Altmannstein
Lebensfreude trotz Schicksalsschlag

Altbürgermeister Adam Dierl wird fünf Jahre nach seinem Schlaganfall als positiver Mensch gesehen

15.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Den Ehrentitel "Altbürgermeister" erhielt Adam Dierl (Zweiter von links) im September 2012, etwa eineinhalb Jahre nach seinem Schlaganfall. Mit ihm freuten sich seine Ehefrau Renate Dierl (von links), Bürgermeister Norbert Hummel, Dritter Bürgermeister Josef Wagner sowie Vize-Bürgermeisterin Hannelore Eichenseher über die Ernennungsurkunde. ‹ŒArch - foto: bid

Altmannstein (DK) Im Januar vor fünf Jahren erlitt Adam Dierl einen Schlaganfall. Zuvor hatte er 25 Jahre lang die Geschicke im Altmannsteiner Rathaus geleitet. Der heutige Bürgermeister Norbert Hummel erinnert sich, was Dierls Ausfall für die Gemeinde bedeutete - und erzählt, wie es ihm heute geht.

Ein Schock, ein großes Unglück sei es für die Gemeinde gewesen, sagt Norbert Hummel (CSU) über die Ereignisse im Januar 2011. "Adam Dierl war ein Bürgermeister mitten im Leben", erklärt der Rathauschef. "Dann ist er von einer Sekunde auf die andere komplett ausgefallen." Eineinhalb Jahre lang herrschte quasi Ausnahmezustand im Altmannsteiner Rathaus, in denen Hummel - damaliger Stellvertreter Dierls -, Hannelore Eichenseher - vormals Dritte Bürgermeisterin (CSU) - und Mitarbeiter der Verwaltung sich Dierls Aufgaben untereinander aufteilten. Eine Doppelbelastung, da sowohl Hummel als auch Eichenseher anderweitig beruflich beschäftigt waren. "Eine Einarbeitung gab es nicht, wir mussten schnell laufen lernen", sagt das heutige Gemeindeoberhaupt rückblickend.

Eine Dauerlösung war das nicht. Lange wussten die Altmannsteiner nicht, wie es mit der Marktgemeinde weitergehen soll. Zuerst sah es ganz danach aus, als ob Dierl, seit 1986 im Amt, nach einem halben Jahr zurück ins Arbeitsleben treten könnte. "Dann haben wir gemerkt, dass es länger dauert", sagt Hummel. Nur zögernd hat die Gemeinde schließlich gemeinsam mit dem Bayerischen Gemeindetag und der Familie Dierl eine Lösung gesucht. Hummel, der den Bürgermeister schon eineinhalb Jahre vertreten hatte, wurde im Sommer 2012 offiziell zu seinem Nachfolger gewählt.

Er trat damit in große Fußstapfen. Adam Dierl war zu diesem Zeitpunkt über 26 Jahre im Chefsessel im Altmannsteiner Rathaus gesessen. "Alle Themen dieser Zeit sind fest mit seinem Namen verknüpft", sagt Hummel und verweist auf Kanalisierung, Schulen und Kindergärten. "Er hatte die Fäden in der Hand, das wirkt bis heute nach." Kein Wunder also, dass der Neuenhinzenhausener, ab 1978 mit 26 Jahren als damals Jüngster im Marktgemeinderat, im September 2012 zum Altbürgermeister ernannt wurde. Eine Würdigung für sein Lebenswerk, wie Hummel beim Festakt mit über 80 Besuchern angemerkt hatte: "Er brachte Altmannstein voran."

Dierls schwerer Schicksalsschlag liegt nun fünf Jahre zurück. Doch sowohl der Altbürgermeister als auch die Gemeinde haben sich längst davon erholt. Zwar kann der heute 63-Jährige, der übrigens treuer Fan des TSV 1860 München ist, nicht mehr sprechen und gehen. "Vom Verstand her war er aber nie weg", hebt seine Frau, Renate Dierl, hervor, die ihrem Mann aufopferungsvoll zur Seite steht. Er verstehe alles, nehme aktiv an Gesprächen teil und navigiere sie im Landkreis mit dem Auto durch all die Orte, in denen sie sich nicht so gut auskennt. "Unsere Töchter sagen sogar, dass ihr Papa das bessere Navi ist." Das Wichtigste sei, dass ihr Ehemann nicht niedergeschlagen ist und alles sehr positiv sieht, stellt Renate Dierl fest.

Ähnliches kann Norbert Hummel berichten. "Dierl hat früher immer die Gesellschaft gesucht und war gerne unter Leuten", erzählt er. Dies gelte nach wie vor. "Ich finde, er macht einen ausgeglichenen Eindruck." So nehme das Ehepaar nach wie vor nahezu alle Einladungen an. Und wenn Renate Dierl sich selbst im Frühjahr in den Ruhestand verabschiedet, hat sie ausreichend Gelegenheiten, ihren Ehemann auf Trab zu halten. "Dann werde ich ihn noch mehr ärgern", prophezeit sie mit einem Augenzwinkern.