Passau
Lebenslanger Kampf für die Umwelt: Horst Stern tot

21.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:48 Uhr
Horst Stern. −Foto: Markus Beck/Archiv

Er war ein Kämpfer für die Natur und die Tierwelt: Horst Stern hat sich in vielen TV-Reportagen und Veröffentlichungen für den Umweltschutz eingesetzt - und den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland mitbegründet. Zuletzt lebte er zurückgezogen.

Der Umweltschützer und Fernsehjournalist Horst Stern ist im Alter von 96 Jahren in Niederbayern gestorben. Das bestätigte sein Sohn am Montag auf Anfrage.

Mit eindrucksvollen, teils drastischen Filmaufnahmen und Kommentaren hatte Stern vor einem gedankenlosen Umgang mit der Natur gewarnt und Missstände aufgedeckt. Seine ARD-Sendung „Sterns Stunde“ ist vielen älteren Fernsehzuschauern auch heute noch ein Begriff. 1975 gründete er unter anderem mit Bernhard Grzimek den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Zuletzt lebte er zurückgezogen in Passau. Er starb bereits am vergangenen Donnerstag.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger würdigte Stern mit den Worten: „Wir haben einen großen Naturschützer für Deutschland verloren, der bereits in den 1970er Jahren durch seine Filme die Grundlage gelegt hat für die heutige Bedeutung des Natur- und Umweltschutzes.“

Seine oft sehr pointierte Kritik brachte ihm den Ruf eines Kronzeugen für die ökologische Bewegung ein. Main-Donau-Kanal oder Tiere in der Pharmaforschung: Horst Stern meldete sich zu Wort und prangerte an. Er warnte auch frühzeitig vor den Gefahren des Alpen-Tourismus und vor dem Waldsterben.

SWR-Intendant Peter Boudgoust würdigte Stern in einer Mitteilung als herausragenden Journalisten und unermüdlichen Kämpfer für Tierethik und ein ökologisches Bewusstsein. „Dabei war sein Vorgehen oft provokativ, aber stets reflektiert und von großem Sachverstand geprägt.“

Geboren wurde Stern 1922 in Stettin (heute Szczecin/Polen). Im Zweiten Weltkrieg geriet er in amerikanische Gefangenschaft und arbeitete anschließend als Dolmetscher der US-Army in Ludwigsburg. Später wechselte der gelernte Bankkaufmann in den Journalismus und begann bei den „Stuttgarter Nachrichten“. 1974 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart. 1980 gründete er die Umweltzeitschrift „Natur“, die er als Herausgeber und Chefredakteur leitete.

1984 zog er sich aus der aktuellen Berichterstattung zurück, machte aber als freier Schriftsteller auf sich aufmerksam, unter anderem mit „Mann aus Apulien“ über den Stauferkaiser Friedrich II. und mit „Jagdnovelle“. 1993 erschien sein Roman „Klint - Stationen einer Verwirrung“. Der „Zeit“ sagte Stern damals: „In Klint bündeln sich die großen Ängste unserer Zeit, deren Angelpunkt ist, dass der Mensch unter Inkaufnahme der Zerstörung der Welt die Wissenschaft immer weiter treibt.“

In einem Interview Mitte der 90er Jahre wirkte er resigniert: Er habe seine hochgesteckten Ziele nicht erreicht. „Nichts hat sich geändert. Die Legebatterien sind nicht kleiner geworden, die Kälber stehen noch in der Dunkelbox, die Tierquälerei hat sogar zugenommen.“ Er habe den Menschen den Charakter ihrer Gesellschaft vorführen wollen, sagte Stern und fügte hinzu: „Aber man hat mich unterm Strich für einen Tierfilmer gehalten.“

Der Bayerische Rundfunk erinnerte am Montag an den großen Wirbel um Sterns „Bemerkungen über den Rothirsch“, die an Heiligabend 1971 ausgestrahlt wurden. Wörtlich hieß es am Ende: „Man rettet den deutschen Wald ja nicht, indem man „O Tannenbaum“ singt.“ Der damalige Fernsehdirektor des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart, Horst Jaedicke, musste die Sendung anschließend gegen wütende Proteste verteidigen.

dpa