Eichstätt
Lebensperspektiven für Leprakranke

Manfred Göbel berichtet über Herausforderungen in der Tuberkulose- und Lepra-Arbeit in Brasilien

19.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:00 Uhr
Einen bewegenden Einblick in seine Arbeit in der Lepra- und Tuberkulosebekämpfung gibt Entwicklungshelfer Manfred Göbel (Mitte), hier mit Franz-Josef Beringer vom Verein Brasilienhilfe Manfred Göbel (links) und Weltkirche-Referent Gerhard Rott. −Foto: Kusche

Eichstätt (ddk) 11000 Kilometer ist Manfred Göbel seit Anfang Oktober quer durch Deutschland und Tschechien gefahren, um von seiner über 40-jährigen Lepra- und Tuberkulose-Arbeit in Brasilien zu berichten.

In Eichstätt hielt der dienstälteste Entwicklungshelfer Deutschlands nun auf Einladung der Kolping-Familie und weiterer Eichstätter Vereine seinen zunächst letzten Vortrag, bevor er am 1. Januar in den Ruhestand geht.

"Ich will kein Geschenk - ich will eine Zukunft": Diesen Satz auf einem Pappschild eines brasilianischen Kindes in einem Armenviertel zitierte Manfred Göbel während seines Vortrags vor den rund 40 gebannt lauschenden Zuhörern nicht nur einmal. Denn Perspektivlosigkeit prägt nicht nur das Leben vieler Kinder und Jugendlicher, sondern des Großteils der Familien in Brasilien insgesamt, insbesondere im Bundesstaat Mato Grosso, wo Göbel seit Jahrzehnten für das Deutsche Aussätzigenhilfswerk tätig war: "Rund 40 Prozent aller Kinder leben in extremer Armut", erläuterte Göbel anhand berührender Fotos. Kriminalität, Korruption, Arbeitslosigkeit und Armut prägten das Leben der Menschen.

Rund 70000 neue Tuberkulose-Fälle werden jedes Jahr in Brasilien erkannt, bei den Lepra-Erkrankungen waren es 2017 26875 Fälle. Der Bazillus, der sich über Tröpfcheninfektion verbreitet und Nervengewebe angreifen kann, ist zwar nur im fortgeschrittenen Stadium ansteckend. Doch das große Problem ist das Erkennen der Krankheit: "Lepra ist heilbar, doch sie muss rechtzeitig diagnostiziert werden", betonte Göbel. Und dies sei gerade bei der indigenen Bevölkerung, die allein in Mato Grosso noch in 17 völlig abgeschotteten Stämmen lebt, sehr schwierig.

Noch bis 1984, so berichtete Göbel eindrücklich, habe man Lepra-Kranke gnadenlos in einer der zahlreichen Leprakolonien zwangsinterniert. Heute, rund 40 Jahre später, ist dies zum Glück Vergangenheit: "Wir setzen auf die Ausbildung von medizinischem Personal, bieten Lepra-Kurse für rund 2900 Fachkräfte jährlich an, haben Rehabilitations- und Orthopädiezentren begründet. " Auf ehrenamtlicher Basis möchte sich Göbel weiterhin in Mato Grosso in der medizinischen Aus- und Fortbildung und in seinem Kinderzentrum "Educar" aktiv engagieren.