Neuburg
Lebhaft und gefühlvoll

Ensemble del Arte unter Leitung von Ariel Zuckermann begeistert mit "Fasching mal klassisch"

17.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:41 Uhr
Höchste technische Präzision zu bieten, ohne an Ausdrucksstärke, Charme und Authentizität zu verlieren, ist ein Markenzeichen von Ariel Zuckermann. Das Ensemble del Arte begeisterte unter seiner Leitung im außergewöhnlichen, klassischen Faschingskonzert. −Foto: Hammerl

Neuburg - Ariel Zuckermann im Konzert zu erleben, ist immer etwas Besonderes.

Die Eleganz und scheinbare Leichtigkeit, gepaart mit höchster Präzision, die der Spitzendirigent an den Tag legt, faszinieren. Beim Konzert des Ensemble del Arte unter dem Motto "Fasching mal klassisch" hat er noch eine im klassischen Konzert eher selten zu erlebende Facette mit hineingebracht - den Humor.

Das Publikum im nahezu ausverkauften Kongregationssaal amüsiert sich köstlich, vor allem im zweiten Teil des Faschingskonzerts, das diesen Namen tatsächlich verdient. Zunächst aber beeindruckt das versierte, hochkarätig besetzte Ensemble mit einem Frühwerk von Leo? Janá? ek, der "Suite für Streichorchester", deren spannungsreicher erster Satz "Moderato" bereits die Vielschichtigkeit des Werks andeutet und neugierig macht auf das, was kommt: Zwei sehnsuchtsvolle "Adagio", das erste getragen von den Geigen und Bratschen, deren gedämpfte, zarte Töne so harmonisch zusammenfließen, als kämen sie von einem einzelnen Instrument.

Das zweite Adagio beginnt mit den tiefen Streichern und balanciert zwischen Schwermut und positiver Strahlkraft. Im "Presto" explodieren Dirigent wie Musiker gleichermaßen, lebhaft-bewegt gibt sich das "Andante con moto", temperamentvoll drängt das "Andante" vorwärts. Die Einflüsse der tschechischen (Volks)musik und des von Janá? ek verehrten Antonín Dvo? ák sind unverkennbar, die Suite insgesamt ebenso eingängig wie abwechslungsreich. Ein beeindruckendes Werk mit Elementen aus Spätromantik und Moderne. Etwas sperriger, schwerer zugänglich folgt die "Kleine Suite für Streicher" des dänischen Komponisten Carl Nielsen, ebenfalls ein Frühwerk, das lediglich im Walzertakt des "Intermezzo" noch Anklänge an die Spätromantik erkennen lässt und mit einem aufrüttelnden "Finale" Musiker wie Zuhörer in die Pause schickt.

Die von Zuckermann angekündigten "Tänze aus aller Welt" starten furios mit Béla Bartóks "Rumänischen Volkstänzen für Streichorchester". Sie beginnen mit dem rhythmischen Stabtanz, tänzelnd-beschwingt folgt der Gürteltanz, mit Verve "Der Stampfer", verspielt-melodiös der Horn-Tanz, heiter die rumänische Polka und wild galoppierend endet der Block mit dem Schnell-Tanz, der dem Publikum Bravorufe entlockt.

Nach fünf griechischen Tänzen für Streichorchester von Nikos Skalkottas, die von leichtfüßig-tänzelnd über gefühlvolle Passagen bis zum wirbelwindgleichen "Kleftikos" reichen, kommt Zuckermann "eine spontane Idee". Nachdem sich kein Geburtstagskind meldet, fragt er unverblümt: "Wer möchte mal dirigieren? " und versichert gleich dazu, "ich helfe". Tatsächlich wagt sich Adi Hausbeck an die Aufgabe, den "Ungarischen Tanz Nr. 5" von Johannes Brahms zu dirigieren - eine kabarettreife Darbietung der beiden "Dirigenten" und eine ausgezeichnete Leistung der Musiker um ersten Geiger Irakli Tsadaia, die sich nicht beirren lassen und den Spaß mitmachen. "Sie haben gespielt, was sie wollten und nicht was ich dirigiert habe", merkt Hausbeck am Ende lachend an, und Zuckermann übernimmt noch einmal für die mitreißende "Tritsch-Tratsch-Polka" von Johann Strauß und mehrere Zugaben, darunter an Swing erinnernde Tänze des Georgiers Igor Loboda, ein Stück aus dem Musical Anatevka und zum Abschluss ein temporeiches Werk des aserbaidschanischen Komponisten Qara Qarayev.

DK

Andrea Hammerl