Großmehring
Lebensgefährlicher Konkurrenzkampf?

Nach den heimtückischen Manipulationen an Kränen in Großmehring machen Mutmaßungen die Runde

23.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Ein Baukran wie dieser soll von einem 51-Jährigen im neuen Baugebiet Nord-West in Großmehring manipuliert worden sein. Der mutmaßliche Täter sitzt nach wie vor in U-Haft - Foto: Eberl

Großmehring (DK) Nach den lebensgefährlichen Manipulationen an Baukränen im Sommer in einem Großmehringer Neubaugebiet sitzt der mutmaßliche Täter weiter in U-Haft. „Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt wartet im laufenden Verfahren noch auf ein technisches Gutachten“, so deren Sprecher Jürgen Staudt.

Die Ermittlungsbehörde wirft dem 51-Jährigen versuchten Mord an den Arbeitern vor, die auf den zwei betroffenen Baustellen im Baugebiet Nord-West tätig waren. Der Mann, der dem Vernehmen nach aus dem Landkreis Neumarkt kommt, soll zwischen Anfang Juni und Ende Juli Baumaschinen, Fahrzeuge und Kräne einer Baufirma aus Karlskron beschädigt und heimtückisch manipuliert haben (DK berichtete).

Nach Angaben des Polizeipräsidiums in Ingolstadt wurden zweimal sogar tragende Stahlseile von Kränen vermutlich mit einer Eisensäge angeschnitten. „Dadurch hätten diese zusammenbrechen oder die Lasten herabstürzen können“, sagt Polizeisprecher Günter Beck. Nur glücklichen Umständen sei es zu verdanken, dass nichts passiert ist.

„Wenn der Kran auf die Straße oder auf die Nachbarhäuser gefallen wäre, dann hätte es Tote geben können.“ Noch immer fassungslos ist Markus Dietrich, der in dem Baugebiet wohnt.

Das Tatmotiv steht bislang noch nicht eindeutig fest. Laut Jürgen Staudt von der Staatsanwaltschaft hat der Beschuldigte noch keine Aussagen zu seinen Beweggründen gemacht. „Differenzen im geschäftlichen Bereich“ vermuten die Ermittler. Weitere Details will Polizeisprecher Günter Beck nicht nennen.

Markus Dietrich wird da schon deutlicher, als sich der DONAUKURIER im Baugebiet Nord-West umsieht. „Wahrscheinlich herrschte ein Konkurrenzkampf zwischen dem Täter und der betroffenen Baufirma“, meint der Großmehringer. Er wohnt mit seiner Familie in Sichtweite des Hauses in der Akeleistraße, an dem einer der beiden Kräne manipuliert worden war. „Angefangen hat alles Anfang Juli“, erinnert sich Dietrich. Bei einem Ladefahrzeug, das vor dem Rohbau stand, sei die Frontscheibe eingeworfen worden. „Der Bobcat war dadurch nicht mehr funktionsfähig.“ Das alles habe er mit eigenen Augen gesehen, versichert der Familienvater.

Einige Tage später sei das Stahlseil des 20 bis 25 Meter hohen Krans auf der Baustelle an der Akeleistraße abgezwickt worden. Bei einem Haus in der nur einige 100 Meter entfernten Dahlienstraße sei dann ein bis zwei Wochen später ein anderer Baukran auf gleiche Weise manipuliert worden, berichtet Dietrich. Auch dort habe die Baufirma aus Karlskron gearbeitet. „Da hat dann die Feuerwehr den Bereich rund um die Baustelle abgesperrt, damit nichts passieren kann.“ Weil er die Vorfälle „voll mitbekommen“ habe, seien er und seine Familie beunruhigt gewesen, räumt Dietrich ein. „Wir wussten ja zunächst nicht, wer da randaliert und was der noch alles anstellt.“ Gott sei Dank sei der mutmaßliche Täter nun gefasst worden.

Nach Dietrichs Meinung hat der 51-jährige Mann einen „Hass auf die Baufirma“ gehabt. Der Großmehringer vermutet: „Der Täter hat selbst ein Bauunternehmen und bewarb sich um die gleichen Projekte beim Bauträger wie die Karlskroner Firma.“ Die Karlskroner seien aber günstiger gewesen und hätten deshalb den Auftrag bekommen. Nach den Vorfällen hat die Familie Dietrich immer wieder geschaut, ob im neuen Baugebiet verdächtige Personen unterwegs sind. „Wir haben aber nichts beobachtet.“

Auch zwei Frauen nicht, die mit ihren Familien direkt neben dem betroffenen Haus in der Akeleistraße wohnen. Sie zeigen sich bestürzt über die Manipulationen: „Der Kran hätte leicht auf mein Haus fallen können. Nicht auszudenken, was dann alles hätte passieren können“, sagen beide.

Bei den insgesamt fünf Einzelfällen ist laut Polizeisprecher Beck ein Schaden von rund 45 000 Euro entstanden. Am 10. September wurde der mutmaßliche Täter festgenommen. Bei der Durchsuchung seiner Wohn- und Firmenräume stellten Polizeibeamte Beweismittel sicher. Dazu wollte sich Beck nicht näher äußern. Der 51-Jährige sitzt nach wie vor in Kaisheim in Untersuchungshaft.

Über die schlimmen Vorfälle schweigt die geschädigte Baufirma: „Ich darf nichts sagen, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt“, betont die Firmenchefin auf Anfrage des DONAUKURIER.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelt weiter. Mit dem technischen Gutachten soll geklärt werden, wie konkret die Gefährdung durch die angesägten Kräne gewesen sei, teilt Jürgen Staudt mit.