspiel in Durchhalteparolen

08.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:48 Uhr
Noch gut bedient waren die Ingolstädter um Angreifer Dennis Eckert-Ayensa mit dem 0:2 im Relegations-Hinspiel in Nürnberg. −Foto: Bösl

Nürnberg/Ingolstadt - Dieser chancenlose Auftritt hat für riesengroße Ernüchterung gesorgt – bei den Spielern des FC Ingolstadt wie bei den Fans der Schanzer. Durch das am Ende sogar schmeichelhafte 0:2 (0:2) beim 1. FC Nürnberg steht der Drittligist im Relegations-Rückspiel am kommenden Samstag (18.15 Uhr/ZDF und DAZN) vor einer Herkulesaufgabe. Der FCI muss sich in allen Belangen steigern, um doch noch die Minimalchance auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu nutzen.

„Unsere Leistung hat nicht ansatzweise gereicht“, bilanzierte Vizekapitän Marcel Gaus am Dienstagabend im ZDF  – und brachte es damit auf den Punkt: Der FCI blieb in dem äußerst einseitigen Hinspiel im Max-Morlock-Stadion den Nachweis schuldig, dem Club die von Trainer Tomas Oral ausgerufene „Schlacht“ zu liefern. Zweikampfstärke, Torgefahr oder Kampfgeist: Die Schanzer ließen vieles von dem vermissen, „was uns eigentlich in den letzten Wochen ausgezeichnet hat“, sagte Gaus. Mit „blamabel“, „unglaublich“ oder „totales Versagen“ brachten einige Fans in der Kommentarspalte unter donaukurier.de ihren Unmut zum Ausdruck.

Nur die wenigsten Anhänger trauen ihrer Mannschaft im Rückspiel offenbar noch die Wende zu und stellen sich bereits auf eine weitere Saison in der 3. Liga ein. „Der FCI hat vier Tage zur Regeneration – ob er das Wunder schafft, ist unwahrscheinlich“, schrieb ein Leser. Die Schanzer selbst flüchteten sich bereits kurz nach Abpfiff in Durchhalteparolen. „Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir zurückkommen können, und werden kämpfen bis zum Ende“, versprach Gaus. „Wir resignieren nicht, müssen uns nur schütteln und vernünftig mit der Niederlage umgehen“, ergänzte Trainer Tomas Oral, der die Partie für seine Verhältnisse erstaunlich emotionslos an der Seitenlinie über sich ergehen hatte lassen.

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Zudem klammerte sich der Drittligist  an den Strohhalm, dass die Nürnberger um den gefeierten Doppeltorschützen Fabian Nürnberger trotz ihrer drückenden Überlegenheit nur mit 2:0 gewannen. Für den FCI besteht damit am Samstag im Audi-Sportpark zumindest noch ein Fünkchen Resthoffnung auf den Wiederaufstieg. „Nürnberg hat für das Rückspiel bei uns jetzt eine hervorragende Ausgangslage – so ehrlich müssen wir sein“, meinte  mit Torwart Marco Knaller der einzige Ingolstädter mit Normalform. „Wir hatten uns etwas anderes für die Begegnung vorgestellt, aber wir werden trotzdem alles probieren, um das Ding noch mal zu drehen“, ergänzte der 33-Jährige,  der laut „Tiroler Tageszeitung“ vom österreichischen Zweitligisten Wacker Innsbruck um Trainer Daniel Bierofka umworben wird. 

Mit einer ausführlichen Fehleranalyse läutete Oral, der sich nach seinen verbalen Störfeuern mit   Nürnbergs Interimscoach Michael Wiesinger aussprach, am Mittwochvormittag die Vorbereitung auf das  letzte Saisonspiel  ein – und dabei hat der 47-Jährige alle Hände voll zu tun. Der Chefcoach muss seine  Mannschaft wieder mental aufrichten, auf  die Rückkehr von Stoßstürmer Stefan Kutschke hoffen und vor allem die allerletzten Kraftreserven mobilisieren. „Man konnte schon sehen, dass der Gegner frischer und spritziger wirkte“, stellte Oral fest und sprach von einem „Megapensum“, das die Schanzer in den vergangenen Wochen zurücklegen mussten und deshalb in Nürnberg merklich auf der letzten Rille liefen. „Aber das habe ich vor dem Spiel nicht gelten lassen und  jetzt auch nicht“, ergänzte er. Stattdessen komme es darauf an, „am Wochenende irgendwie in die Partie zurückzukommen“. Wie dieses irgendwie aussieht, ließ Oral offen. Fest steht jedoch, dass  die Schanzer dann ein  Fußball-Wunder brauchen.

Julian Schultz