Lebensgefahr am Bahngleis

25.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:39 Uhr

Die Lautstärke und Geschwindigkeit von Zügen wird oft unterschätzt. Auf der Strecke Ingolstadt-Regensburg ist am Samstag ein 15-Jähriger von einem Zug erfasst worden. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) War es eine Mutprobe? Oder wollte der 15-Jährige, der am Samstagabend auf dem Bahngleis lief und vom Regionalexpress aus Regensburg erfasst wurde, den Heimweg abkürzen? Noch sind viele Fragen offen. Der Jugendliche liegt in äußerst kritischem Zustand im Klinikum.

Der Ingolstädter hatte bei dem Unglück schwerste Kopfverletzungen erlitten. Noch ist unklar, ob er überlebt. Die für Bahnunfälle im Raum Ingolstadt zuständige Bundespolizei in Nürnberg sucht jetzt nach einer Gruppe von Jugendlichen, die sich nach Angaben des Lokführers in der Nähe aufgehalten hat und weggelaufen ist. Ob die jungen Leute zu dem 15-Jährigen gehört hatten oder zufällig in der Nähe waren, ist unklar, so Hermann Kausler von der Bundespolizei in Nürnberg. Die Ermittler bitten die Jugendlichen oder weitere Zeugen des Unfalls, sich unter der Telefonnummer (09 11) 205 551-240 zu melden. Es gehe lediglich um eine Aussage. "Denen passiert nichts", betonte Kausler.

Über die Ursache des Unglücks, das sich wie berichtet am Samstag gegen 18.50 Uhr auf dem Regensburger Bahngleis etwa in Höhe der Autobahnbrücke ereignet hatte, kann bislang nur spekuliert werden. Der 15-Jährige konnte zu dem Vorfall noch nicht befragt werden. Die Bundespolizei geht von einem Unfall aus, einen Selbstmordversuch schließen die Ermittler aus.

Den 24-jährigen Lokführer, so Kausler, "trifft definitiv keine Schuld". Er habe mit Warnpfiff und Notbremsung versucht, den Zug anzuhalten, hatte jedoch bei einem Bremsweg von rund 500 Metern keine Chance. Der Mann wurde nach dem Unglück abgelöst, er wird psychologisch betreut.

Allein am vergangenen Wochenende wurden in Bayern vier Männer von Zügen getötet. Zu Unfällen käme es oft, weil Menschen die Geschwindigkeit, die Lautstärke und die Sogwirkung von Zügen unterschätzten, sagt Krausler. In regelmäßigen Abstanden warnt die Bundespolizei – auch im Raum Ingolstadt – davor, dass Kinder im Gleisbereich spielen.

Ein herannahender Zug sei heute viel leiser als früher. "Der Zug ist da, bevor man ihn hört", warnt Kausler. Besonders geräuscharm seien ICE. Und gerade diese hätten eine starke Sogwirkung.